So vermeidet man Hitzestress für Pflanzen STADTGEPLAUDER | 01.08.2019 | Tanja Senn

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Ein heißer Sommer ist eine Belastungsprobe für den Garten. Wie man dem Hitzestress vorbeugt und warum beim Gießen weniger manchmal mehr ist, verraten die Emmendinger Landschaftsgärtner Birgit und Jan Sauter.

Im Garten der Sauters geht es an diesem Tag heiß her. Der kleine Vorgarten vor ihrem Büro im Emmendinger Industriegebiet liegt in der prallen Sonne. Doch obwohl das Thermometer an der 30-Grad-Marke kratzt, lässt keine der Pflanzen den Kopf hängen. „Das allerwichtigste ist, dass man von Anfang an richtig plant“, macht Birgit Sauter deutlich. Die meisten Schäden entstehen nämlich, wenn der falsche Standort gewählt wird. Vor allem mediterrane Pflanzen wie Lavendel, Sonnenröschen, Rosmarin oder Thymian lieben die Sonne.

„Vor zwanzig Jahren war es noch sehr spannend, bei uns einen Olivenbaum auszupflanzen“, sagt die Gärtnerin mit Verweis auf den Klimawandel, „heute ist das kein Problem mehr.“ Auch einige Palmenarten vertragen Temperaturen von bis zu minus 16 Grad – und sind somit ideal für die heißen Sommer und milden Winter im Rheintal.
Generell sind Stauden robuster als Einjährige, die noch nicht so stark eingewurzelt sind, weiß Jan Sauter. 1926 hatte sein Großvater eine Gärtnerei eröffnet, die sein Vater später zum Landschafts- und Gartenbaubetrieb ausgebaut hat. Zusammen mit seiner Frau hat Sauter die Firma vor 23 Jahren übernommen und gestaltet trostlose Gärten in Wohlfühl-Oasen um. Dass das Thema „Hitze“ dabei eine immer größere Rolle spielt, merkt der 53-Jährige an den steigenden Anfragen zu Bewässerungssystemen nach einem heißen Sommer.

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Die Emmendinger Landschaftsgärtner Birgit und Jan Sauter.

Vor allem in der Urlaubszeit ist solch ein Tropfschlauch natürlich praktisch: Einmal gelegt, erspart er dem Hobbygärtner über viele Jahre hinweg das Gießen, „wenn man nicht aus Versehen mit der Hacke drangeht“, sagt Sauter und schmunzelt. Solch ein Schlauch erspart Pflanzen auch die ungeliebte „Kopfbrause“ – kaltes Wasser über Blüten und Blätter. Mit der automatischen Bewässerung kann man theoretisch sogar die optimale Gießzeit einhalten. Die ist nämlich um vier Uhr nachts – eine Uhrzeit, zu der wohl kaum ein Hobbygärtner zum Gießen aus dem Bett kriechen möchte.

„Der Nachbar meint es oft zu gut“

Wer eine kurzfristige Lösung sucht, kann natürlich auch im Baumarkt einen Regner holen und das Gießen von einem kleinen Computer regeln lassen. Kümmern sich Freunde oder Nachbarn in der Urlaubszeit um den Garten, sollte man eher bremsen: „Der Nachbar meint es oft zu gut“, so Birgit Sauter. „Die Pflanze will ihren normalen Rhythmus.“ Viele Urlaubsvertreter sind so darauf bedacht, den Garten gut in Schuss zu halten, dass sie ihn überwässern. Dieses Hin und Her verträgt das Grün schlecht. „Pflanzen können auch beleidigt sein“, sagt Sauter und lacht. So sollte man generell lieber seltener und dafür kräftig gießen. Die meisten Zimmerpflanzen halten auch gut zwei Wochen ohne einen Tropfen aus.

Kübelpflanzen auf Balkon und Terrasse freuen sich zwar regelmäßig über einen kräftigen Schluck, doch auch hier sollte man es nicht übertreiben. Ein mit Wasser gefüllter Untersetzer vor dem Urlaub ist in Ordnung. Auch Töpfe oder Balkonkästen mit Wasserspeicher sind – zumindest für ein paar Tage – eine gute Lösung. Davor, den Blumentopf in eine wasserdichte Schüssel zu tunken und 14 Tage darin zu lassen, warnt die 51-Jährige jedoch ausdrücklich: „Das wäre ein Todesurteil.“ Generell seien Trockenschäden eher zu beheben als zu viel Nässe.

Sonne genießen statt Rasen mähen

Mit der haben vor allem neu angelegte Gärten zu kämpfen. Wird der Boden zuerst ab- und dann wieder neu aufgetragen, ist seine Krümelstruktur zunächst zerstört: In der kompakten Erde staut sich das Wasser schnell. Ein ähnliches Problem kann es geben, wenn man beim Setzen von Sträuchern und Bäumen das Pflanzloch zu klein wählt. „Das wirkt dann wie ein Topf, in dem sich das Wasser staut“, so Jan Sauter. Von außen sei oft gar nicht erkennbar, dass eine Pflanze überwässert ist. Da helfe es nur, ein Loch zu graben und nachzuschauen. Auch lehmige Gärten sind anfällig für zu viel Nässe.

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Palmen sieht man immer öfter im Rheintal. Sie kommen mit den heißen Sommern und milden Wintern gut zurecht.

Beim Mulchen ist ebenfalls Vorsicht angesagt. Rindenmulch, Holzhäcksel oder Grasschnitt verhindern, dass die Feuchtigkeit zu schnell verdunstet, und sind damit eigentlich ein toller Hitzeschutz. Doch der Mulch kann zu einem Stickstoffentzug im Boden führen, weshalb man vorher an einen Langzeitdünger denken sollte. Beim Grasschnitt darf man zudem die Schicht nicht zu dick auftragen, damit noch Luft an den Boden kommt.

Auch die Grünflächen selbst sind in einem heißen Sommer dankbar, wenn man den Rasenschnitt auf ihnen liegen lässt. Denn, so der Gärtner: „Der Rasen will zwar Sonne, aber irgendwann kann er nur noch die Bremse ziehen.“ Das heißt nicht nur, dass die Halme bei zu wenig Wasser braun werden, sie wachsen auch sehr viel langsamer. „In einem normalen Sommer muss man zehn bis zwölf Mal mähen, in einem heißen Sommer reicht es sechsmal“, sagt Sauter. Damit nicht zu viel „verbrutzelt“, solle man zudem nicht zu tief mähen, sondern zwischen fünf und zehn Zentimeter stehen lassen. Und wenn der Rasen doch braun wird? „Dann heißt es geduldig sein, sobald es wieder mehr regnet, erholt er sich meist schnell“, beruhigt Birgit Sauter.

Selbst wenn Pflanzen in den heißen Sommern – von denen es voraussichtlich immer mehr geben wird – an ihre Grenzen stoßen können, die beiden Gärtner plädieren dennoch für so viel Grün wie möglich. „Bloß keine Schottergärten“, winkt die Zierpflanzen-Expertin ab, „die strahlen die ganze Hitze ab. Da ist selbst ein brauner, vertrockneter Rasen noch besser.“ Sie selbst schaffen mit viel Grün nicht nur im Garten eine angenehme Atmosphäre, sondern neuerdings auch im Haus – dank Dachbegrünung. „Dadurch wird es drinnen drei bis vier Grad kühler: einfach herrlich!“

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