SUP, Partylicht, Messgerät: Freiburger „Bibliothek der Dinge“ setzt auf Sharing STADTGEPLAUDER | 19.11.2024 | Till Neumann
Stand Up Paddling boomt: Die Bibliothek der Dinge verleiht so ein Board for freeManche Dinge braucht man nicht ewig. Die Initiative Allerleih Freiburg und die Stadtbibliothek bauen daher die „Bibliothek der Dinge“ auf. Rund 30 Gegenstände kann man seit Juli kostenlos leihen. Von Stand Up Paddle Board über Werkzeuge bis hin zu Gitarren. Bald könnte es das auch in den Stadtteilen Freiburgs geben.
3D-Stift ist gefragt
Ein Stand Up Paddle Board (SUP) kann gut mal 500 Euro kosten. Bei der Stadtbibliothek kann man ein solches vier Wochen lang kostenlos leihen. Die Nachfrage war daher im Sommer groß, berichten Gesa Krauß und Robert Gundlach. Die beiden stehen hinter dem Sharing-Projekt „Bibliothek der Dinge“ und haben mit dem Angebot offenbar einen Nerv getroffen.
30 Alltagsgegenstände haben sie seit Juli in den Bestand der Stadtbibliothek integriert. Sie sind dort für jede volljährige Person mit Mitgliedsausweis buchbar. Der kostet 15 Euro im Jahr. Die Nachfrage ist da: „Die 30 Gegenstände, die über Allerleih kamen, waren bisher 62 Mal ausgeliehen“, berichtet Gundlach nach den ersten vier Monaten. Durchgehend verliehen waren vier Dinge: Pocketdrum, 3D-Stift, Multifunktionsdetektor und Sternenhimmelprojektor. Nicht nachgefragt seien dafür Kabeltrommel, Kochplatte und Soft Boule gewesen.
„Ressourcen- und Teilhabefrage“
Gundlach leitet die Initiative Allerleih und hat die Idee aufgeworfen. „Leihen statt kaufen und nutzen statt besitzen, das kommt an“, sagt der 36-Jährige. Das zeige zum Beispiel im Mobilitätsbereich der Verein „Lastenvelo Freiburg“. Dinge zu teilen, sei einfach zeitgemäß. „Es ist eine Ressourcenfrage, aber auch eine Teilhabefrage“.
Die Kooperation mit der Stadtbibliothek ist ein Win-Win. „Das sind die Verleihprofis“, sagt Gundlach zu Krauß. Die 33-Jährige arbeitet bei der Stadtbibliothek und koordiniert dort die Bibliothek der Dinge. „Wir haben gesehen, dass in der Stadtgesellschaft einfach eine Nachfrage da war“, berichtet Krauß. Sie hat die Objekte mit ihrem Team in den Gesamtkatalog der Bibliothek integriert. Dort sind sie leihbar genau wie ein Buch.
Rund 3000 Euro Budget
Der Sommer hat aber gezeigt, dass der Verleih seine Sonderheiten hat. Ein Buch braucht man eher mal vier Wochen. Das SUP hier sei aber nicht für den ausgiebigen Korsika-Urlaub vorgesehen. Lieber wäre es ihr mit Blick auf die Wartelisten, dass mehr Menschen davon profitieren können. „Es wäre vielleicht zukunftsfähiger, wenn man die Leihfrist ein bisschen begrenzt“, sagt Krauß.
Begehrt ist beispielsweise auch ein Messgerät für Stromleitungen in der Wand. Super angekommen sind zudem ein Partylicht, ein Partyscheinwerfer und eine Musikbox. Angeschafft worden sind die Sachen für rund 3000 Euro mithilfe von Fördergeldern aus zwei Töpfen, berichtet Gundlach. Das Nachhaltigkeitsmanagement des Rathauses und das Klimaquartier Waldsee sind Förderer. Wenn die Mittel es möglich machen, könnten weitere Gegenstände folgen. Und das Projekt auf Stadtteilbibliotheken ausgeweitet werden. „Wir wollen das weiter hochskalieren“, sagt Gundlach. Er betreibt zudem gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen einen Materialverleih im Haus des Engagements. Der war bisher nur für Vereine und Initiativen offen. Er soll aber auch für Privatpersonen zugänglich werden.
Weiter ins Lokale
Gundlach könnte sich vorstellen, in Quartieren „Leihgemeinschaften“ zu etablieren. So könnten beispielsweise gemeinsame Gartengeräte angeschafft werden für drei oder vier Häuser. Lokal möglich macht so etwas auch die Leihbar Freiburg im Stadtteil Brühl. Sie bietet Werkzeug, Camping-Ausrüstung oder Küchengeräte an. Oder eben der Verein Lastenvelo Freiburg, der motorisierte Lastenräder bis zu 72 Stunden kostenlos vermietet. Sharing kommt offenbar an – auch in Freiburg.
Im Netz
- Infos: Die Bibliothek der Dinge Freiburg
- Video: So funktioniert die Bib der Dinge
- Katalog: Der Bestand der Stadtbibliothek
- Initiative: Allerleih Freiburg
Fotos: © Till Neuman & pixabay
»So ziemlich alles möglich« – Wie Freiburger·innen kostenlos Lastenräder mieten können