Von Höhenflügen, Wildcards und Schlitterpartien: Freiburgs Ballsport-Vereine im Saisonrückblick Sport | 22.05.2019 | Philip Thomas

Klassenerhalt, Finanzspritze, Pokalfinale, und Abstiegsdrama: Das sportliche Jahr im Breisgau war vieles, nur nicht langweilig. chilli-Volontär Philip Thomas hat mit den bekanntesten der 177 Vereine in Freiburg mitgefiebert und blickt auf die Saison zurück.

Der Underdog zeigt Zähne:
SC Freiburg bleibt erstklassig

Der Sportclub setzte in kräftezehrenden Kicks auch in dieser Saison wieder auf überfallartiges Umschaltspiel. Bereits zwei Spieltage vor der Sommerpause gelang damit der ersehnte Klassenerhalt. Im Stil eines echten Underdogs konzentrierte sich die Elf von Christian Streich dabei gerne aufs Kontern. Wurde der SC dazu genötigt, das Spiel selbst zu gestalten, wurde es brenzlig.

Sinnbildlich dafür steht das Rückrundenspiel gegen Mainz: Mit 70 Prozent Ballbesitz und 0:5 Toren ging der SC bei den Rhein-Hessen baden. „Mainz hat gewartet“, konstatierte Streich nach der Schlappe. Gegen Gladbach (3:1), Leipzig (3:0) und Augsburg (5:1) gab es allerdings auch Ausreißer nach oben. Mit zwei verdienten Unentschieden sägten die Breisgau-Brasilianer zwischenzeitlich sogar am Trainerstuhl von Bayerncoach Niko Kovacˇ.

Niederlage mit Aussicht:
Freiburgs Fußballerinnen feiern
auf dem Rathausbalkon

Während bei den Herren damit Vorlieb genommen wurde, das Minimalziel Klassenerhalt zu erringen, wäre den SC-Frauen fast der ganz große Coup gelungen. Und zwar in Form des 60 Zentimeter hohen und mit einem Materialwert von 30.000 Euro bezifferten DFB-Pokals. Gegen den haushohen Favoriten aus Wolfsburg wollte aber trotz furioser erster Halbzeit kein Treffer gelingen. „Die Abgezocktheit vor dem Tor hat uns die ganze Saison schon ein bisschen gefehlt“, resümierte Clara Schöne am ARD-Mikro­fon unmittelbar nach dem Abpfiff vor 17.000 Zuschauern in Köln.

Stolz sei die SC-Spielführerin aber trotzdem. Dass sich die Frauen gegen den deutschen Dauermeister und Pokalsieger insgeheim doch etwas ausgerechnet hatten, stand der enttäuschten Stürmerin Sandra Starke nach 90 aufreibenden Minuten ins Gesicht geschrieben. Bei der Feier auf dem Freiburger Rathausbalkon war davon zwei Tage später nichts mehr zu sehen.

Großer Wurf:
HSG Freiburg steigt in die zweite Bundesliga auf

Das Lieblingswort eines jeden Handballers ist „Männersport“. In der Breisgau-Metropole ein zweifelhaftes Prädikat. Seit Jahren spielen die Frauen der HSG Freiburg in der dritten Bundesliga, und nun haben sie tatsächlich den Aufstieg in Liga zwei geschafft. Der Männersport rangiert drei Ligen drunter.

Hoch hinaus:
FT 1844 hofft auf
Verbleib in Liga 2

10 Siege aus 24 Spielen. Das ist die Bilanz des Freiburger Volleyballvereins FT 1844. Sportlich bedeutet das den Abstieg. Trotzdem rechnete sich das Team zum Redaktionsschluss noch einen Verbleib in der zweiten Bundesliga aus. Eine Wildcard macht’s möglich. Seit der Saison 2017/18 gibt es diese Hintertür, um Volleyball-Standorte zu fördern. Als solcher ist Freiburg zumindest auf den Rängen erstklassig: Zum Abstiegsspiel der „Affenbande“ kamen mehr als 1000 Zuschauer – Bundesliganiveau.

Gerade so ins Ziel geschlittert:
EHC Freiburg hält ganz knapp die Klasse

Für den EHC Freiburg verkam die Saison zu einer Schlitterpartie. „Die Transfers haben nicht so eingeschlagen, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagt Werner Karlin, Erster Vorstand des Freiburger Zweitligisten. Der 63-Jährige dürfte damit wohl auch den kanadischen Stürmer Mason Baptista meinen, der seinen Vertrag im Dezember auflöste. „Bis November sind wir gut gestartet, dann hatten wir viel Verletzungspech“, kommentiert Karlin. Der Kader sei nicht breit genug gewesen, um die Dauerbaustelle in der Abwehr zu schließen und den Ausfall von EHC-Kapitän Philip Rießle aufzufangen.

Um den Abstieg in die ungeliebte Oberliga abzuwenden, musste der EHC in den Playoffs gegen Bad Tölz und Deggendorf über die vollen sieben Runden gehen. Der EHC wankte, aber er fiel nicht. „Hintenherum haben wir dann das Glück gehabt, das uns vorher gefehlt hat“, sagt Karlin. Nächste Saison wollen es die Wölfe weniger spannend machen und bauen ihr Rudel unter dem neuen Sportlichen Leiter Daniel Heinrizi kräftig um: Mehr als ein halbes Dutzend Spieler haben den Verein bereits verlassen.

Fotos: © Neithard Schleier, Antje Matschenz