Sinnlich entspannen Freizeit | 06.09.2020 | Arwen Stock

Achtsamkeitspfad_Waldliegen

Der Walderlebnis- und Waldsportpfad Rollberg in Freiamt bietet viele Spiel-, Freizeit- und Entdeckungsmöglichkeiten. Nun hat das Naherholungsziel zwei neue Attraktionen: einen Achtsamtkeitspfad und eine Station zum Waldbaden.

Vögel zwitschern. Wind rauscht durch die Wipfel der Bäume. Kein Verkehrslärm ist zu hören am Parkplatz des Walderlebnis- und Waldsportpfads in Freiamt. Nur vom Spielplatz mit Grillhütte und Tipi schallen die Rufe spielender Kinder. Vorbei an Barfußpfad und einer stattlichen Holzbank geht der 2,5 Kilometer lange Waldsport- und Erlebnispfad geradeaus in den Wald hinein. Ein anderer Weg biegt links ab: Richtung Labyrinth und Achtsamkeitspfad. „Der Achtsamkeitspfad soll eine Verbindung zwischen Mensch und Wald herstellen“, berichtet Revierförster Bernd Nold über die neue Attraktion in dem weitläufigen Naherholungswald am Rollberg. Dass hier der meditative Bereich beginnt, ist auch an dem „Weltenbaum“ zu erkennen. Zwei Schlangen winden sich entlang eines geschnitzten Stammes, umrahmen unten ein Loch zum Durchklettern für Kinder und oben das Freiamter Gemeindewappen.

Gegenüber steht das Einführungsschild zum Achtsamkeitspfad. Ab hier darf der Besucher Vergangenheit und Zukunft sein lassen und ganz das Hier und Jetzt erfahren. Doch vor dem Start gilt es, die Stele mit Ausdrucken zu den Übungen zu beachten. Wer die Übungen an den Stationen machen möchte, kann sich einen Ausdruck mitnehmen. An den Stationen sind diese nämlich nur noch per QR-Code als Audio-Datei abrufbar. Ob das funktioniert, sollte schon hier überprüft werden. Kann das Handy die Dateien laden? Hat es noch guten Empfang, denn der wird bergab nicht besser? Ist der Sound-Check geschafft oder der Ausdruck bereit, kann es gleich losgehen.

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Nicht nur Erwachsene können auf dem Achtsamkeitspfad, auch Kinder lieben die Hängematte.

Im Wald die Seele baumeln lassen

Ein zweites Schild weist auf die erste Übung des Achtsamkeitspfads hin: Gehen. Auf dem leicht abschüssigen Weg sind die Besucher eingeladen, sich meditativ auf jeden einzelnen Schritt, den natürlichen Gang, die Haltung und darauf, wie sich der Fuß beim Gehen bewegt, zu konzentrieren. In Stille geht es so bergab, bis nach links ein Trampelpfad zur Hören-Station abzweigt. In einer Hängematte kann man hier die Seele baumeln lassen, die Ohren spitzen und auch in sich hineinhören: Was macht mein Körper? Und welche Waldgeräusche sind wahrnehmbar? „Besucher können sich auch auf nur ein Geräusch konzentrieren oder ein Objekt in die Hand nehmen und diesem Geräusche entlocken“, empfiehlt Revierförster Nold. Diese Außen- können durch Innenwahrnehmungen ergänzt werden: Welche Gefühle nehme ich in mir wahr, wenn ich mich auf das Rauschen in den Wipfeln konzentriere?

Die nächste Station ist gleich nebenan: Bewusstes Atmen ist hier angesagt. Dafür sind zwei Stämme so ausgesägt, dass ihre Form der einer Gartenliege gleicht. „Viele Botenstoffe spielen im Wald eine Rolle für die Entspannung“, weiß Nold. Besonders die Terpene, die Kommunikationsstoffe der Bäume, stärken erwiesenermaßen das menschliche Immunsystem. Nachdem die Lungen bewusst die frische Waldluft aufgesogen haben, geht der Trampelpfad wieder zurück zum Weg, und schon bald wird das Labyrinth sichtbar. Doch auch wenn sein gewundener Weg zwischen den Lehmmäuerchen verführerisch zum Entdecken einlädt – das darf warten, denn der Achtsamkeitspfad biegt als Trampelpfad vor dem Labyrinth links ab und umrundet es.

