Exoten im Stühlinger – Freiburger Sticky Stone Studio werkelt an zweitem Videospiel Wirtschaft | 23.11.2022 | Pascal Lienhard

Spiel „M.O.O.D.S.“ Basis Post-apokalyptische Welt: Im Spiel „M.O.O.D.S.“ geht es düster zu.

Emotionskranke Roboter mit einem Haufen Geschosse – made in Freiburg. Das Freiburger Start-up Sticky Stone Studio arbeitet gerade an seinem zweiten Videospiel. Gründer Philipp Degasper (31) möchte mit seinem Team an der Guntramstraße die Breisgaumetropole als Gaming-Standort etablieren.

„Ein eigenes Studio war schon immer mein Traum“, sagt Degasper. Sein Wunsch ist wahr geworden. Die Geschichte begann an der Technischen Hochschule in Offenburg. Mit einem Kommilitonen entwarf er das Videospiel „Memorrha“. In dem 3D-Puzzle-Adventure müssen Zocker in einer verlassenen Zivilisation Rätsel und Geheimnisse lösen. 2018 entschloss sich das Duo dazu, das Projekt zu kommerzialisieren – die Geburtsstunde von Sticky Stone Studio. Zunächst arbeitete das Start-up in der Lokhalle, inzwischen im Stühlinger.

Der Öffentlichkeit präsentierte sich das Team erstmals 2019 auf der Kölner Gamescom, der weltweit größten Messe für Videospiele. „Memorrha“ kam bei den Besuchern gut an – und startete seinen Siegeszug. Inzwischen wurden mehr als 10.000 Kopien in mehr als 70 Ländern verkauft. Demnächst soll das PC-Spiel auch für Mobile sowie die Konsole Nintendo Switch als Vollversion erscheinen.

Seit 2020 haben Degasper und sein Team ein neues Spiel in der Mache. Der Action-Multiplayer „M.O.O.D.S.“ entführt Nutzer in eine chaotische post-apokalyptische Welt voller Roboter. Für die Demoversion haben sie eine Förderung erhalten. 94.000 Euro ließ die Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg springen. Anfang kommenden Jahres soll „M.O.O.D.S.“ in den „Early Access“ gehen, dann können Spieler das Werk kostenpflichtig testen und Feedback einbringen. Auf der diesjährigen Gamescom gab es schon einmal positive Rückmeldungen. „Multiplayer kommen auf der Messe meist gut an“, sagt Degasper.

Erfolg mit „Memorrha“ und finanzielle Unterstützung hin oder her – alleine mit der Entwicklung von Videospielen könne sich das zehnköpfige Team laut Degasper nicht über Wasser halten. Für die Produktion eines Videospiels könnten häufig sechsstellige Summen anfallen. Das ließe sich nicht allein über In-Game-Verkäufe wettmachen. Daher ist das Team auch in Projekte wie die Lern-App „Logoleon“ involviert. Zudem werden für Unternehmen visuelle multimediale Anwendungen kreiert. Unlängst hat das Sticky Stone Studio beispielsweise eine App entwickelt, mit der Nutzer einen Blick in das Innere einer Wärmepumpe werfen können. Auch mit der Gesundheits- und Pharma-
branche gibt es Kooperationen.

In Freiburg sind die Entwickler bislang Exoten. Dass die Nachfrage da ist, zeigt schon die Menge an Bewerbungen: Allein 2021 landeten 60 Bewerbungen auf Degaspers Schreibtisch. Laut einer aktuellen Studie gibt es in Deutschland 34,3 Millionen Computerspieler. Der Markt ist da, die Roboter können angreifen.

Foto: © Sticky Stone Studio