Von den alten Hasen lernen: Die „Senioren der Wirtschaft“ unterstützen Start-ups Politik & Wirtschaft | 01.12.2021 | Pascal Lienhard

Wirtschaftssenioren

Wer einen großen Teil des beruflichen Lebens in einer bestimmten Branche verbringt, hat ein großes Wissen gesammelt. Die „Senioren der Wirtschaft“ stellen diese Ressource zur Verfügung. Der gemeinnützige Verein betreut und berät Unternehmen in Baden-Württemberg und Teilen von Rheinland-Pfalz – und unlängst auch in Südbaden. Wo auch Vorstand Herbert Lehmann lebt.

Knowhow und Netzwerke

„Erfahrung teilen – Erfolg sichern“ – das ist das Motto der Wirtschaftssenioren. In dem Verein engagieren sich rund 60 ehrenamtliche Expert·innen. Sie haben Erfahrung als Fach- und Führungskräfte in Branchen wie der Industrie, dem Handwerk, dem Handel, dem Dienstleistungs- und Bankensektor sowie den freien Berufen. Ihr Ziel: Start-ups, Existenzgründer·innen und kleinere und mittlere Unternehmen (KMUs) bei der Unternehmungsgründung, -entwicklung und -sicherung sowie bei Übergaben und Übernahmen unterstützen.

Zum einen ist da das Knowhow der alten Hasen. Sparkassenbetriebswirt Herbert Lehmann ist seit 2017 bei den Wirtschaftssenioren und wurde 2020 in den Vorstand gewählt. Neben seinem betriebswirtschaftlichen Wissen sind es seine Netzwerke, mit denen er Hilfestellung gibt. „Es ist super, wenn ich beispielsweise früheren Berufskontakten junge Unternehmen empfehlen kann“, erläutert der 68-jährige Staufener.

Ein Beispiel ist das Freiburger Start-up „Greenventory“. Das Unternehmen gibt Klienten die Entscheidungs- und Datengrundlage für eine vorausschauende Planung von Energiesystemen. Lehmann vermittelte Kontakte, die zu konkreten Aufträgen für das Unternehmen führten. „Greenventory“ feiert Erfolge in der Region: Die Städte Staufen und Müllheim etwa bieten Bewohner·innen eine Potenzialanalyse zur Photovoltaik-Nutzung an, das Unternehmen hat das Projekt mit einer Software realisiert.

Herbert Lehmann

Wirtschaftssenior Herbert Lehmann

Nur geringe Gebühren

„Viele Antragsteller kommen aus dem digitalen Bereich“, erklärt Lehmann. „Wir beraten aber auch bei der Gründung von Fitnessstudios oder Unverpackt-Läden.“ Wie lange die Zusammenarbeit mit den Partner·innen dauert, sei unterschiedlich. Manchmal reiche schon ein Gespräch, meist laufe es auf eine längerfristige Zusammenarbeit hinaus. Dann können auch mal kurzfristig Fragen oder Tipps ausgetauscht werden. „Das ist am produktivsten und bringt auch den meisten Spaß für mich als Berater.“

Die „Senioren der Wirtschaft“ mit Sitz im schwäbischen Schönaich kooperieren mit Institutionen wie dem Wirtschaftsministerium, den Industrie- und Handelskammern (IHKs), Wirtschaftsförderungsgesellschaften sowie Accelatoren, etwa dem BadenCampus in Breisach. Der Verein erhebt nur geringe Gebühren. Für die Erstberatung – in der Regel sind das drei Termine – fallen 100 Euro plus Mehrwertsteuer an. Für eine längerfristige Begleitung werden individuelle Vereinbarungen getroffen. Durch die Honorare sollen die Kosten des Vereins gedeckt werden. Neben der Beratung bietet der Verein Coaching und Sparring an.

Lehmanns Engagement wird auch mal zum Halbzeitjob. Stören tut ihn das nicht – vielmehr freut er sich über Erfolge: Wenn sich ein junges Unternehmen auf einem guten Weg befinde, Erfolge erziele oder durchstarte, sei das ein tolles Gefühl: „Das ist dann auch die Motivation für unsere Arbeit.“

Fotos: © greenbee, Sinem Ertürk