Überzieher fürs Bike: Was kann der Freiburger Rad-Regenschirm? STADTGEPLAUDER | 10.10.2017

Der Physiker Thomas Schmidt hat Regenhosen und Ponchos satt. Über vier Jahre hinweg hat der 52-jährige Freiburger deswegen einen Regenschirm fürs Rad entwickelt. Under-Cover nennt er ihn. Aktuell läuft eine Crowdfunding-Kampagne dazu. chilli-Redakteur Till Neumann wollte wissen, was das Fahrrad-Präservativ kann. Er fühlte sich wie im Ufo – und ist trocken geblieben.

Test bei Nieselregen: Till Neumann auf dem Rad-Regenschirm von Thomas Schmidt.

„Am besten geht man erst mit dem Kopf in die Kapuze und dann auf den Sattel“, sagt Thomas Schmidt. Er weiß, was seine Erfindung kann. Seit zwei Jahren ist er damit unterwegs. Also schlüpfe ich in die türkisgrüne Kapuze und steige aufs Rad. Den vorderen Teil meines Bikes verdeckt der schwarze Schirm, der sich elastisch über den Drahtesel spannt. „Das Vorderrad sieht man nicht, das macht aber nix“, sagt Schmidt. Ihm sei das am Anfang auch komisch vorgekommen, man gewöhne sich schnell dran.

Also los: Vorsichtig rolle ich an, orientiere mich. Viel größer wirkt das Rad jetzt. Wuchtiger, runder – fast wie ein Ufo. Abheben kann man damit dennoch nicht. Das Under-Cover-Rad rollt wie gewohnt über den Asphalt (siehe Video 1).

Thomas Schmidt

Erst nach einigen Metern achte ich auf den eigentlichen Zweck: trocken bleiben. Der Nieselregen perlt fein auf dem Schirm – ich spüre davon aber nichts. Dann die erste Kurve: Ich schaue links und rechts, strecke den Arm unter dem Schirm zur Seite (problemlos möglich) und biege ab. Einwandfrei lässt sich das Ganze steuern an einem windstillen Tag wie heute. Nun eine lange Gerade, ich gebe dem Gaul die Sporen. Der Luftwiderstand ist größer als sonst, ausgebremst fühle ich mich dennoch nicht. Die Schirmseiten flattern leicht im Wind, ich komme gut voran. Etwas langsamer fahren ist egal, Hauptsache trocken.

Seltsam fühlt es sich dennoch an. So ein Riesenteil auf dem Rad. Eher das Gegenteil von undercover. Doch die Passanten scheinen nichts zu bemerken. Ich lege mich etwas sportlicher in die Kurve. Auch das klappt problemlos. Nur die Kapuze muss ich beim Schulterblick zurechtziehen, da sie die Sicht nach hinten etwas versperrt. Das liegt auch an der Größe – sogar ein Radhelm soll darunter passen.

Wieder beim Erfinder angekommen, legt der noch einen drauf (siehe Video zwei): Mit einem Hebel löst Schmidt das Gerät vom Rad und zippt die Kapuze am Schirmrand fest. So kann Under-Cover auch als regulärer Regenschirm genutzt werden. Das dauert nur wenige Sekunden. Dann holt er eine kleine Tasche hervor, packt den Schirm zusammen und hängt ihn mit Clipbändern an den Rahmen. Praktisch. Wenn das Ding auf Dauer und auch bei Starkregen hält, was es im Kurztest verspricht, lege ich mir ein Exemplar zu.

Under-Cover

Der Bike-Umbrella soll Radfahren bei Regen in Alltagskleidung ermöglichen. Er kann an allen handelsüblichen Rädern befestigt werden, sagt Erfinder Thomas Schmidt (52). Seine Crowdfunding-Kampagne läuft bis Donnerstag, 12. Oktober. Für 39 Euro kann man dort mitmachen und einen Schirm bestellen. Auch Business-Pakete mit Firmenlogos sind erhältlich. Die Lieferung soll im Februar erfolgen – wenn die Kampagne erfolgreich ist. Wer damit fahren möchte, sollte ein geübter Radler sein, rät Schmidt. Derzeit sucht der Physiker einen Partner, der ihn bei Vertrieb, Vermarktung und Produktion unterstützt.

Zur Crowdfunding-Kampagne geht’s auf Kickstarter: Under-Cover

Text: Till Neumann; Fotos: Till Neumann & Thomas Schmidt; Videobearbeitung: Jasmin Bergmann