Schwarzwald aus der Flasche: Getränkemarkt mit Tannen-Limonade aufmischen Szene | 20.05.2021 | Philip Thomas

Wer einen Schluck von Louisa Sawatzkis Brause probiert, denkt, er steht im Schwarzwald: In ihrer Tannenliebe-Limonade stecken nicht nur Honig, Rübenzucker und Zitronensäure, sondern auch handgesammelte Tannentriebe. Die bio-zertifizierte Rezeptur erfreut sich immer größerer Beliebtheit und sucht im Getränkeregal noch seinesgleichen.

Im Seepark, am Schlossberg, auf dem Platz der Alten Synagoge. An vielen Orten in Freiburg sind Louisa Sawatzkis kleine Flaschen mit dem grünen Tannenzweig zu finden. Vor dieser Blüte gab’s jedoch fast den Kahlschlag. 2014 von einem Freiburger Juristen gegründet, verlor der Anwalt nach nur drei Jahren die Lust an der Limo. „Der wollte das Unternehmen komplett aufgeben. Da wir das Potenzial in dem Getränk gesehen haben, entschlossen wir uns kurzfristig dazu, Tannenliebe zu übernehmen“, erinnert sich die heutige Eigentümerin im Freiburger Kreativpark in der Lokhalle, wo sie dank eines Stipendiums der Freiburger Volksbank einen Co-Working- Platz ergattert hat.

Angaben zum damaligen Kaufpreis möchte Sawatzki nicht machen. Der Deal scheint sich allerdings gelohnt zu haben: „Vor vier Jahren haben wir mit 12.000 Flaschen angefangen“, erinnert sie sich. Vergangenes Jahr konnte die Unternehmerin bereits 60.000 Buddeln abfüllen. Eigentlich hätten es noch mehr sein sollen: „Corona hat unser Wachstum gebremst, Messen sind ausgefallen und viele Menschen haben sich jeden Kauf zweimal überlegt.“ Die Zeit habe die 31-Jährige zum Netzwerken genutzt: „Die Szene hier ist wirklich hilfsbereit.“

Seit März kümmert sich Sawatzki in Vollzeit um Tannenliebe. Ihren bisherigen Marketing-Job hat sie auf ein Minimum zurückgefahren. „Mit meinem Fokus gehe ich natürlich auch ein Risiko ein“, sagt die Selbstständige. Angst habe sie aber nicht: „Ich bin fest von Tannenliebe überzeugt.“ Denn: Im Getränkemarkt gibt es keine vergleichbare Limo. Der Tannen-Trunk polarisiere daher: „Es ist eben keine Apfelschorle.“

Wald im Visier: Louisa Sawatzki will Tannenliebe wachsen lassen.

Der süß-herbe Wald-Geschmack kommt nicht von ungefähr. „Die Nadeln pflücken wir per Hand von Tannen am Fuße des Schauinsland“, erklärt Sawatzki. Ein entsprechender Vertrag mit dem Forstamt macht’s möglich. 500 Kilogramm junge Tannenspitzen darf Sawatzki pro Jahr sammeln und zu Sirup verarbeiten. In einer Privatbrauerei in Lenzkirch wird aus der Melasse dann Limonade.

Darin stecken außerdem Tannenhonig, Rübenzucker, Zitronensäure, Was- ser und Kohlensäure. Die Rezeptur ist angelehnt an ein altes Schwarzwälder Hausmittel gegen Halsschmerzen und Husten aus den Trieben der Weißtanne. Sie funktioniert als Erfrischungsgetränk, aber auch im Zusammenspiel mit Wacholderbeer-Schnaps als „Gin Tannic“.

Nach der Übernahme habe sie die Grundformel nochmals verfeinert und sämtliche Zutaten bio-zertifizieren lassen. Produktionskosten und Papierkram seien dadurch zwar gestiegen – allein der Stempel koste jährlich rund 300 Euro. Um dem Naturbezug gerecht zu werden und das Getränk so naturnah wie möglich herzustellen, sei der Aufwand aber nötig gewesen.

Als Nächstes will Sawatzki das Vertriebsgebiet des Schwarzwald-Drinks bis nach Mannheim ausdehnen. „Der Gedanke ist, möglichst viele Leute zum Probieren zu bekommen“, sagt sie. Auch eine Idee für ein neues Produkt hat sie schon. Trinkbar sein werde das nicht, der Tanne will sie allerdings treu bleiben.

Fotos: © Tannenliebe, pt