Will mehr als Gemüse: Freiburger Schülerin findet Veggie-Kantinen falsch STADTGEPLAUDER | 10.12.2022 | Ella Ruf
Um Kosten zu reduzieren, wird in den Freiburger Mensen der öffentlichen Kitas und Grundschulen ab dem kommenden Schuljahr nur noch ein fleischloses Gericht auf dem Speiseplan stehen. Das hat der Freiburger Gemeinderat im Oktober beschlossen. Ella Ruf vom St.-Ursula-Gymnasium findet das falsch – obwohl sie Veganerin ist.
Kein Fleisch mehr in den Kitas und Mensen. Das gilt in Freiburg ab dem Schuljahr 2023/2024. Als Schülerin einer Privatschule werde ich von diesem Vorschlag nicht betroffen sein, zumal ich mich vegan ernähre. Für das Essen in unserer Mensa bezahlen wir vier Euro. Die Schule übernimmt dabei einen Euro, solange wir wenig genug Müll produzieren, um eine Mülltonne zu sparen, die die Schule circa 1500 Euro jährlich kostet.
Neben zwei vegetarischen Gerichten wird ein fleischhaltiges angeboten. Seit einigen Jahren gibt es wöchentlich einen Veggieday, der positiv aufgenommen wird. An einem Tag kein fleischhaltiges Gericht als Option zu haben, ist kein Verlust.
Dennoch sehe ich den Beschluss kritisch. Die Einschränkung umzusetzen, um zu sparen, finde ich falsch. Das Mittagessen sollte nicht aus Kostengründen beschränkt werden. Vor allem Kinder, die täglich in der Mensa essen und auf das bestehende Angebot angewiesen sind, sollten sich weiterhin in ihrer Ernährung ausprobieren dürfen.
Auch wenn das Mensaessen dadurch klimafreundlicher wird, sollte der Gemeinderat Kindern die Entscheidung, Fleisch zu essen, nicht vorwegnehmen. Eher entsteht dadurch eine negative Assoziation mit vegetarischem Essen. Die freie Wahl wird eingeschränkt. Das war zu sehen, als die Grünen vor der Bundestagswahl 2013 den Veggieday einführen wollten. Großer Protest brandete auf. An einem Veggieday würde an einem Tag in der Woche nur vegetarisches Essen in öffentlichen und privaten Großküchen angeboten werden. Das hätte einen bewussteren Umgang mit Fleisch bewirken sollen.
Ich finde es wichtig, Schüler*innen über Fleischkonsum und die darüber geführte, sie betreffende Debatte zu informieren. Einerseits über das lebenswichtige enthaltene Eisen, andererseits über die enorme Klimabelastung und den ethischen Ansatz.
Wird über genannte Aspekte informiert und ansprechende Alternativen als Mittagessen geboten (zum Beispiel vegetarische Burger mit Tofu-Ersatz), geht die Nachfrage nach fleischhaltigen Gerichten eventuell sogar zurück. Vegetarisches Essen etabliert sich also durch die Reflexion und Entscheidung über die eigene Ernährung von Kindern selbst.
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