„Von den Socken und total glücklich“: David Sipple von Das Blanke Extrem über einen Auftritt mit Tocotronic STADTGEPLAUDER | 29.11.2022 | Pascal Lienhard

Das Blanke Extrem im E-Werk David Sipple (Mitte) mit Das Blanke Extrem im E-Werk

Ein gemeinsames Konzert mit einer großen, bekannten Band – davon träumen viele lokale Acts. Für die Freiburger Post-Punk-Band Das Blanke Extrem ist der Traum wahr geworden. Das Quartett hat Samstag die Indie-Helden von Tocotronic im E-Werk supportet. Volontär Pascal Lienhard hat mit Sänger und Gitarrist David Sipple (33) über die Hintergründe des Konzerts gesprochen – und weshalb ihm gerade der Auftritt mit Tocotronic so viel bedeutet.

Wie ist der Kontakt zu Tocotronic zustande gekommen?

Sipple: Auf unserer ersten Platte haben wir einen Songtext von Tocotronic zitiert (s. unten). Wir dachten, dass es doch nett sei, das Album an die Band zu schicken. Es ging an Bassist Jan Müller, der meinte, dass ihm die Scheibe gut gefalle. Auch das zweite Album haben wir ihm geschickt und – halb im Spaß – gefragt, ob Tocotronic vielleicht noch eine Vorband bräuchten. Vor drei Wochen habe ich dann nochmal gefragt, ob wir mit ihnen im E-Werk spielen könnten. Vier Tage vor der Show hat Jan sich gemeldet: Die eigentliche Vorband war ausgefallen, ob wir nicht einspringen wollten? Wir waren natürlich von den Socken und total glücklich.

Wart ihr vor dem Auftritt nervöser als sonst?

Sipple: In den Tagen davor auf jeden Fall. Direkt vor der Show dachten wir uns dann: Jetzt haben wir nichts mehr zu verlieren, das Konzert kann uns niemand mehr nehmen. Tocotronic begleitet mich schon seit ich 13 war, damals hat mir meine Schwester ihre frühen Alben gezeigt. Die liefen dann hoch und runter. Auch einem Großteil meiner Bandkollegen bedeutet die Band viel. Für uns wäre es auch toll gewesen, mit einer anderen großen Band zu spielen. Aber zu denen hätten wir nicht so einen persönlichen Bezug gehabt wie zu Tocotronic.

Wie lief der Abend für euch?

Sipple: Das Konzert hat sehr viel Spaß gemacht. Wir haben uns gefreut, dass schon bei uns so viel los war. Auch Freund*innen und Familie waren da, was uns immer viel bedeutet. Mit rund 700 Gästen war das unsere bisher größte Show. Wir haben schon nachmittags kurz mit den Jungs von Tocotronic gesprochen, nach der Show dann nochmal. Da konnten wir uns austauschen.

Wie geht es bei euch weiter?

Sipple: Wir sind erstmal interessiert, viele Konzerte zu spielen. Nachdem wir vergangenen Herbst unser aktuelles Album „Unheimlich nette Leute“ veröffentlicht hatten, waren Auftritte wegen Corona kaum möglich. Vielleicht spielen wir bald eine kleine Tour. Da wir keine Booking-Agentur haben, organisieren wir alles selbst, das ist sehr aufwendig. Am 20. Januar werden wir zudem mit der Freiburger Band Between Owls in Freiburg im Swamp spielen. Da freuen wir uns total drauf.

 

Tocotronic, Das Blanke Extrem und „Freiburg“

Einer der bekanntesten Songs von Tocotronic ist „Freiburg“ aus dem Jahr 1995. Im Song singt der gebürtige Offenburger Dirk von Lowtzow: „Ich weiß nicht, wieso ich euch so hasse, Fahrradfahrer dieser Stadt. Ich bin alleine und ich weiß es und ich finde es sogar cool. Und ihr demonstriert Verbrüderung.“ In der zweiten Strophe erklärt von Lowtzow seine Abneigung gegenüber den Backgammonspielern der Stadt. Auf dem Song „Wohlstandstadt“ heißt es bei Das Blanke Extrem in der ersten Strophe: „Wir sind viel zu selten mal alleine, aber immer noch Fahrradfahrer dieser Stadt.“ In der zweiten Strophe singt Sipple dann: „Ich weiß nicht, warum ich mich so hasse, wenn ich mal wieder beim Backgammonspiel verlier’.“

Foto: © Pascal Lienhard