„Kleineschholz können wir uns nicht leisten“: Familienheim bilanziert und ächzt unter Vorschriftenlast Wirtschaft | 31.07.2024 | Philip Thomas

Ein Haus mit Parkgarage unten Oben wohnen, unten parken: das 2023 fertiggestellte Haus an der Angelus-Silesius-Straße

Die Baugenossenschaft Familienheim Freiburg blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023. Unterm Strich steht ein Gewinn von 4,3 Millionen Euro und ein Gesamtvermögen von 163,3 Millionen Euro. Zu schaffen macht den Genossen neben hohen Baukosten sowie Zinsen vor allem „überbordende Bürokratie“.Dem geplanten Wohnquartier Kleineschholz erteilt der Vorstand eine Absage.

„Familienheim kann gesundes Wachstum berichten“, fasste Vorstandsmitglied Anja Dziolloß das abgelaufene Geschäftsjahr zusammen. Der Gewinn von 4,3 Millionen Euro falle höher aus als geplant, weil Instandhaltungskosten niedriger und Mieteinnahmen höher waren. 370.000 Euro schüttet die Genossenschaft in Form einer Dividende an ihre Mitglieder aus.

Das Eigenkapital erhöhte sich auf 77,4 Millionen Euro (Vorjahr: 73,6). „Eine hohe Eigenkapitalquote ermöglicht kostengünstiges Bauen,“ erklärt das neue Familienheim-Vorstandsmitglied Christian Brokate. Insgesamt 11,9 Millionen Euro investierte die Familienheim in die Sanierung des Wohnungsbestands und den Neubau. Eine halbe Million weniger als 2022. In die Modernisierung der eigenen Wohnanlagen flossen acht Millionen Euro.

Konkret wurden im vergangenen Jahr zwei Millionen Euro für Badezimmer, Leitungen, Böden und Elektroinstallationen von 15 Wohnungen an der Wilmersdorfer Straße 7 und 9 in Freiburg ausgegeben. Weitere 1,72 Millionen Euro investierte die Genossenschaft in die Sanierung ihrer Gebäude an der Kollnauer Straße 7 und 13 in Waldkirch.

Christian Brokate und Anja Dziolloß.

Seit Oktober leitet Christian Brokate die Familienheim mit Anja Dziolloß.

Mieterhöhungen habe es für die dortigen Mitglieder laut Dziolloß nicht gegeben. Durchschnittlich 7,40 Euro zahlten Genossen für einen kalten Quadratmeter Mietwohnung. Im Jahr zuvor waren es 7,29 Euro. Dem gegenüber steht der aktuelle Freiburger Mietspiegel bei 10,01 Euro. Zum Jahreswechsel 2024 zählt die Genossenschaft 2738 Wohnungen und rund 8300 Mitglieder. Am 2018 verhängten Aufnahmestopp will der Vorstand festhalten.

Vier Millionen Euro flossen in Neubauprojekte. Unter anderem wurden acht neue Wohnungen in Holzrahmenbauweise über einem Parkdeck an der Angelus-Silesius-Straße fertiggestellt (wir berichteten). In Breisach ließ Familienheim außerdem einen Rohbau mit 18 Wohneinheiten und Tiefgarage vollenden. Die Schlüsselübergabe für die aktuell 4,5 Millionen Euro teure Anlage ist für diesen Spätsommer angepeilt.

Weitere Neubauten plant Familienheim in Umkirch und Freiburg-Lehen. „In Umkirch haben wir ein größeres Grundstück für 40 Wohneinheiten erworben“, berichtet Brokate. Das Grundstück im Freiburger Baugebiet Zinklern sei knapp 6600 Quadratmeter groß. Weil Eigentümer dort allerdings Flächen für öffentliche Einrichtungen wie Schulen oder Straßen abtreten müssen, blieben am Ende noch rund 2400 Quadratmeter. „Der Flächenverlust ist hoch“, kommentiert Dziolloß.

Dem Neubaugebiet Kleineschholz im Freiburger Stadtteil Stühlinger erteilt sie eine Absage: „Das können wir uns nicht leisten.“ Auflagen wie 50 Prozent geförderter Wohnbau oder Erbbaurecht machen der Genossenschaft laut Vorstand einen Strich durch die Rechnung. Obendrauf kommen Vorgaben von Bund und Land: „Inzwischen gibt es mehr als 3000 Normen beim Bau“, beklagt Dziolloß. Neben gestiegenen Zinsen und explodierten Baukosten sei „überbordende Bürokratie“ das größte Hemmnis für Wohnungsbau.

Fotos: © Familienheim Freiburg Baugenossenschaft eG