Frühstarter: Wie Niklas Bastian hoch hinaus will Szene | 02.09.2019 | Till Neumann

Niklas Bastian

Gerade mal 19 Jahre alt ist Niklas Bastian. Dafür hat der Sänger und Gitarrist schon mehr Bühnen gesehen als viele andere in jungen Jahren. Mehrfach hat es der fast zwei Meter große Mann in Wettbewerben bis weit nach oben geschafft. Jetzt will er mit Shows als Voract renommierter Künstler die nächsten Schritte gehen. Dafür setzt er alles auf eine Karte.

Wer vor Niklas Bastian steht, muss meistens nach oben schauen. Der schlanke Kerl ist stolze 1,95 Meter groß. Profibasketballer will er trotzdem nicht werden. Lieber Musiker. Und das mit Vollgas: Vergangenes Jahr hat er Abitur gemacht. Jetzt widmet er sich voll und ganz seiner Karriere. Sogar ein Popstudium hat er dafür hintangestellt.

Bastian ist ein ruhiger Typ. Im Gespräch wirkt er eher wie ein Mittzwanziger. Er spricht überlegt, wählt seine Worte. Ein Blick auf seine Vita untermauert die Reife: Schon 2013 stand er im Finale des Kika-Contests „Dein Song“. 2016 folgte die Platzierung unter den Besten beim Panikpreis-Contest von Udo Lindenberg. Nur zwei Jahre später trat er als einer von fünf Finalisten bei der Freiburger „Rampe“ an. Im gleichen Jahr rockte er in der Endausscheidung des Deutschen Rock- und Popreises vor rund 1000 Zuschauern in Siegen.

Einen ersten Platz hat er dabei bisher nicht belegt. Vielleicht auch das ein Grund für seinen Tatendrang. In freien Minuten setzt er sich an den Rechner und bewirbt sich für Wettbewerbe oder als Vorband großer Künstler. Oft sei es deprimierend, wenn Absagen kommen, erzählt Bastian. Doch erst kürzlich landete er einen Treffer: Nach einer Bewerbung bei I EM Music! in Emmendingen fragte ihn Karo-Events für einen Auftritt im Vorprogramm des Berliner Sängers Ben Zucker an.

Lange überlegen musste Bastian nicht. Nur zu gerne spielte er Mitte Juli beim „Sommersound“ in Schopfheim vor 3000 Leuten. Die bisher größte Show seiner Karriere. Eine halbe Stunde durfte er mit seinen drei Musikern an Bass (Nadine Traoré), Gitarre (Mönke Degkwitz) und Schlagzeug (Simon Zsebedits) auflaufen. „Die Leute haben schon mitgeklatscht, bevor ich sie dazu animiert habe“, schwärmt der Musiker. Auch Gitarrist Mönke Degkwitz bestätigt: „Wir haben vorher alle ein bisschen gezittert, aber das ist geil angekommen.“

Treuer Begleiter: Gitarrist Mönke Degkwitz spielt seit 2016 mit Niklas. Hier bei der „Rampe“ im Jazzhaus.

Eine Geschichte wie gemalt für die nächste Single des Singer-Songwriters mit deutschen Texten und Pop-Rock-Allüren. „Momente“ heißt der Song, zu dem er mit der Band ein Video drehen möchte. Dafür fahren sie im Herbst ans Meer. „Im Song geht’s darum, die kleinen, feinen Momente für immer ins Herz zu schließen, denn die machen einen aus“, erzählt er. Der Track sei aktuell eines der Highlights bei Konzerten.

Nach dem Abitur im vergangenen Jahr war der Plan, an der Popakademie zu studieren. Eine Weile bereitete er sich darauf vor. Dann wankte der Entschluss. Nur mit der Band an der Karriere zu basteln, schien ebenfalls möglich. Den Ausschlag gab schließlich der Rat eines Freiburger Musikdozenten. Die Wahrscheinlichkeit, den Durchbruch zu schaffen, sei größer, wenn man nicht studiert, erzählte ihm der.

Gesagt, getan. Im Frühjahr entschied Bastian, alles auf eine Karte zu setzen: Seitdem ackert er ohne Studium an der Karriere. Und will sich dafür mehr Wissen und Netzwerk aneignen. Kürzlich belegte er einen sechswöchigen Popkurs in Hamburg. Auch zu dem kam er über ein Auswahlverfahren. „Ich will meine künstlerische Identität herauskristallisieren“, sagt er. Das Netzwerk in der Hansestadt sei bombastisch. Er treffe Musiker und Produzenten von Mark Forster oder Helene Fischer und lerne Rapper Samy Deluxe kennen. Nebenbei probiert er sich mit den anderen in Bandprojekten aus.

Bastian fällt auf – nicht nur wegen seiner Größe. Seine Songschreiber-Qualitäten sind eine der großen Stärken. Schon mit sieben Jahren schrieb er seinen ersten Song – über das Sams. Aufgehört hat er seitdem nicht mehr. Das war 2016 auch der Jury des Panikpreis-Wettbewerbs von Udo Lindenberg aufgefallen. Sie lud ihn zum Contest ein, der Teenager fiel aus allen Wolken. Mir nix, dir nix baute er für das Konzert eine Band zusammen. Unter anderem mit Gitarrist Degkwitz, der mit Bastians Vater bekannt ist.

Degkwitz ist noch heute dabei und damit die feste Konstante an seiner Seite. „Ich habe damals gesehen, wie viel Potenzial er hat und war beeindruckt“, sagt der 38-Jährige. Herausstechen tue vor allem der natürliche Zugang zum Texten. „Bei Niklas wirken deutsche Texte nie verstellt oder aufgesetzt“, sagt Degkwitz. Ohrwurmtauglich und eingänglich findet er das, was sein Frontmann immer wieder in den Proberaum mitbringe.

Dass daraus etwas Großes werden kann, will er nicht ausschließen. „Wir hoffen alle auf den Durchbruch“, sagt der Gitarrist. Bastian formuliert es poetischer. „Wenn ich in zwei Jahren Licht sehe, gehe ich den Weg weiter.“ Werde es dunkel, habe er immer noch genügend Zeit, um das Popstudium anzugehen.

Steckbrief

Name: Niklas Bastian
Alter: 19 Jahre
Hört am liebsten: Pop-Punk (All Time Low, As It Is, Good Charlotte)
Schaltet ab bei: Treffen mit Freunden, Jammen, Sport
Wollte früher werden: Musiker, wollt ich schon immer werden
Würde gerne ein Duett singen mit: Nick Jonas

Im Netz: Facebook-Seite Niklas Bastian

Fotos: Linda Stark & Till Neumann