Verkaufen statt verbrennen: ASF plant Gebrauchtwaren-Kaufhaus im Industriegebiet Nord STADTGEPLAUDER | 23.02.2022 | Liliane Herzberg

Reuse-Kaufhaus

Second-Hand-Geschäfte sind längst keine Neuheit mehr. Wer hier einkauft, tut das meist der Umwelt zuliebe, um Geld zu sparen oder aus modischen Gründen. In Freiburg geht das bald auf über 3000 Quadratmetern an der Liebigstraße. Die Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg (ASF) wird dort für rund vier Millionen Euro ein ReUse-Kaufhaus bauen. Auch Reparatur-Werkstätten, ein Upcycling-Projekt sowie ein Aufklärungsraum für Schüler sollen einziehen.

Wann immer die Warenbörse beim Freiburger Recyclinghof St. Gabriel veranstaltet wird, herrscht dort reger Andrang: „Ich hab gesehen, welchen Run es auf die Warenbörse gab, das war manchmal spannender als jeder Schlussverkauf in der Innenstadt. Das hat mich inspiriert“, erzählt ASF-Geschäftsführer Michael Broglin. Schon vor Jahren kam ihm die Idee, ein Gebrauchtwaren-Kaufhaus in Freiburg zu etablieren. Lange fehlte jedoch der passende Ort. Als nun ein Parkhaus auf dem Betriebshof der ASF entstand, wurde eine geeignete Fläche frei.

Schon zur Jahreshälfte sollen die Bauarbeiten beginnen – so zumindest der Plan: „Wir sind in den letzten Zügen des Bauantrags. Unser Ziel ist es, spätestens nach den Sommerferien mit dem Bau zu beginnen“, sagt Broglin. Optimistisch gerechnet soll das Warenhaus innerhalb eines Jahres fertiggestellt sein und sich dann über drei Etagen und knapp 3000 Quadratmeter ziehen. Als Vergleich: Das ist etwa so groß wie das Obergeschoss der Schwarzwald City. „Auch das Gebäude soll nachhaltig sein. Aufs Dach kommt eine PV-Anlage und wir prüfen gerade, wie energieeffizient wir es bauen können“, erklärt der ASF-Chef. Die Verkleidung des Gebäudes soll aus alten Paletten bestehen und für einen besonderen Look sorgen. Mit Baukosten von rund vier Millionen Euro rechnet das Unternehmen derzeit.

Broglin

Hatte die Idee zum ReUse-Kaufhaus:
ASF-Geschäftsführer Michael Broglin.

Es sind aber auch die inneren Werte, die zählen: Im ReUse-Kaufhaus soll es nicht nur gebrauchte Gegenstände verschiedenster Kategorien geben, sondern etwa auch eine Werkstatt, in der Fahrräder repariert werden, eine für Elektro-Kleingeräte, ein Upcycling-Projekt und ein kleines Café. Außerdem soll der Möbelladen der Freiburger Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft (FQB) integriert werden.

Die Ware kommt aus den Recyclinghöfen der ASF. Bisher seien viele der gut erhaltenen Gegenstände aus Platzgründen Opfer der Verbrennungsanlage geworden, so Broglin. Das soll sich ändern. Wer Sachen gezielt spenden will, kann das ebenso tun. Das Niveau werde im Gegensatz zum symbolischen Preis der Warenbörse etwas angehoben, aber immer noch im Rahmen bleiben. Die finanziellen Mittel Studierender dienen als Orientierung.

Neben den preislichen Vorzügen sowie dem Umweltaspekt geht es Broglin auch um seine Mitarbeitenden: „Ich habe die Verantwortung für 440 Mitarbeiter, da sind einige dabei, die gesundheitliche Probleme haben. Wenn man 30 oder 40 Jahre lang Müll geleert oder die Straße gefegt hat, wird der Körper leider ziemlich in Mitleidenschaft gezogen.“ Diesen Mitarbeitenden wolle er einen Arbeitsplatz anbieten, der körperlich weniger anspruchsvoll ist. „Es entstehen auf jeden Fall zusätzliche Arbeitsplätze, aber wir werden kein neues Personal einstellen.“

Auch für die Produkte der ASF solle es eine Nische im ReUse-Kaufhaus geben, für Kompost oder Pflanzenkohle etwa, Dinge also, die aus Abfall erzeugt wurden und jetzt im Garten wiedereingesetzt werden können. In dem Kontext plant Broglin auch einen Aufklärungsraum für Schülerinnen und Schüler, „da wollen wir das Thema Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft mit kleinen Demonstrationen aufbereiten.“ Seine Idee: Wenn schon die Kinder mit dem Thema konfrontiert werden, können sie das an ihre Eltern weitertragen und so gemeinsam die Zukunft verändern.

Visualisierung: © Mailänder Consulting; Foto: © Fionn Große