Mit Tempo 30 gegen Verkehrslärm – Rathaus legt neuen Aktionsplan gegen Schallemissionen vor Szene | 25.05.2025 | Philip Thomas

In Freiburg ist es zu laut. An vielen Straßen im Stadtgebiet soll daher Tempo 30 gelten – auch tagsüber. Der ADAC sieht das verringerte Tempolimit auf Hauptverkehrsachsen kritisch. Keine Handhabe hat das Rathaus bei der Rheintalbahn sowie der Güterbahnstrecke Gundelfingen – St. Georgen. Hier soll ein bis zu sechs Meter hoher Wall für mehr Ruhe sorgen.
„Rechtlich sind wir verpflichtet, etwas gegen den Lärm zu tun. Da ist die Begrenzung der Geschwindigkeit auf stark befahrenen Straßen ein effektives Mittel“, sagt Baubürgermeister Martin Haag. Laut einer EU-Richtlinie aus dem Jahr 2002 müssen Kommunen alle fünf Jahre einen sogenannten Lärmaktionsplan präsentieren. Und die Breisgaumetropole ist spät dran: Die bislang letzte Freiburger Fortschreibung einer solchen Karte segnete der Gemeinderat im Jahr 2015 ab.
Laut der Neuauflage sind tagsüber knapp 17.000 Personen in Freiburg einem Geräuschpegel ausgesetzt, der 65 Dezibel übersteigt. Ab dieser Lautstärke, die Bürolärm entspricht, beginnt der sogenannte gesundheitskritische Bereich. 4500 Menschen sind mit mehr als 70 Dezibel konfrontiert, was einem Staubsauger entspricht.
Nachts sind 21.500 Personen im Stadtgebiet von einem Pegel mit mehr als 55 Dezibel betroffen, was einem angeregten Gespräch entspricht und ebenfalls in den kritischen Bereich fällt. 4600 Freiburger müssen sich nachts einem Pegel von mehr als 60 Dezibel aussetzen.
Anfang Mai wurde der Plan in den Freiburger Gemeinderat eingebracht. Über die Fortschreibung entscheidet das Gremium final im Herbst. Das Dokument sieht an 28 Stellen im Stadtgebiet strengere Geschwindigkeiten vor: tagsüber oder nachts 30 statt 50 Stundenkilometer oder 40 Stundenkilometer an 19 Stellen. An Teilen der Isfahanallee gelten laut Plan rund um die Uhr 60 Stundenkilometer statt 80. Entlang der B 31 sind an zahlreichen Abschnitten bis zu 20 Stundenkilometer weniger gestattet.
„Tempo 30 als Maßnahme gegen Verkehrslärm ist kaum sinnvoll, weil der Fahrzeuglärm im innerstädtischen Verkehr vor allem von der Motordrehzahl bestimmt wird“, sagt Andreas Müller, Abteilungsleiter Verkehr, Technik und Umwelt beim ADAC Südbaden. Eine Tempo-30-Regelung auf Hauptverkehrsstraßen sieht er kritisch, „denn sie begünstigt zeitlich kürzere ‚Schleichwege‘ durch Wohngebiete.“ Bewährt hätten sich Tempo-30-Zonen aber in Wohngebieten und an Straßen mit Schulen oder Kindergärten.
Wirkungsvolle Maßnahmen zur Lärmreduktion im Straßenverkehr seien unter anderem strengere Grenzwerte für Reifen, bessere und leisere Fahrbahnbeläge und vor allem intelligente Steuerung zur Verkehrsverflüssigung. Müller plädiert für eine generelle Reduzierung des Schilderwalds und eine Vereinheitlichung der innerörtlichen Geschwindigkeitsniveaus. Das führe auch zu einer breiten Akzeptanz und somit zu mehr Regeltreue.
Pkw-Lärm ist nicht die einzige Lärmquelle. Auch Schienenverkehr verursacht Schallemissionen. Laut einer Stellungnahme der Freiburger Verkehrs AG (VAG) gilt daher auf zahlreichen Streckenabschnitten bereits ein Tempolimit. Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Bahnen im Betrieb liegt bei 20 Stundenkilometer. Bis zum Jahresende sollen die beiden ältesten und lautesten Fahrzeuge, Baujahr 1982, ausgemustert werden.
Mit der Rheintalbahn sowie der Güterbahnstrecke Gundelfingen – St. Georgen verlaufen außerdem zwei stark befahrene Achsen der Deutschen Bahn durch Freiburg. Gegen Schienenverkehrslärm hat die Stadtverwaltung allerdings keine Handhabe. Hier ist das Eisenbahnbundesamt zuständig. Dessen Lärmaktionsplan sieht vor, die zwei Meter hohen Schallschutzwände zwischen Gundelfingen und St. Georgen auf einer Strecke von 11,8 Kilometern ab 2032 zu sanieren. Damit Züge schneller fahren können, sollen die neuen Wälle bis zu sechs Meter hoch ragen.
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