White Rabbit vor dem Aus: am Dienstag vor Gericht Szene | 14.01.2019 | Aljoscha Hahn & Till Neumann

Nach elf Jahren droht das Aus für die Clubinstanz „White Rabbit“. Besitzer Hansi Breier und die IG Subkultur versuchen, den „Hasen“ zu retten. Am Dienstag, 15. Januar, ist die Gerichtsverhandlung um den Verbleib des Rabbits am Siegesdenkmal.

Hansi Breier klingt am Telefon gestresst. Kein Wunder, schließlich droht seinem Club White Rabbit das Aus. Damit würde eine weitere Clubinstanz in Freiburg sterben. Die Chancen für die anstehende Gerichtsverhandlung stehen eher schlecht, so Breier. Er wirft den Besitzern mangelnde Kommunikation und nicht eingehaltene Versprechen vor. Die Sanitäranlagen des White Rabbit sollten im Zuge der Umbaumaßnahmen erneuert werden. Das Vorhaben wurde sogar schriftlich festgehalten, sagt Breier. Passiert sei aber nichts.

Schließlich renovierte er selbst und trug die Kosten, was die drohende Schließung noch ärgerlicher für ihn macht. Einen finanziell schwierigen Sommer habe es auch gegeben. Die Ursachen? Das Ausgehverhalten habe sich in den letzten Jahren verändert, pauschalisieren wolle er das allerdings nicht.

Auch Yvonne Morick von der IG Subkultur klingt besorgt. Dennoch hofft sie auf eine Einigung mit den Besitzern der Räumlichkeiten. Diese sitzen in den USA und niemand weiß so genau, wer sie sind. Also müssen die Streitpunkte mit der Hausverwaltung geklärt werden. Sie fungiert als Vermittler zwischen Besitzer und Betreiber.

Sie ist sich sicher: Die Ausgehkultur der Studierenden hat sich in den vergangenen zehn Jahren verändert. Studenten würden weniger weggehen. „Und Freiburger sind faul“, scherzt sie. Die Probleme sind allerdings nicht nur in der Szene selbst zu finden. Die Mieten seien bestialisch hoch. So bleibe weniger Geld zum Weggehen.

Das White Rabbit ist nur ein konkreter Fall: Viele Gastros und Clubs in Freiburg haben in den vergangenen Jahren dichtgemacht oder stehen davor. Schmitz Katze, Kagan, Ruefetto. Zuletzt die Kultkneipe Walfisch. Alles bekannte Namen. 

Gibt es Unterstützung aus dem Rathaus? Yvonne Morick und Hansi Breier sehen das positiv. Laut Breier sei die Kommunikation mit der Stadt um einiges einfacher als mit der Hausverwaltung. Im Zuge der Umbaumaßnahmen habe die Stadt sogar ohne Probleme den Haupteingang zum weißen Hasen renoviert. Kultur-Bürgermeister Ulrich von Kirchbach bekräftigt die Unterstützung bei einer Podiumsdiskussion im Dezember zum Freiburger Raumproblem. Laut Kirchbach sei die Zukunft des White Rabbits nicht chancenlos. Man müsse intensiv nach Lösungen suchen, sagt er.

Kämpfen um den Erhalt: Freiburger Stadträte und Rabbit-Chef Hansi Breier (Zweiter von rechts)

Auch Stadträte machen sich fürs White Rabbit stark: „Das White Rabbit leistet durch dieses vielfältige und niedrigschwellige Angebot einen nicht selbstverständlichen und gleichzeitig enorm wichtigen Beitrag für die Freiburger Stadtgesellschaft“, heißt es in Presseerklärung der Gemeinderats-Fraktionen JPG, GRÜNE, SPD und UL. Als letzte innenstadtnahe Kulturfläche dieser Art würde das Wegfallen einen nicht zu ersetzenden Verlust bedeuten, heißt es dort. Die Stadträte schlagen vor: Kulturverwaltung und Popsupport Freiburg sollen mit den Betreibern, sowie der IG Subkultur Konzepte entwickeln, wie eine mögliche Rettung dieser Kulturfläche gelingen kann.

Die IG Subkultur (neuerdings aktiv als „Verein zur Erhaltung und Förderung der Pop-und Clubkultur in Freiburg“) organisierte im November eine Demonstration für den Erhalt des Clubs. Rund 500 Teilnehmer zogen für den Verbleib des „Hasen“ durch die Innenstadt. Andererseits erweisen sich die Besitzer aus den USA und die Hausverwaltung als hartnäckig. Die anstehende Gerichtsverhandlung wird zeigen, ob der „Hase“ weiter hoppeln kann.

Fotos: © Till Neumann & Oliver Kern

White Rabbit vor dem Aus: Club-Betreiber zieht vor Gericht