Offene Schatztruhe: 10 Jahre Museum Art.Plus in Donaueschingen Kultur | 02.09.2019 | Stella Schewe

Stefan-Roher

Seine Strahlkraft reicht weit über die Stadt an der Donauquelle hinaus: Das Museum Art.Plus zählt zu den bedeutendsten Privatmuseen Süddeutschlands. Seinen zehnten Geburtstag feiert es mit einem Festwochenende am 28. und 29. September.

Er ist, im wahrsten Sinne des Wortes, das Glanzstück der aktuellen Ausstellung: „Helios“, ein mit Blattgold verkleideter Porsche 911, der im Spiegelsaal – dem prunkvollsten Raum des Donau-eschinger Museums – ein passendes Ambiente gefunden hat. Über ihm ein riesiger Kronleuchter, an den Wänden goldgerahmte Spiegel: Das Werk des Stuttgarter Künstlers Stefan Rohrer kommt hier zur Geltung wie nirgendwo sonst.

Monatelang habe er daran gearbeitet, erzählt Museumsleiterin Simone Jung, die den Künstler schon seit vielen Jahren kennt und seine Werke immer wieder nach Donaueschingen holt. Darunter auch die feuerrote „Vespa“ im Eingangsbereich: Schwungvoll hebt sie vom Boden ab, dreht einen doppelten Looping und hält erst kurz vor dem Aufprall in ihrer Bewegung inne – ein schrecklicher Unfall, ästhetisch visualisiert durch große rote Metallschleifen.

Exterior-c-VG-Bild-Kunst, Museum-Art.Plus

Lädt seit zehn Jahren zu außergewöhnlichen Ausstellungen ein: das Museum Art.Plus.

„Das Besondere an der Ausstellung ist: Wir bringen Kunst und Autos, Kunstbeflissene und Autofans zusammen“, erzählt Jung. „Vollgas – Full Speed“: Allein der Name der Schau dürfte die Herzen von Autofreunden höherschlagen lassen. Genauso wie die zweite, kleinere Ausstellung im sogenannten „2-RAUM“. Sie zeigt Fotos von Dietmar Henneka und anderen Fotografen, die die Beziehung von Mensch und Auto in den Blick nehmen. Jährlich gibt es eine große plus vier kleinere Ausstellungen, die dem Schaffen regionaler Künstler gewidmet sind. „Wir machen nicht nur ‚name dropping’“, betont die 47-jährige, die das Museum seit seiner Eröffnung leitet.

Mit diesem Konzept will Art.Plus „ein breites Publikum ansprechen“ sowie Kunst und Kultur zusammenbringen. In Anlehnung an seine frühere Funktion als „Musentempel“ der Donaueschinger Museumsgesellschaft, in dem einst Bälle, Versammlungen und Konzerte stattfanden, wurde aus dem Museum ein Ort der kulturellen Begegnung – daher auch das Plus im Namen. Dazu gehört ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Konzerten, Lesungen, Kinoabenden … Allein 300 Menschen sahen sich im Juli unter freiem Himmel die „Blues Brothers“ an.

Teil Donaueschingens

Mit anderen Kultur-Akteuren vor Ort, wie der Kunst- und der Musikhochschule, dem Kommunalen Kino oder den Donaueschinger Musiktagen, pflegt Jung eine ebenso enge Partnerschaft wie mit der Musikhochschule Trossingen. Kunstvermittlung ist der studierten Kunstwissenschaftlerin überaus wichtig. „Wir wollen ein Teil von Donaueschingen sein und nicht eine verschlossene Schatztruhe, in die keiner reinkommt.“

Das Konzept geht auf: Mehr als 100.000 Menschen sind seit der Eröffnung vor zehn Jahren in das am Schlosspark gelegene Kunsthaus gekommen, darunter längst nicht nur Besucher aus der Schwarzwald-Baar-Region. Zuletzt war in dem 1841 erbauten Gebäude ein Kino untergebracht. Nach dessen Schließung im Jahr 2007 drohte der Verfall, bis die heute „Art.Plus Foundation“ genannte private Stiftung es als Ort für ihre seit 40 Jahren bestehende Sammlung entdeckte, es umbauen und erweitern ließ. Im September 2009 öffnete das Museum seine Türen.

Für sein Zehnjähriges hat sich das kleine Museumsteam – vier Mitarbeiter mit je zwei halben und zwei ganzen Stellen – ein buntes Programm ausgedacht: Am Samstag, 28. September, lädt es ab 19 Uhr zu einer großen Party mit „Billy Bob and the Buzzers“, einer Feuershow und einer Performance des Stuttgarter Künstlers Thomas Putze. Den Sonntag widmet es den Familien: mit Auftritten der Stadtkapelle oder der Musikschule Donaueschingen, einem Poetry Slam sowie mit Kunst-Aktionen für Kinder und Autofans. So können sie bei „Art Car“ ein altes Auto bemalen oder ihr altes
Spielzeugauto mitbringen, damit der Schweizer Künstler Patrick Gutenberg es im Rahmen seines Projekts „Blechlawine“ fotografiert. Auch das wird ihre Herzen höherschlagen lassen.

Info

Museum Art.Plus
Museumsweg 1
78166 Donaueschingen
www.museum-art-plus.com
Museumsfest
28. und 29. September
Sa. ab 19 Uhr, So. 11 bis 17 Uhr

Fotos: © Museum Art.Plus/Art.PlusFoundation, VG Bild-Kunst, Bonn 2018 & Museum Art.Plus