ZMF im Stadion? Bürgermeister bringt Arena ins Spiel STADTGEPLAUDER | 16.10.2019 | Till Neumann

Das ZMF 2019 endete bitter: Ein sechsstelliges Minus fuhr das Team von Marc Oßwald ein. Das schlechteste Ergebnis seit 2007. Jetzt wird die Zukunft des Festivals diskutiert. Parallel ist ein Ausbau des Mundenhofs beschlossen. Der Kulturbürgermeister bringt eine Arena ins Spiel.

41.000 Konzerttickets hat das ZMF in diesem Sommer verkauft. Etwa so viel wie im Vorjahr. Doch die Ausgaben steigen. Wenn sich das nicht ändere, seien die Reserven in fünf Jahren aufgebraucht, sagten die Festival-Macher im Sommer. Das Event stünde vor dem Aus.

Hohe Wellen haben die Aussagen von ZMF-Chef Marc Oßwald geschlagen. Zumal das Tiergehege Mundenhof aus allen Nähten platzt. 400.000 Besucher laufen dort jährlich auf. Tendenz steigend. Außerdem wird der Stadtteil Dietenbach nebenan gebaut. Mehr Platz ist also nötig fürs Tiergehege, heißt es. Muss das Festival weichen?

Näheres dazu gab’s Anfang Oktober bei einer Pressekonferenz von Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik: Sie verkündete einen Zehnjahresplan zum Ausbau des Tierparks. Und gab klar zu verstehen: Der Mundenhof hat Priorität. Das ZMF muss sich anpassen.

Was Großes? Auf der Messe!

Die Zukunft des Festivals sei dennoch gesichert. Klappe der Aus- und Umbau des Tiergeheges, sei sogar eine Erweiterung möglich. Um die Hälfte könne das Festival-Areal wachsen. Dem Wunsch nach einem größeren dritten Zelt erteilte Stuchlik jedoch eine Absage: „Wenn sie was richtig Großes machen wollen, geht man auf die Messe.“

Die Messe als Außenstelle? Beim ZMF ist dazu kein Statement zu bekommen. „Die Verhandlungen laufen“, sagt Oßwald. Hinter den Kulissen sind auch andere Standorte geprüft worden, lässt Stuchlik wissen. Etwa eine Verlegung an den Nord-West-Rand des Mundenhofs neben die Autobahn. Doch da sei es zu laut für ein schönes Gitarrenkonzert, so Stuchlik. Auch ihre Idee, das ZMF nach Osten zum Plangebiet Dietenbach zu verlegen, sei verworfen worden. Das würde Lehen lärmtechnisch belasten.

Altes Stadion, neue Nutzung: Für Kultubürgermeister Ulrich von Kirchbach wäre das SC-Stadion an der Dreisam der ideale Platz für größere ZMF-Konzerte.

Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach befürwortet ebenfalls eine Außenstelle im Stadtgebiet. Für ihn wäre das aktuelle SC-Stadion ein „idealer Standort“. Schließlich soll der Sportclub zur kommenden Saison ins neue Stadion ziehen. Er hält die Kombination von sportlicher und kultureller Nutzung für machbar. „Eine Entfluchtung müsste man prüfen, aber wenn der Wille da ist, ist das möglich.“ 24.000 Menschen fasst die Arena. Konzerte im neuen Stadion an der Messe sind bisher ausgeschlossen.

Stuchlik sagt: Auch über den Zeitraum könne sich das ZMF Gedanken machen. Schließlich gebe es im Sommer auch andere Festivals in der Region. Ulrich von Kirchbach ergänzt: Das Programm könnte weniger auf junge Leute ausgerichtet werden. Marc Oßwald und sein Team seien aber Profi genug, um zu wissen, was zu tun sei.

Finanziell will das Rathaus dem Festival entgegenkommen. Die Pacht soll halbiert werden, sagt von Kirchbach. Das würde 12.500 Euro jährlich sparen. Zudem soll der Landeszuschuss direkt ans ZMF gehen statt an den Förderverein. Das spare die Mehrwertsteuer.

Fotos: © Klaus Polkowski, Neithard Schleier