Schlusslicht beim Wachstum: Handelsverband fordert mehr ÖPNV und neues Parkhaus STADTGEPLAUDER | 15.06.2016

Freiburg hinkt dem Umsatzwachstum im südbadischen Handel deutlich hinterher: Während etwa die Ortenau und der Schwarzwald im vergangenen Jahr zu 2014 um 2,9 Prozent zulegten, krabbelte das Oberzentrum nur um 0,4 Prozent nach oben und ist damit unter allen Regionen Südbadens das abgeschlagene Schlusslicht. Das belegen Zahlen des Handelsverbands Südbaden, die Präsident Philipp Frese sowie die beiden Geschäftsführer Olaf Kather und Utz Geiselhart unlängst vorlegten.
 

 
Demnach entwickelte sich auch das direkte Umland besser als die Großstadt Freiburg. Das liege am verbesserten Angebot in Mittelzentren und an der guten Erreichbarkeit – vor allem mit dem Auto. Der Verband wiederholte daher seine Forderung nach einem neuen Parkhaus in Innenstadtnähe. Die bald zur Disposition stehende Fläche rund um die Johanneskirche sei dafür ideal, so Frese. Zudem sei der Öffentliche Nahverkehr mit zusätzlichen Park&Ride-Flächen „stark ausbaufähig“. Sorge bereitet den Lobbyisten auch der jahrelange Umbau der Innenstadt – eine „beeindruckend komplexe“ Großbaustelle. Das Rathaus wiegelt bei einem zusätzlichen Parkhaus ab: Kein Bedarf. Selbst in Spitzenzeiten seien nur „sehr selten“ mal alle Plätze belegt. Zudem sei der vom Verband vorgeschlagene Standort ungeeignet: Wegen der räumlichen Enge und der schon belasteten Straßen rund um die Kirche, wäre schon eine Zufahrt „nicht zu realisieren“.
 
Bundesweit wuchs der Handelsumsatz im Vergleich zu 2014 um 3,1 Prozent auf 472 Milliarden Euro – und damit so stark wie seit 20 Jahren nicht mehr. Profiteure waren der Online-Handel (+12 Prozent), Lebensmittel (4,6), Sport (vor allem dank E-Bikes +3,9 Prozent), Elektrogeräte (+4,4) und der Möbel- und Küchenmarkt (+2,5). Der stationäre Handel verlor hingegen etwa in der Textilbranche 3,8 Prozent. Baden-Württemberg wuchs im Schnitt um 3,2 Prozent, die Region Südbaden insgesamt „nur“ um 2,7.
 
76,6 Prozent der südbadischen Betriebe konnten ihren 2014er Umsatz halten oder ausbauen, nur 35 Prozent machten dabei aber auch mehr Gewinn. 20,5 Prozent der Betriebe hätten 2015 neue Leute eingestellt. Ob dies auch mit den Ankündigungen im Jahr zuvor übereinstimmt, konnte die Verbandsspitze nicht sagen. Ob die erhobenen Daten generell strengen Nachrichtenkriterien standhalten, ist in mancher Hinsicht offen.
 
Der Schweizer Einkaufstourismus bei den Geschäften am Hochrhein brachte im vergangenen Jahr keine großen, neuen Impulse mehr. Dennoch: Von den 3,4 Milliarden Euro, die die Läden in den Kreisen Konstanz, Lörrach und Waldshut gemacht haben, kommt fast die Hälfte von den Eidgenossen. Die damit auch 11.500 Arbeitsplätze sichern.
 
Immer deutlicher ist indes erkennbar, dass sich Oberzentren und gute Mittelzentren positiver entwickeln als der ländliche Raum. In der Spitzengruppe punktete die Ortenau mit leistungsstarken Mittelzentren und dem sich weiter entwickeln-den Oberzentrum Offenburg, der Schwarzwald nicht zuletzt mit den Erweiterungen im Gewerbegebiet Bad Dürrheim. Die Hochlagen des Schwarzwaldes jedoch taten sich schwer, was sie immer tun, wenn witterungsbedingt der Tourismus lahmt.
 
Von der neuen Landesregierung und vom Bund fordert der Verband, die Störerhaftung beim freien W-LAN zu kippen, die Erbschaftssteuer so zu steuern, dass der Erbe seine Steuerlasten aus den Gewinnausschüttungen finanzieren kann, die Rettung des Bargelds und – wie die Wirtschaftsförderung Region Freiburg (WRF) – den sechsspurigen Ausbau der A 5 zwischen Offenburg und Bad Krozingen. Das von Berlin geplante Entgeltgleichheitsgesetz (gegen geschlechtsbedingte Lohnungerechtigkeit) sei „unnötig, bürokratisch und völlig überflüssig“.
 
Text: Lars Bargmann / Foto: © ns