Moose wie Zwergenwäldchen

„Sehen“ lautet die Übung an der nächsten Station mit Holzbank. Licht und Schatten spielen auf dem Waldboden, Farne wiegen sich sanft im Wind. Moose gleichen beim Betrachten ganzen Zwergenwäldchen. Weiter auf dem Pfad um das Labyrinth ist die folgende Übung dem Riechen gewidmet. Wie auch für die Schulung der anderen Sinne ist der Besucher hier wieder dazu eingeladen, sich ein Objekt zu suchen und dieses sinnlich zu erkunden. Ein abgeworfenes Stück Rinde dient als Schnüffelobjekt – und riecht auf der Innenseite erstaunlich nach Pilz. Nun mündet der Pfad an der Rückseite des Labyrinths, und an der letzten Station des Achtsamkeitspfads ist Fühlen angesagt: Wieder darf sich der Besucher zwei Minuten Zeit nehmen und ein Objekt suchen. Dann soll es angefasst, mit den Fingern ertastet und auch beispielsweise auf der Haut des Unterarms wahrgenommen werden. Wer möchte, kann dafür die Augen schließen und die Sinneserlebnisse ausklingen lassen.

Labyrinth Erlebnispfad

Das Labyrinth am Achtsamtkeitspfad.

„Den Achtsamkeitspfad habe ich auf einer Fortbildung kennengelernt“, berichtet Nold von der gelungenen Symbiose aus Waldpädagogik und Digitalisierung. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und eine internationale Studierendengruppe hatte das Konzept entwickelt. In Freiamt war die Gemeinde begeistert von der Idee, den Walderlebnis- und Waldsportpfad Rollberg durch diese Attraktion zu bereichern.

Die Umgestaltung begann schon vor 14 Jahren. Damals war die Frage, ob der ursprüngliche Spielplatz am Rollberg ganz abgebaut werden sollte oder ein neues Konzept umgesetzt wird. Nold setzt seither zusammen mit den Freiämtern viele Ideen dort um. Das kretische Lehm-Labyrinth, an dem der Achtsamkeitspfad endet, wurde beispielsweise von der heimischen Landjugend in einer 72-Stunden-Aktion erstellt. Heute ist der Walderlebnispfad ein Gemeinschaftsprojekt der Gemeinde Freiamt, des Forstamts Emmendingen und des Naturpark Südschwarzwald und umfasst nun insgesamt 20 Stationen – inklusive der neuen Waldbade-Station und plus Achtsamkeitspfad und neuer Geocache-Tour am Rollberg zum Märchen „Kaltes Herz“.

Wanne aus Baumstämmen

Zur neuen Waldbade-Station geht man vom Parkplatz geradeaus weiter. Bald schon säumen eine Schlange aus einem gewundenen Stamm, eine Steinreihe mit Brocken von der Rheinebene bis in den Hochschwarzwald und eine Klang-Station mit Summ-Stein, Holzklöppeln und vielem mehr den Weg. Ein Waldkräutergarten oder Schilder zu den einzelnen Baumarten stillen den Wissensdurst manch eines Besuchers. Hinter einer Kurve biegt ein kurzer Pfad rechts ab zur neuen Attraktion: der Waldbade-Station. Gleich einer Wanne sind zwei Stämme ausgehöhlt. Zwei Erwachsene können darin bequem nebeneinander „baden“. Der Blick geht von hier aus in den Himmel. Vor dem Blau tanzen Tannen-, Fichten-, Lärchen-, Douglasien- und Eibenwipfel im Wind. Die frische Luft duftet nach Harz, ist reich an Waldaroma. Nur das Zwitschern der Vögel und das Rauschen der Bäume ist zu hören. Wer möchte, kann hier sein Entspannungsprogramm beenden. Oder geht weiter auf Entdeckungstour auf dem Walderlebnis- und Waldsportpfad – zu Sportstationen, dem Waldklassenzimmer und auch bis hinab zum Steinbruch.

Info

Der Walderlebnis- und Waldsportpfad ist ab Freiamt-Ottoschwanden ausgeschildert. In der Ortsmitte den braunen Schildern „Walderlebnispfad“ folgen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Buslinien 211 und 231) an der Haltestelle Hipp aussteigen, dann der Beschilderung folgen. Es ist noch gut ein Kilometer bis zum Waldparkplatz. www.freiamt.de/erlebnispfad
www.tourismus.freiamt.de

Foto: © ars, Nold