Kritik an Schubladendenken – Unmüßig baut aktuell mehr als 1000 Mietwohnungen Projektentwickler | 25.08.2023 | Lars Bargmann

Weinheim Quartiersentwicklung made in Freiburg: Die Unmuessig-Gruppe baut in Weinheim 260 Mietwohnungen und 34 Reihenhäuser.

Der Wohnungsbau steckt in einer tiefen Krise. Neue Eigentumswohnungen werden aktuell so gut wie gar nicht mehr gebaut. Auch bei Mietwohnungen haben viele Akteure den Fuß auf der Bremse. Die Unmuessig-Gruppe aus Freiburg ist eine Ausnahme. Aktuell im Bau sind über 1000 Mietwohnungen. Und in Freiburg sind 400 weitere in der Planung. „Wir sind keine Bauträger, wir arbeiten für institutionelle Anleger, und für die sind Immobilien mit Wohnungen nach wie vor sehr interessant“, sagt der Projektentwickler Peter Unmüßig.

Der Anlagebedarf von Pensionskassen, Versicherungen oder auch kirchlichen Einrichtungen sei nach wie vor „enorm“. Dem komme man nach. So werden in Heidelberg auf dem Poststraßen-Areal mit dem einzigen Hochhaus in der Innenstadt rund 500 Wohnungen entstehen, in Weinheim im Projekt „unsr Quartier“ 260 – zudem 34 Reihenhäuser für neue Eigentümer –, im Zentrum Landwasser, wo unlängst das Richtfest gefeiert wurde, sind es 220, in Emmendingen im Löwentor 30.

„Wir werden auch weiter viel Wohnungsbau vor allem für Mieter machen, das ist auch eine gesellschaftliche Verpflichtung. Wenn nicht gebaut wird, steigen die Mieten weiter, das ist zutiefst asozial“, sagt Unmüßig. Das gilt auch in Freiburg. Wo es aber langwierige Prozesse gebe. Auf dem Gelände des ehemaligen Obi-Marktes in St. Georgen plant die Gruppe – schon seit Jahren – über gewerblichen Nutzungen im Erdgeschoss 270 Mietwohnungen. „Der Prozess fürs Baurecht läuft sehr ineffizient, da paralysiert jeder jeden“, sagt der Projektentwickler. „Eigentlich“ müsste er längst resignieren.

Unmüßig möchte auch auf dem alten Gelände des Autohauses Kannenberg – was der Sparkassen- und FWTM-Tochter Freiburger Wirtschaftsimmobilien gehört – auf einer Etage mit vorwiegend sozialen Nutzungen 120 Mietwohnungen bauen: 40 frei finanzierte, 40 öffentlich geförderte, 40 als Werkswohnungen für die Freiburger Sparkasse. Unlängst war das Vorhaben im Freiburger Gestaltungsbeirat. Der die vorgelegte Planung deutlich kritisierte. Was Unmüßig durchaus nachvollziehen konnte: „Das war mein Fehler, ich hätte unseren Architekten beauftragen müssen, für dieses exponierte Grundstück gleich mehrere Varianten zu zeigen, das holen wir jetzt nach.“

Mit den Rahmenbedingungen für den öffentlich geförderten Wohnungsbau hat er keine Probleme: „Wir können bei einem Projekt jederzeit 50 Prozent geförderte und 50 Prozent frei finanzierte Wohnungen bauen, dafür brauchen wir aber Grundstücke mit vertretbaren Preisen.“ Stattdessen hatten etwa 30 Eigentümer im geplanten Neubaugebiet Im Zinklern, die Unmüssig-Gruppe und die Treubau haben dort die größten Flächen, der Stadt knapp 17 Prozent der Flächen abgetreten, damit diese dort selber geförderten Wohnungsbau machen kann. Laut Unmüßig müsste die Stadt diese Flächen nach dem flächenordnenden Umwidmungsverfahren den ursprünglichen Eigentümern aber wieder zum Kauf anbieten.

Beim Neubaugebiet Zähringen-Nord hat das Rathaus sein Vorkaufsrecht gezogen und der Gruppe zwei Grundstücke für 1,1 Millionen Euro abgeluchst. Das juristische Argument: Die Stadt könne das baureife Land schneller entwickeln und leichter geförderten Wohnraum leichter umsetzen. Vor allem der Schnelligkeit ist das Rathaus zuletzt oft hinterhergelaufen.

Dass beim Neubaugebiet Kleinesch-holz nur „gemeinwohlorientierte“ Akteure zum Zug kommen sollen, kritisiert Unmüßig deutlich: „Das Schubladendenken muss beendet werden. Wir brauchen Wohnungen. Und ohne die privatwirtschaftlichen Unternehmen, die Gewinne machen müssen, werden wir die, wenn überhaupt, nicht schnell genug bekommen.“

Visualisierung: © Unmuessig Bauträger