Modern Times als Kritische Kunst der 1920er Jahre zu Gast in Freiburg Szene | 18.10.2024 | Erika Weisser

Im Museum für Neue Kunst ist eine Ausstellung zu sehen, die in Teilen sehr aktuell anmutet – obwohl die Bilder, Holzschnitte, Grafiken und Kleinskulpturen vor 100 Jahren entstanden sind.
Die Werke von Max Beckmann, Otto Dix, Conrad Felixmüller, George Grosz, Lea Grundig, Käthe Kollwitz, Hanna Nagel, Karl Schmidt-Rotluff und vielen anderen kritischen Künstlern jener Zeit spiegeln eine durch Kriege, Krisen, soziale Unsicherheit, drohende Rechtsradikalisierung und andere Faktoren verursachte Zerrissenheit der Gesellschaft der angeblich „goldenen“ 1920er-Jahre wider.
Die nach sechs Themenschwerpunkten sortierten Kunstwerke reichen vom Expressionismus bis zur neuen Sachlichkeit; die meisten davon gehören zur Sammlung des Lindenau-Museums Altenburg (Thüringen) und sind nun bis zum 16. Februar 2025 zu Gast in Freiburg. Um die anhaltenden Kriegstraumata geht es, um Utopien, um gescheiterte und erhoffte Revolutionen, um den Widerspruch von Kapital und Arbeit, um Armut und Reichtum, um Verelendung und Radikalisierung, um reale oder vermeintliche Unvereinbarkeiten. Aber auch um demokratischen Aufbruch, um das Frauenwahlrecht und die neue Rolle der Frauen, um Freiheit und Individualität. Und die Rolle der Cafés und Kneipen als Orte des künstlerischen und politischen Diskurses, als Umschlagplätze für Informationen und neue Ideen.
Viele Künstler, auch das wird deutlich, führten ein Leben am Existenzminimum. Das öffnete ihren Blick für andere Menschen, die trotz schwerer Arbeit am Rande der Gesellschaft vegetierten. Und auf die ungerechte Verteilung des Wohlstands. Aber auch auf jene, die diese Ungleichheit bekämpften wie etwa der Verleger und politische Agitator Max John. Von ihm sind gleich zwei Porträts in der Ausstellung zu sehen: von Otto Dix und Conrad Felixmüller. Eine Ausstellung mit vielen Denkanstößen.
Info: www.freiburg.de/pb/,Lde/237848.html
Foto: © Patrick Seeger