»Schöne, anstrengende Arbeit«: Freiburg braucht mehr Pflegeeltern STADTGEPLAUDER | 12.04.2019 | Lucile Gagnière

Eltern und Kinder lächeln von Plakaten in Freiburg. Sie werben für das Engagement als Pflegeeltern. Der Aufruf stammt aus dem Freiburger Pflegekinderdienst. Denn Pflegefamilien werden in Freiburg dringend gesucht.

Aktuell warten zehn Kinder in Freiburg auf ein neues Zuhause. Fünf davon sind unter einem Jahr alt sind. „Wir wissen, dass diese Werbeaktion erst in Wochen oder Monaten wirken wird“, sagt Ingrid Raiser-Stock, Leiterin des Pflegekinderdienstes im Kommunalen Sozialen Dienst (KSD). „Wir hoffen aber damit, viele Menschen anzusprechen.“

Alle Bewerbungen sind willkommen, heißt es bei der Pressekonferenz. Unverheiratete und gleichgeschlechtliche Paare können Pflegeeltern werden – genau wie Singles auch. Hauptsache sie haben ausreichend Platz und Zeit und können ein stabiles Umfeld nachweisen.

„Pflegeeltern sollten eine bestimmte Lebensreife mitbringen und bereit sein, mit dem Pflegekinderdienst zusammen zu arbeiten“, sagt Raiser-Stock. Die Situation der Pflegefamilie werde genau angeschaut, um gemeinsam den besten Weg für das Kind zu finden. „Wir suchen aber die Eltern für das Kind und nicht ein Kind für die Eltern“, betont sie.

Infoabend soll Fragen klären

Für Interessierte gibt es einen Infoabend am 22. Mai. „Wir erklären, was es bedeutet Pflegeeltern zu sein und wie der Weg dahin aussieht“, sagt die Leiter des Pflegekinderdienstes. Sei der Wunsch nach dem Infoabend weiterhin vorhanden, stehen Einzelgespräche an. Für die Familien gibt es ein Schulungsseminar und weitere Gespräche. Erst nach einem fünfmonatigen Verfahren wird die endgültige Auswahl getroffen.

Drei Arten von Aufnahmen eines Pflegekindes existieren: die Bereitschafts-, die Kurzzeit- und die Vollzeitpflege. Bei der Bereitschaftspflege nimmt die Pflegefamilie ein Kind auf, das sich in einer Notsituation befindet. Sie gibt es den leiblichen Eltern zurück, wenn sich deren Situation verbessert hat. Im Fall einer Kurzzeitpflege wird das Kind in der Pflegefamilie für kurze Zeit untergebracht und geht dann in der Regel zurück zu seinen leiblichen Eltern. Die Vollzeitpflege ist langfristig angelegt. Oft ist ungewiss, ob das Kind endgültig bei der Pflegefamilie bleiben wird.

Mit Adoption hat Vollzeitpflege nichts zu tun, betonen die KSD-Vertreter. Adoption sei keine Hilfeform und nicht vergütet. Pflegefamilien hingegen bekommen finanzielle Unterstützung. „Sie können aber nicht davon leben, das Geld sollte keine Motivation sein“, erklärt Manfred Elsner, Leiter des KSD. Vielmehr sei das ein Engagement für die Gesellschaft.

Spannungen und Probleme mit Pflegekindern kommen vor. Abgebrochen würden Pflegeverhältnisse jedoch sehr selten, betont Elsner. Ingrid Raiser-Stock ist überzeugt: „Pflegeeltern zu sein, ist eine schöne, anstrengende Arbeit. Und eine Bereicherung für alle.“

Mehr Infos auf: www.freiburg.de / Kommunaler Dienst

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