Alle Jahre wieder – Weihnachtsbräuche im Dreiländereck Freizeit | 08.12.2024 | Marianne Ambs

Kirche zur Weihnachtszeit

Was wäre Weihnachten ohne Weihnachtsbaum? Traditionell mit Kugeln behängt und mit Kerzen bestückt, gerne mit Krippe unter dem Baum. Doch jahrhundertelang wurde Weihnachten ohne Baum und Kugeln gefeiert. Einige Bräuche entstanden sogar erst im 19. Jahrhundert. Im Dreiländereck gibt es zudem Weihnachtsbräuche, die auf heidnisches Brauchtum zurückgehen.

Unter den Bögen des Kirchenschiffs der Église Saint-Georges in Sélestat hängende Tannenbäume erzählen in der Adventszeit von der Entwicklung des Christbaumschmucks seit dem 16. Jahrhundert. Damals hat hier im Elsass alles angefangen: Die Humanistische Bibliothek von Sélestat besitzt ein Dokument vom 21. Dezember 1521, in dem erstmals von einem Weihnachtsbaum die Rede ist. Nach den Anfängen im Elasss trat im 19. Jahrhundert der Weihnachtsbaum seinen Siegeszug durch Deutschland und Euro- pa an und wurde von Auswanderern auch nach Amerika gebracht.

Viele Familien im Dreiländereck feiern die Nacht, in der nach christlicher Überlieferung Jesus geboren wurde, nach einem festen Ritual. Ein in der Nordwestschweiz typischer Brauch ist das Christkind- Glöckli. Nach dem Festtagsessen ziehen sich die Kinder in ein anderes Zimmer zurück. Nach getaner Arbeit läutet das Christkind sein Glöckchen als Zeichen für die Kinder, dass alles für die Bescherung bereit ist.

Im Elsass begleitet in volkstümlichen Vorstellungen eine dunkle Figur aus einer anderen Welt das Christkind: Hans Trapp. Mit mürrischer Miene und schwarzem Bart hat er seinen ersten Auftritt bereits im Advent im Gefolge des heiligen Nikolaus – als Schrecken ungehorsamer Kinder. In Baden ist als Begleiter des Nikolaus Knecht Ruprecht mit seiner Rute verbreitet. Sein Name wird von Forschern von rûhperht, ‚rauhe Percht‘, hergeleitet. Perchten sind geisterähnliche Gestalten, die in den Rauhnächten ihr Unwesen treiben.

Räuchern gegen böse Geister

Als Rauhnächte werden die zwölf Nächte nach Heiligabend bezeichnet. Sie sind nach heidnischen Vorstellungen magisch: In diesen Nächten steht die Tür zum Reich der Toten und der Geister weit offen. Seit Alters her versuchten die Menschen in diesen dunklen Winternächten die bösen Geister zu vertreiben. Dazu wurde Räucherwek wie Weihrauch verwendet.

In der Nacht zu Dreikönig, der letzten Rauhnacht, wurde und wird es dann in der REGIO mancherorts laut und lärmend. In Sasbach in der Ortenau lodert alljährlich zu Epiphanias ein großes Rauhnachtsfeuer, nicht nur um die letzten Geister zu vertreiben, sondern auch zum „Häsabstauben“: Mit sauberem Gewand starten die Narren der schwäbisch-alemannischen Fasnacht dann in die fünfte Jahreszeit.

Ausgehtipp:
Räuchern und Rauhnächte im Südschwarzwald
Einführung in die Praxis der Hausräucherung. Mit Marion Bödecker, vom Bauerngartenund Wildkräuterland Baden e.V.
Wo: Wurzelwerke St. Peter,Scheuergasse 12, 79271 St. Peter
Wann: Mo., 9.12., 18.3021 Uhr
www.naturpark-jubilaeum.de

Foto: © Paola Guigou