Da steckt Urwald drin: das Naturschutzgebiet Feldberg Freizeit | 28.05.2020 | Stella Schewe

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Wilde, raue Wälder, alpine Pflanzenarten und Riesenregenwürmer: Flora und Fauna auf dem fast 1500 Meter hohen Feldberg sind etwas ganz Besonderes. Seit 1937 steht das Gebiet im Südschwarzwald unter Naturschutz.

Ganz oben auf dem höchsten deutschen Berg außerhalb der Alpen hat Achim Laber seinen Traumjob gefunden: Im und um das Haus der Natur unterhalb des Gipfels ist er als Naturschutzwart tätig, oder kurz gesagt als „Feldberg-Ranger“. Das heißt: Er kennt dort so gut wie jede Pflanze und jedes Tier persönlich, kann zu allen etwas erzählen. Vor allem dazu, was das mit 42 Quadratkilometern größte Naturschutzgebiet Baden-Württembergs so besonders macht.

„Rau ist es hier oben“, sagt Laber. Der Feldberg sei alpiner als der Restschwarzwald, quasi eine „subalpine Insel im Mittelgebirge“. Hier finde man Pflanzenarten wie die Alpentroddelblume, das Traunsteiner Knabenkraut oder den Schweizer Löwenzahn, die sonst nur oberhalb der natürlichen Waldgrenze von 1750 bis 1900 Metern vorkämen. Nach der letzten Eiszeit seien diese alpinen Arten quasi auf die Berge hochgewandert und auf „dem waldfreien Inselchen Feldberg“ geblieben.

Dieses Subalpine ziehe sich durch alle Pflanzen- und Tierarten. „Jede Langbeinfliege hat eine subalpine Kusine, die auf dem Feldberg wohnt, es sind alles alpine Verwandte.“ Die meisten Tierarten gebe es auch woanders – die Auerhühner etwa in Skandinavien oder Russland. Eine Tierart aber komme nur hier vor, nämlich der Badische Riesenregenwurm. „Sein Körper ist etwa so dick wie ein Bleistift, und er kann bis zu 60 Zentimeter lang werden.“

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Seit rund 1000 Jahren dient der Feldberg als Viehweide.

Allerdings gebe es auch Sorgenkinder unter den Tieren: So sei der Bestand an Auerhühnern in den letzten fünf Jahren um ein Viertel zurückgegangen: „Warum, wissen wir nicht. Eigentlich sind die Bedingungen hier oben ordentlich.“ Auch Bergpieper sehe er nur noch vereinzelt brüten. „Sie haben immer da gebrütet, wo der letzte Schnee liegenblieb. Aber inzwischen taut es meist zwei bis drei Wochen früher.“

Dank an die Landwirte und ihre Tiere

Überaus positiv wirke sich dagegen aus, dass der Feldberg seit rund 1000 Jahren als Viehweide dient. Wer dort im Sommer wandert, begegnet sowohl den Menzenschwander Geißen als auch den Rindern der Weidegenossenschaft Altglashütten-Bärental. „Sie beweiden extensiv und düngen damit, deswegen ist es hier so wunderschön. Wir sind den Landwirten zu Dank verpflichtet.“ Die mageren, artenreichen Hochweiden seien für den Naturschutz sehr wichtig, betont der Ranger.

Ins Schwärmen kommt er beim Thema Bäume: „Hier oben gibt es Wälder, die von der Zusammensetzung her an die Urwälder des Schwarzwalds erinnern.“ Etwa rund um den Feldsee, der während der letzten Eiszeit von den Gletschern als typischer Karsee geschaffen wurde. Erstmals gerodet habe man dort Ende des 18. Jahrhunderts, danach aber nicht mehr aufgeforstet, sondern die Vegetation sich selbst überlassen. „Genetisch stecken hier noch 80 Prozent Urwald drin. Es gibt noch Fichten, Weißtannen oder Buchen, deren Mamas und Papas den Urwald kannten.“ Der 55-Jährige ist froh über die Naturschutzgebietsverordnung, die vorschreibt, dass nur heimische Bäume gepflanzt werden dürfen – ein Gegenpol zum „Douglasien-
Wahnsinn. Der wird dazu führen, dass wir hier in 300 Jahren kaum noch heimische Wälder haben.“

Wer den Feldberg erkunden möchte, dem empfiehlt Laber den zwölf Kilometer langen „Feldberg-Steig“ mit herrlichen Ausblicken bis zu den Vogesen in Frankreich und den Schweizer Alpen im Süden. Auf schmalen Pfaden führt er, inmitten der geschützten Natur, an urigen Almhütten vorbei zum Raimartihof, dem Feldsee und zurück zum Haus der Natur. Dort informiert eine unterhaltsame Dauerausstellung über das Miteinander von Mensch und Natur.

Info

Haus der Natur
Dr. Pilet Spur 4
79868 Feldberg
Tel.: 07 6 76/93 36 30
www.naz-feldberg.de

Fotos: © Bildarchiv Naturschutzzentrum Südschwarzwald, Hochschwarzwald Tourismus GmbH