Gezeichneter Humor: Cartoon-Sammler Wolfgang Baaske Freizeit | 12.11.2018 | Stefan Pawellek

Cartoons gehören zur Alltagskunst ebenso wie Karikaturen zu politischen Ereignissen. Doch wie kommen diese Zeichnungen in Zeitungen, zwischen Buchdeckel oder in Ausstellungen? Dafür gibt es Cartoon-Begeisterte, die sich Vertrieb und Ausstellung dieser Alltagskunstwerke zur Aufgabe gemacht haben. Der Markgräfler Wolfgang Baaske gehört zu dieser Spezies.

Es ist ein ganz normales Haus in einer ruhigen Seitenstraße von Müllheim. Doch betritt man das Innere, befindet man sich in einer Ausstellung. Hausherr Wolfgang Baaske, gelernter Stahlhandelskaufmann, ist seit 1991 Inhaber einer „Bildagentur für Cartoons und Karikaturen“. „Es war ein glücklicher Zufall, dass mir das gelang – ich habe mich schon immer für diese Kunstrichtung interessiert und konnte mein Hobby zum Beruf machen“, erzählt er. Schon als Jugendlicher hatte er Karikaturen und Cartoons aus Zeitungen ausgeschnitten und angefangen, in Kontakt mit deren Schöpfern zu treten.

Der Schritt ins neue Business gelang gut, es kamen und kommen Anfragen von Zeitungsredaktionen, von Verlagen wie Heyne Taschenbuch, von Schulbuchverlagen wie Westermann, von Fachverlagen oder der Bundeszentrale für politische Bildung. In seinem Archiv hat er gut 50.000 Zeichnungen zu praktisch allen Themen, alles in Kopie. Und sollte es zu einem Thema keinen Cartoon geben, so lässt er ihn anfertigen. „Man hat mich oft gefragt, ob man denn von so einem seltsamen Beruf leben könne? Nun, habe ich gesagt, ich weiß es noch nicht – ich mach es doch erst 25 Jahre!“

2004 bis 2008 arbeitete Baaske als freier Kurator für das Cartoonmuseum Basel: So manche Ausstellung hat er mit Leihgaben aus seinen Beständen ergänzt. Danach war er bis 2016 im Galerie-Team des Kunstpalais Badenweiler und organisierte dort, wen wundert’s, Cartoon-Ausstellungen. Inzwischen hat er in mehr als 50 Schauen Ungerer, Loriot, Neugebauer, Tetsche, Sempé und andere präsentiert.

Comics vom Keller bis zum Dach

25 Jahre intensiver Kontakt mit Zeichnern und Cartoonisten haben bei ihm zu einer großen Sammlung an Originalen geführt. Genau weiß Baaske nicht, wie viele es sind – er schätzt um die 600. Wozu noch 2300 Bücher zum Thema kommen und viele Devotionalien – wie den „Knollenmännchenkopf“, den ihm einst Loriot signierte, dreidimensionale Cartoons verschiedener Zeichner, Figuren wie Tim und Struppi oder Nick Knatterton, der Comic-Detektiv der 50er-Jahre. Vieles davon ist ihm persönlich gewidmet.

Rund 600 Originale und 2300 Comicbücher: Wolfgang Baaskes private Sammlung ist so umfangreich, dass er auch Ausstellungen mit seinen Leihgaben ergänzt.

Klar, dass viele Werke bei ihm im Hause hängen, dicht an dicht, vom Erdgeschoß bis zum Dach. Und auf der Gästetoilette. Durch ein Missverständnis wurde sie komplett weiß gefliest. So deponierte Baaske einen wischfesten Stift auf dem Klo und gab jedem zeichnenden Besuch den Auftrag, auf der Toilette einen Gästebucheintrag zu zeichnen. „Inzwischen gehen Freunde ohne zu müssen aufs Klo, die einen, um zu sehen, was Neues dazugekommen ist, die anderen, um sich zu verewigen.“

Selbst zeichnet Baaske nicht. „Dazu habe ich kein Talent – vielleicht gut so, denn sonst könnte ich möglicherweise gar nicht so enge Kontakte zu den Cartoonisten pflegen, da wäre immer so etwas wie Konkurrenz drin.“ Einen Lieblingszeichner hat Baaske nicht. Eigentlich mag er sie alle, aber ganz oben auf seiner persönlichen Hitliste stehen Papan, Gaymann, Sempé und Tomi Ungerer – Cartoonisten, die er alle persönlich kennt. Den 72-Jährigen fasziniert vor allem deren Art, Dinge anders zu betrachten: „Sie sehen mehr. Touché beispielsweise macht aus uns allen geläufigen Alltagsszenen einen Strip, der überspitzt diesen Alltag zeigt!“

Alljährlich kuratiert Baaske Gaymann-Ausstellungen, 2019 wieder auf einem Weingut im Markgräflerland. Auch wenn er es eigentlich „ruhig angehen lassen“ will, Baaske ist beschäftigt. Mit Cartoons.

Fotos: ©  Stefan Pawellek; Mediathek Müllheim