Le Carnaval: Närrisch feiern im Elsass Freizeit | 09.02.2020 | Arwen Stock

Le Carneval

Im Elsass wird die fünfte Jahreszeit ausgelassen gefeiert. Der Ruf ist jedoch nicht Narri, Narro!, sondern Helau!. Vorbild ist der rheinische Karneval mit seinen bunten Mottowagen, schillernden Kostümen und Frohsinn.

„Im Elsass hat es früher eine ganze Reihe an bedeutenden Fastnachten gegeben“, weiß der Brauchtumsforscher Werner Mezger. Es gab eine sehr große Fastnacht in Straßburg. Auch Mulhouse hatte eine weit zurückreichende Tradition. Jedoch habe die Revolution sehr vieles platt gemacht. Doch der närrische Geist hat überlebt, kommt heute aber nicht mehr im Häs, sondern im Karnevalskostüm daher.

„Der Elsässer Karneval ist stark vom rheinischen beeinflusst“, berichtet REGIO-Kolumnistin Jill Köppe-Ritzenthaler. Der närrische Gruß ist auch „Helau“ – ausgesprochen wie das englische „Hello“, lacht die 45-Jährige. Ihre ganze Familie macht aktiv beim „carnaval“ mit, als Fußbälle, Bäume oder als Raupe. Laut der Journalistin sind die Narren im Elsass meist in ihrer heimischen „Asociation de carnaval“ organisiert. In Straßburg haben sie vor einigen Jahrzehnten, in Mulhouse bereits 1953, wieder mit dem närrischen Treiben begonnen. Sie laden zu Umzügen mit bunten Mottowagen und Kostümbällen. Ihre Kostüme fertigen die Elsässer Narren passend zum Wagen oder Motto. Am Umzug können aber auch Hästräger aus dem Schwäbisch-Alemannischen teilnehmen. Und zahlreiche Guggenmusiken aus dem Elsass, der Schweiz und Deutschland spielen auf.

Was die närrischen Hochtage angeht, orientieren sich die Elsässer Narren jedoch nicht am rheinischen Karneval, sondern eher an der Basler Fasnacht. Vielerorts entlang des Rheins und auch in Straßburg wird daher vom 29. Februar bis 1. März gefeiert – jedoch teils auch davor und danach. Fastnachtshochburgen sind Sélestat, Colmar, Mulhouse oder auch Rouffach südlich von Colmar.

„Der Karneval in Sélestat beispielsweise hat eine tolle Atmosphäre“, schwärmt Köppe-Ritzentaler. Die großen Umzüge an den Sonntagen sowie Nachtumzüge wie den ganz großen in Kembs kann sie empfehlen: „Das Witzige für Zuschauer aus Deutschland ist, dass sie einige Gruppen von ihrer Rheinseite treffen werden.“

Laut Köppe-Ritzenthaler sind zudem die Kostümbälle ein Erlebnis. Für die kleineren Bälle muss man sich vorab Karten organisieren, da diese schnell vergriffen sind. Wer es allerdings in den bunten Ballsaal geschafft hat, kann neben dem Feiern beim Kostümwettbewerb mitmachen. Ganz zwanglos bei einem kleinen Umzug durch den Saal.

Info

Colmar: 8.3., 14.30 Uhr, Umzug
Mulhouse: 29.2., 19.15 Uhr, Nachtumzug; 1.3., 14.31 Uhr, Waggis-Umzug
Rouffach: 19.4., 14.30 Uhr, Umzug
Sélestat: 29.2., 18.46 Uhr, Nachtumzug mit Guggenkonzert; 1.3., 14.32 Uhr
Straßburg: 1.3., 14.11 Uhr, Umzug
Kembs: 15.2., 17.11 Uhr, Nachtumzug
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