„Es fehlt an Unterstützung“: Freiheitsstatue gegen das Clubsterben Szene | 18.10.2022 | Till Neumann

Rosa Freiheitsstatue mit Schild: "Wars das?" Mahnmal: Ein anonymes Kollektiv hat die Freiheitsstatue auf den Schlossberg gestellt.

Plötzlich thronte sie auf dem Freiburger Schlossberg: eine rosa Freiheitsstatue gegen das Club­sterben. Anonyme hatten sie im Sommer dort aufgestellt. Was sie im Detail fordern, bleibt unklar. Der Verein Clubkultur wünscht sich dafür mehr Support von der Stadtverwaltung. Eine neue Personalie weckt Hoffnung.

„War’s das?“, stand auf dem Schild der Freiburger Freiheitsstatue. Etwa drei Meter hoch ragte sie im August über die Dächer der Stadt. „Das ist ein Zeichen gegen das Club- und Kultursterben in Freiburg“, war auf einer Infotafel zu lesen. 38 Clubs hätten in den vergangenen 20 Jahren schließen müssen. Nur wenige seien übrig. Nur ein einziger habe eine Fläche im Freien. Stadt und Anwohnende verhinderten, so das Kollektiv, durch unnötige Sanktionen und Lärmbeschwerden eine Nachtkulturlandschaft, die Freiburg verdiene.

Für viel Aufruhr sorgte die Aktion auf dem Kanonenplatz. Das Clubsterben ist in Freiburg schließlich seit Jahren Thema. Das Rathaus räumte die Statue kurzerhand weg und erstattete Anzeige gegen Unbekannt. Aus Sicherheitsgründen und weil für das Sichern und Entfernen Kosten entstanden sind. 

Bekannt ist: Hinter der Aktion steckt ein anonymes Kollektiv. Das chilli hat der Gruppe eine Interviewanfrage geschickt, die sie jedoch ablehnt. Auskunft gibt dafür der Freiburger Verein „Clubkultur“. „Ziemlich geil“ sei die Schlossberg-Aktion, findet Kathrin Kochs vom Clubvorstand. Je mehr Aufmerksamkeit das Thema bekomme, desto besser.

Kochs wünscht sich vom Rathaus mehr Support: „Es fehlt an Unterstützung bei der Suche nach Freiflächen“, sagt die Freiburgerin. Ihr Verein kann davon ein Lied singen: Seit anderthalb Jahren suche die Gruppe einen Ort für ein Kultur-areal. Dort möchte sie eine ausgemusterte VAG-Bahn aufstellen, Partys feiern und Kulturprogramme anbieten. „Wir wollten schon längst anfangen“, sagt Kochs. Sie hätten mehrere Flächen vorgeschlagen. Doch irgendwas habe der Stadtverwaltung jedes Mal missfallen.

Deprimierend sei das, sagt Kochs. Doch aktuell schöpft Clubkultur neue Hoffnung. Hinter dem Skatepark im Dietenbach könnte es klappen. Dort haben sie eine Fläche ausgemacht und sind optimistisch. Das Rathaus prüft das Areal derzeit. Pressesprecher Sebastian Wolfrum teilt mit: „Es gibt verschiedene Herausforderungen wie Oberleitungen, baurechtliche Regelungen und den Transport der Straßenbahn, welche noch geklärt werden müssen.“ Eine abschließende Aussage zur zeitlichen und technischen Realisierbarkeit könne noch nicht gegeben werden. 

Für Kochs Team heißt es also weiter: warten. Für den 29. Oktober planen sie eine Soliparty im Dietenbach für ihr Vorhaben. Hoffen lässt das Kollektiv, dass am 15. November mit Kristina Mühlbach die erste Nachtbürgermeisterin ihr Amt antritt. Sie sei laut Kulturamt „aufgrund ihrer Tätigkeit als freiberufliche Dozentin für Songwriting, Gesang und Popularmusik in Freiburg sehr gut vernetzt“. Zwei ihrer Aufgaben werden sein, bei Konflikten zu vermitteln und neue Räume für die Nachtkultur ausfindig zu machen. An Arbeit dürfte es mit Blick auf die Aufschrei-Aktion in Form einer Freiheitsstatue nicht fehlen.

Mehr Info: bit.ly/chilli_clubfriedhof

Foto: © Matthias Joers / Freiburger Wochenbericht