Das Start-up „Chai7“ macht indischen Masala-Tee STADTGEPLAUDER | 27.12.2019 | Till Neumann

„Handmade with Love“ steht auf den Verpackungen von Chai7. Nicht nur Liebe stecken Liebe Franziska Becker und Stephan Ortweiler aus Lenzkirch in ihre indische Teemischung. Auch sieben Gewürze. Die zwei Mittzwanziger sind mit ihrem Masala Chai bereits in einigen Freiburger Cafés zu finden.

Ihre Jobs haben sie gekündigt. Nach zwei Jahren Vorbereitung sollen es für Franziska Becker (23) und Stephan Ortweiler (25) jetzt richtig losgehen. Seit einigen Wochen sind sie hauptberuflich für ihre Zwei-Personen-Firma Chai7 da. Ein einziges Produkt haben sie am Start: Chai 7 Masala Blend. Ein „echt indischer“ Gewürztee.

Die Idee, sich selbstständig zu machen, hatten sie schon länger. Als Pärchen wollten die selbsternannten „Gastromäuse“ gemeinsam ihr Ding machen. In Osnabrück haben sie sich kennengelernt. Erst versuchten sie es dort mit einem Online-Shop für Bio-Tees. Doch sie merkten, da muss mehr gehen. Nachhaltig sollte es sein. Am besten mit Bezug zur Gastronomie.

Kaffee konnte es nicht werden. „Den mag ich nicht“, sagt Franziska Becker und lacht. Tee schien ihr aussichtsreicher: „Der kommt eh immer zu kurz.“ Da heiße es in vielen Bars und Cafés: heißes Wasser, Teebeutel, fertig.

Exotischer Gewürztee mit Milch: Der Chai7 ist in ein paar Minuten zubereitet.

Nach einer Indienreise von Stephan Ortweiler merkten sie: Die indischen Masala Chais sind etwas ganz anderes als der klassische Chai Latte in Deutschland. Hier werde er meist mit Pulver zubereitet. Extrem süß und mit zu vielen Zusatzstoffen, finden die zwei.

„Am Pulver ist schon fast alles falsch“, sagt Becker. Echte Aromen seien nicht mehr vorhanden. Ihr Produkt setze auf Natürlichkeit. Nur sieben Zutaten seien drin: Zuckerrübensirup, Schwarzer Tee Assam, Ingwer, Zimt, Grüner Kardamom, schwarzer Pfeffer und Nelken.

Indische Kreation mit urdeutscher Zutat

Das Schlüsselerlebnis hatten sie im Café Pow. Dort erzählte ihnen ein Betreiber, dass er bisher den Schwarztee in Australien bestelle. Mit einer Pinzette untersuchten sie diesen Tee und sagten sich: Das kriegen wir auch hin. Die Zahl der Hersteller in Europa sei bisher sehr überschaubar. Eine Marktlücke, die sie mit einem eigenen Rezept füllen möchten. Besonders dabei: Gesüßt wird mit Zuckerrübensirup. Ein urdeutsche Zutat, die Becker noch aus Kindestagen kennt.

Lieferung aus Indien: Hier werden die Gewürze versandfertig gemacht.

50 Päckchen mit ihrem Tee haben sie zum Start gemacht. Damit sind sie zu Cafés und Bars, vor allem in Freiburg. Rund davon 15 haben den Chai7 in ihr Sortiment aufgenommen. Den Tee gibt es mittlerweile unter anderem im Caféhaus, im Barista Davide, im Ruefino Freiburg oder im Veggie Liebe. Demnächst bieten Becker und Ortweiler ihre Kreation auch in fünf Edekamärkten im Freiburger Umland an.

Nicht bei allen Gastronomen können die beiden landen. Manchen ist die Zubereitung zu kompliziert. Dafür wollen die zwei Chai-Macher eine Lösung finden. Beispielsweise ein genormtes Teeei für die Portionierung. Etwa zehn Gramm braucht es pro Tasse – einen Esslöffel.

Rund 25.000 Euro haben sie in die Geschäftsgründung investiert. Der Großteil ist ein Darlehen, ein Beitrag kommt auch von den Eltern. Etwa 60 Kilo müssten sie monatlich verkaufen, um Gewinn zu machen. Rund 30 Kilo sind seit den ersten Wochen im Umlauf.

Wenn alles anläuft wie erhofft, könnte sich ihre Produktpalette erweitern. Eine Roibusch-Variante soll dazukommen. Oder eine koffeinfreie Sorte für Schwangere oder Kinder. Auch Vanille oder Schoko-Chilli-Kreationen sind denkbar.

Von ihrem Produkt sind sie überzeugt. Fünf Tassen davon trinken Millionen Inder täglich, erzählen sie. So viele könnten nicht irren. „Ein geiles Getränk“, sagt Stephan Ortweiler. Abgesehen davon können Kunden auch etwas Gutes tun: Einen Teil ihrer Einnahmen spenden sie für den Bau einer Schule im Heimatland des Masala-Tees: Indien.

Fotos: © Till Neumann & chai.seven Instagram / Franziska Siedler