Zwischen Grazie und Größenwahn: Der neue Freiburger Bewegungspark im chilli-Check Szene | 14.11.2020 | Liliane Herzberg

Bewegungspark in Freiburg

Klimmzug, Handstand, Kniebeuge: Im neuen Freiburger Bewegungspark geht’s sportlich zu. Der Nachfolger des in die Jahre gekommenen Trimm-Dich-Pfades im Sternwald ist seit Oktober ein zentraler Spot für alle Stationen.Das Konzept: Übungsmöglichkeiten in der Natur für jedermann, schwer genug, um hartgesottene Sportnudeln anzuspornen und leicht genug, um auch eingesessenen Couchpotatoes wie chilli-Volontärin Liliane Herzberg Muckis zu verpassen.

Am neuen Bewegungspark angekommen, herrscht kurz Ratlosigkeit. Schließlich war in der Pressemitteilung von QR-Codes die Rede. Mit dem Smartphone gescannt, sollten auf dem Display kurze Anleitungs-Videos auftauchen, in denen fünf Studierende vom Sportinstitut der Uni erklären, welche Übung an welchem Gerät zum Fitnesserfolg führt. „Die Videos sind gedreht, müssen aber noch geschnitten werden. Wann sie fertig sind, wissen wir nicht, wir hoffen, noch dieses Semester“, erklärt Projektleiterin Sabine Schlegel später die Ursache der fundlosen Suche.

So taste ich mich ohne Anleitung mit Balance-Übungen erst auf einem Holzstamm, später auf einer Art Slackline an den Park heran: Gar nicht so schwierig und durchaus auch für Anfänger geeignet. Nach erfolgreich absolvierter Einheit geht’s zur ersten Herausforderung: dem Flieger auf dem Wackelpilz. Ein Bein steht gerade, während der Rest des Körpers in der Waagerechte ist. Ich fühle mich leicht, da gibt mein linkes Bein auf und ich falle. Grazie und Größenwahn liegen im Sternwald nur wenige Zentimeter auseinander.

Bewegungspark in Freiburg

Mittendrin statt nur dabei: Lili Herzberg kann’s auf einem Bein oder auch ganz ohne.

Hinter dem sportlichen Projekt stehen das Freiburger Forstamt sowie das Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Freiburg. Eigentlich sollten die Wissenschaftler nur beratend zur Seite stehen, „wir hatten aber so viele Ideen, und da wurde richtiges Engagement draus“, erzählt Schlegel. 30.000 Euro hat der Bewegungspark die Stadtverwaltung gekostet.

Handstand an der Wand, Treppensteigen auf der Holzvorrichtung, Umdrehungen an der Reckstange – die Geräte sind vielfältig und verbinden Sport mit Spaß. Laut Schlegel steht das Training mit dem Eigengewicht im Fokus, denn dieses sei in der Regel sehr gesund. Alle großen Muskelgruppen könnten so trainiert werden. „Wir haben uns für einfache Übungen entschieden, aber dennoch soll der Reiz auch groß genug sein, damit ein Muskelzuwachs stattfindet.“ Wie genau die Bewegungen aussehen, sei gar nicht so wichtig, „Hauptsache man geht raus und tut was“.

Gesagt, getan. Mein persönlicher Favorit: die „Multi-Sling-Bar“. Wie vor vielen Tüten Chips und Jahren im Schulsport schwinge ich mich an den Ringen des Sportgeräts in luftige Höhen. Das klappt besser als gedacht. Motivation überkommt mich. Langsam kommt Leben in die Stubenhockerin, ich düse von einer Übung zur nächsten. Sport ist wohl doch kein Mord. Und die Fitness-Stätte auch ohne QR-Codes für Sport-Neulinge geeignet. Bestenfalls war das nicht mein letzter Besuch im Bewegungspark. Und wenn ich Glück habe, muss ich das nächste Mal auch nicht den weiten Weg dorthin schnaufen, denn laut Schlegel sind Nachfolgeprojekte nicht ausgeschlossen.

Wegbeschreibung

Info

Viele Wege führen zum Bewegungspark: Die einfachste Variante geht von der Waldseestraße auf halber Strecke zwischen Max-Planck-Institut und Wiehrebahnhof über eine asphaltierte Straße in den Wald hinein. Nach etwa 300 Metern links in den ersten Waldweg einbiegen, und der Spot sollte nicht zu verfehlen sein.

Fotos: © Johanna Heeg