Tiefschläge auf Höhenzügen: Ökostromgruppe kämpft um neue Windräder im Schwarzwald Politik & Wirtschaft | 23.10.2018 | Philip Thomas

Das 2017 novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hat dem Klimawandel in Süddeutschland den Wind aus den Segeln genommen: Im vergangenen Jahr wurde in Baden-Württemberg nur ein einziges Windkraftrad genehmigt – 2016 waren es noch 200 mehr.

Nach dieser Flaute rechnet die Freiburger Ökostromgruppe für dieses Jahr mit Bewilligungen für acht neue Windkrafträder im Schwarzwald – und appelliert an den Gesetzgeber.

„Weltweit boomt die Windkraft“, sagt Andreas Markowsky. Der Geschäftsführer der Freiburger Ökostromgruppe verdeutlichte unlängst vor Journalisten: „In China wurden in zwei Jahren so viele Windkraftanlagen gebaut wie es in Deutschland insgesamt gibt.“ Auch in Ländern wie Marokko, Chile, Türkei oder den USA würde die Windkraft immer mehr Anklang finden.

Unter der Regie der Ökostromgruppe sollen nun im Kinzigtal vier neue Wind­räder entstehen, im Landkreis Emmendingen drei, im Ortenaukreis eines und auch auf dem Taubenkopf am Schauinsland sollen künftig drei neue Anlagen umweltfreundlicheren Strom erzeugen, wogegen es auf einer Veranstaltung in Kappel mächtig Gegenwind gab – von Menschen, die offenbar eigens angereist waren und gar nicht betroffen wären. Für die Anlagen außerhalb von Freiburg rechnet Markowsky noch in diesem Jahr mit der Genehmigung.

Die Ökostromgruppe will nicht nur neue Standorte nutzbar machen, sondern auch an bestehenden leistungsstärkere Windräder bauen. Bereits gebaute Anlagen hätten dazu geführt, dass die „Ängste der Bevölkerung abgebaut“ wurden. So dreht sich im Schuttertal mittlerweile eine neue Anlage mit 70 Meter langen Rotorblättern, die fünfmal so viel Strom erzeugt wie ihre beiden abgebauten Vorgänger mit 35 Meter langen Blättern zusammen. „Die Entwicklung der Windkrafträder ist noch nicht zu Ende“, sagt der Geschäftsführer. Derzeit befinden sich 100 Meter lange Flügel in einer Testphase.

Mehr Zuschläge für Baden-Württemberg

Nach dem EEG sollen bis 2025 mindestens 40 Prozent des deutschen Stroms aus regenerativen Quellen kommen. Das damit verknüpfte Ziel der Landesregierung in Stuttgart, den Anteil der Windenergie im Ländle bis 2020 von vier auf zehn Prozent aufzustocken, sieht Markowsky bereits gescheitert: „Wenn 2017 nur eine Anlage genehmigt wird, ist das nicht zu schaffen.“

Schuld daran sei vor allem die Politik und das 2017 ebenfalls in Kraft getretene Ausschreibungsverfahren für große Anlagen: Weil Transportkosten von Strom durch die Republik und der erhöhte Aufwand, Anlagen auf Berghängen zu bauen, in Berlin nicht berücksichtigt würden, seien die notwendigen Zuschläge überproportional oft an Großkonzerne in Norddeutschland gegangen.

Auch der südbadische Energieversorger Badenova sieht sich benachteiligt. „Das Ziel, die Vielfalt bei den Teilnehmern zu erhöhen, wurde im vergangenen Jahr ins Gegenteil gedreht“, sagt Unternehmenssprecher Roland Weis. Zudem seien Bürgergenossenschaften mit Privilegien ausgestattet worden, wonach eine Teilnahme ohne Genehmigung und mit längeren Fristen möglich gewesen sei.

Diese Privilegien wurden zum Jahresbeginn 2018 ausgesetzt. Weis ist vorsichtig optimistisch: „Seitdem steigen die Gebotspreise wieder und auch Projekte in Baden-Württemberg erhalten wieder Zuschläge.“ Markowsky ist sich sicher: „Es gibt wirtschaftlich nichts Sinnvolleres, als Strom verbrauchsnah im Süden zu produzieren. Wir tun etwas gegen den Klimawandel, aber die Politik sollte dazu auch die Voraussetzungen schaffen.“

Foto: © badenova