Johannes Fechner: ein Abgeordneter im Zweimannzelt Politik | 17.09.2022 | Aufgezeichnet von Jennifer Patrias

Johannes Fechner

13.960.100. So viele Übernachtungen zählt die Stadt Berlin für das Jahr 2021. Der Bundestagsabgeordnete Johannes Fechner (SPD), der seit 2013 für den Wahlkreis Emmendingen/Lahr im Bundestag sitzt, trägt nicht zu dieser Statistik bei. Obwohl er 20 Wochen im Jahr in Berlin lebt, tauscht der gebürtige Badener die Laken lieber gegen ein Zweimannzelt.

„Die Hotelpreise in Berlin sind extrem angestiegen. Da habe ich mir überlegt, das Camping gerade in den Sommermonaten einfach mal auszuprobieren. Meine Termine sind sehr eng getaktet und ich nutze das Zelt daher nur zum Schlafen. Das war für mich auch der Grund, warum ich auf ein teures Hotelzimmer oder eine eigene Wohnung verzichte.

Ich habe noch vor der Pandemie damit begonnen und recht schnell gemerkt, dass es stressfrei und unkompliziert ist. Der kleine Campingplatz in der Nähe des stillgelegten Flughafens Berlin-Tegel, direkt am Ufer des Hohenzollernkanals, hat alles, was man zum Leben braucht: einen kleinen Kiosk, sanitäre Anlagen und einen gemütlichen Biergarten. Während Corona musste ich aufgrund der Schließung des Platzes pausieren, aber seit Mai dieses Jahres bin ich wieder regelmäßig dort.

Ich habe früher schon oft mit meinen Eltern Campingurlaub gemacht. Auch mit meiner Familie gehe ich regelmäßig zelten. Das Campen ist daher kein Neuland, eher Entspannung und ein guter Ausgleich zum stressigen Alltag. Die Annehmlichkeiten im Hotel vermisse ich dabei überhaupt nicht. Auch die Bushaltestelle und die S-Bahn sind direkt um die Ecke.

Nach so einer Sitzungswoche mit oft nur vier bis fünf Stunden Schlaf pro Nacht bin ich dann aber doch froh, wenn ich im Zug zurück nach Emmendingen sitze. Für mich persönlich ist das Übernachten im Zelt nichts Besonderes und auch die meisten Kollegen finden es cool. Ich wundere mich eher über die große Presseresonanz. Im Grunde mache ich ja nur das, was Millionen Urlauber auch tun: im Zelt schlafen. Ein paar Stimmen aus der Bürgerschaft gab es dann aber doch: Manche sind davon ausgegangen, dass ich mich im Adlon einquartiere und nicht die dünne Isomatte im Zelt bevorzuge. Solange es die Temperaturen noch zulassen, bleibe ich auch im Zelt. In den Wintermonaten quartiere ich mich dann in günstigen Hotels oder im Beach Club Mitte ein. Dort werden beheizte Hütten vermietet.“

Foto: © Johannnes Fechner