Urgestein als Höhepunkt: Das Jazz-Festival geht in die 17. Runde STADTGEPLAUDER | 11.09.2019 | Stella Schewe

Jazz Festival Freiburg

Von einem kleinen „Gipfel du Jazz“ hat es sich zu einem Treffpunkt der internationalen Musikszene mit mehr als 4000 Zuschauern gemausert: das Jazz Festival Freiburg, das in diesem Jahr zum 17. Mal über die Bühne geht. Längst hat es große Namen wie Till Brönner, Manu Katché oder das Michael Wollny Trio in die Stadt an der Dreisam geholt.

Der Anlass war politisch, die Begleitung musikalisch: Als sich im Sommer 2001 der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder und der französische Präsident Jacques Chirac vor dem Münster zum „Freiburger Gipfel“ trafen, gab es parallel dazu einen „Gipfel du Jazz“. Gespielt wurde auf dem Augustinerplatz und in Clubs, die Konzerte waren gut besucht – und so folgten auf dieses erste Freiburger Jazzfestival unter Regie des Kulturamts weitere.

2008 übernahm das E-Werk Freiburg als Projektträger die Organisation und entschied, das Festival zunächst im Zwei-Jahres-Rhythmus zu veranstalten. Doch nach den Ausgaben 2010 und 2012 zeigte sich: „Ein Festival nur alle zwei Jahre zu organisieren, ist grundsätzlich schwierig“, so Rosaly Magg, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim E-Werk. Letztendlich könne man nämlich während eines laufenden Festivals immer schon schauen, wen man fürs nächste Jahr buchen könne.

„Bei Festivals gibt es kein Vor und Danach“, sagt auch Michael Musiol vom Freiburger Jazzhaus, das seit einigen Jahren mit von der Partie ist – eine „gute Kooperation“, wie beide Seiten betonen. Außerdem sei es auf diese Weise leichter, große Namen an Bord zu holen.

Für Kontinuität sorgen neben Eigenmitteln durch Eintrittsgelder in Höhe von 30.000 bis 40.000 Euro Zuschüsse: 20.000 Euro kommen jährlich aus der Freiburger Stadtkasse, 10.000 als Komplementärbetrag vom Land Baden-Württemberg. „Das ist eine solide Basis, mit der wir stabil sind“, so Matthias Adam, Leiter der Musiksparte im E-Werk, der das Festival zusammen mit Michael Musiol verantwortet.

Jazzfestival Jakob Bro Trio

Tritt im Forum Merzhausen auf: das Trio des dänischen Gitarristen Jakob Bro.


Beim „Minigipfel“ zum Auftakt
stoßen weitere Partner hinzu: Clubs und Bars im Stühlinger und Sedanviertel, in denen am 14. September Bands ganz unterschiedlicher Stilrichtungen auftreten: Jazz, Blues, Rock, Pop, Gipsy Swing oder Singer-Songwriter – die Palette am Eröffnungsabend des neuntägigen Happenings ist abwechslungsreich. „Das ist das Charmante am Freiburger Jazzfestival“, sagt Magg. „Sowohl die Orte als auch die Formate sind unterschiedlich.“ Es gibt Gratiskonzerte, ganz günstige, wie den Minigipfel, bei dem man für sieben Euro in alle Konzerte reinschnuppern kann, und auch die ganz großen Namen: „Da ist wirklich für alle Jazz-Geschmäcker was dabei.“

Gratis? Das bezieht sich auf den Auftakt am Mittag des Eröffnungstages: den „Walking Act“ mit Brass2Go, die in ihren roten Anzügen New Orleans-Grooves, Disco-Hits und Evergreens auf die Straße bringen. Und auf „Jazz ‚n‘ Green“ im Stadtgarten: Hier spielen zum Abschluss am 22. September Musiker aus Freiburg und Umgebung. Denn der Anspruch des Festivals ist immer, auch Newcomern der europäischen und regionalen Musikszene eine Plattform zu bieten.

Der Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf Skandinavien und England: Zu Gast sind etwa der norwegische Pianist Tod Gustavsen, mit Jacob Karlzon und Karl Seglem zwei weitere Größen des skandinavischen Jazz und mit der Trompeterin, Flügelhornspielerin und Komponistin Jazz Achmat eine Künstlerin, die arabische und britische Einflüsse kombiniert. Am 21. September kommt mit dem 82-jährigen Jazz-Musiker Archie Shepp aus den USA ein „Urgestein des Jazz“, so Magg. „Das ist der Höhepunkt“, freut sich Musiol.

Immer wieder wurden in den vergangenen Jahren Tickets auch außerhalb der Region verkauft, 2018 lag die Besucherzahl bei 4360. Adams Fazit: „Auf diesem Erfolg wollen wir aufbauen.“

 

Programm

Sa., 14.09.
Brassband-Tour durch die Innenstadt:
Start am Martinstor, 12 Uhr
Minigipfel: in Freiburger Kneipen und Gaststätten, 20 Uhr

So., 15.09.
Tord Gustavsen Trio: Jazzhaus, 20 Uhr

Mo., 16.09.
Tixier & Berton Duo:
Gasthaus Schützen, 20.30 Uhr

Di., 17.09.
Hammond Jazz Night:
jos fritz café, 20.30 Uhr
Yazz Ahmed: Jazzhaus, 20 Uhr

Mi., 18.09.
Karl Seglem & Jakob Karlzon:
Jazzhaus, 20 Uhr
Klangformator mit Matthew Bookert: E-WERK, 21 Uhr

Do., 19.09.
Jakob Bro Trio: Forum Merzhausen, 20 Uhr

Fr., 20.09.
Portico Quartet: E-WERK, 20 Uhr

Sa., 21.09.
Archie Shepp: E-WERK, 20 Uhr

So., 22.09.
Jazz ‚n‘ Green: Stadtgarten, 14 Uhr
Indra Rios-Moore: Jazzhaus, 20 Uhr

Info:
www.jazzfestival-freiburg.de

Fotos: © Rocco Dürlich , Frederik Asbjornsen, Martin Sarrazac, John Rodgers