Lieber Lange Bleiben – Fünf Jahre Black F in Freiburg Wirtschaft | 20.06.2025 | David Pister

Digitale Abläufe, wenig Personal – wohnen auf Zeit statt Frühstücksbuffet: Das Freiburger Hotelkonzept Black F trifft den Nerv der Zeit. Head of Operations Patrick Thoma erzählt, wie er zum Unternehmen kam – und wohin die Reise geht.
Patrick Thoma ist mit Zimmerservice und Frühstücksbuffet aufgewachsen – seine Eltern führten das Auerhahn Hotel am Schluchsee. Heute leitet der 36-Jährige die operativen Geschäfte bei Black F. Nach einer kurzen Hotel-Abstinenz in der Schweiz zieht es Thoma nach Hamburg. Dort spezialisiert er sich auf Hotel- und Tourismusmanagement, sammelt Praxiserfahrung bei Motel One und legt berufsbegleitend einen Master drauf. Als 2017 das erste Motel One in Freiburg am Europaplatz eröffnet werden soll, bewirbt sich Thoma auf die Leitung des Hotels – und kehrt in die Heimat zurück.
Im Dezember 2019 wird Thoma gefragt, ob er bei einem neuen Projekt mitmachen will: Annabell Unmüssig wolle ein Long-Stay-Konzept in Freiburg eröffnen. „Ich fand das sehr spannend, nochmal etwas anderes zu machen. Das hat mich gereizt, so ein Unternehmen von Anfang an mit aufzubauen“, sagt Thoma.
Das ist fünf Jahre her. Im November 2020 – mitten im Lockdown – eröffnet Black F das erste Haus in Freiburg mit 138 Apartments. Im Oktober 2022 folgt das zweite mit 54. Das Unternehmen ist aus den Start-up-Schuhen herausgewachsen.
Das Konzept: temporary living. Heißt: wohnen auf Zeit. Der Fokus liegt auf Gästen, die mindestens einen Monat bleiben. Natürlich dürfen auch diejenigen Gäste kommen, die für eine bis vier Wochen buchen oder der typische Tourist, der für das Wochenende bleibt. Jeder Gast hat einen Kühlschrank, eine Kochnische, ein Nudelsieb, Salz- und Pfefferstreuer. Alles, um sich selbst versorgen zu können. Der Check-in ist durchdigitalisiert, die Anzahl der Mitarbeiter auf ein Minimum reduziert. Die Lobby ist trotzdem von 8 bis 18 Uhr besetzt. Die Gäste reichen vom Bahn-Lokführer über Gast-Professoren bis hin zu SC-Freiburg-Spielern auf Wohnungssuche.
Die Bewertungen auf Google und Booking sprechen für das Konzept: „Die Gäste sind sehr zufrieden. Wir haben vieles richtig gemacht. Besonders im Vergleich zu den anderen Hotels in Freiburg stechen unsere beiden Black-F-Häuser bei den Gastbewertungen deutlich hervor“, sagt Thoma. Vor allem der Black-F-Tower sei durch die grüne Fassade und die Dachterrasse ein Hingucker.
Während andere Hotels während der Corona-Maßnahmen gelitten haben, profitierte Black F. „In vielen Hotels waren Frühstücksbuffets nicht mehr möglich. Das Frühstück musste abgepackt werden. Bei uns konnten sich die Gäste selbst versorgen, ohne dass wir unser Konzept verändern mussten“, erklärt Thoma.
Während das Wohnen-auf-Zeit-Konzept in den USA und Australien schon verbreitet ist, war Black F das erste seiner Art in Freiburg. In Berlin, Hamburg und München ist das Konzept etabliert, aber die Städte vertragen noch mehr Häuser.
In München wird im nächsten Jahr das dritte Haus der Marke Black F eröffnet. Sendlinger Tor, Top-Lage, 84 Apartments. „Auch wenn es wenig Schwarzwald in München gibt, lässt sich das Konzept gut auf andere Städte übertragen. Vielleicht mit kleinen Anpassungen, aber der Markenkern bleibt bestehen“, sagt Thoma. In Stuttgart ist der Bauantrag gestellt. Mannheim wird geprüft. Und auch Mainz, Berlin und Hamburg stehen auf der Wunschliste.
Black F wächst und auch um Freiburg macht sich Thoma keine Sorgen. „Wir liegen im Trend. Es geht Richtung schlanke Konzepte ohne umfangreiches Gastronomieangebot“, sagt Thoma. Die Auslastung sei gut und die Tourismusnachfrage konstant.
Fotos: © Björn Sum, Jessica Hath, Baschi Bender