„Als wären wir lebensmüde“: Freiburger Snowboard-Crew filmt wahnwitzige Sprünge Kultur | 07.01.2019 | Till Neumann
Lässige Musik, abenteuerliche Action, entspannte Jungs. Mit dem Konzept hat die Snowboard-Crew „Kartoffelpack“ gerade ihren sechsten Film herausgebracht. Der Streifen mischt halsbrecherische Moves mit Witz und Kartoffeln. Gedreht vor allem im Schwarzwald.
„Von außen sieht es aus, als seien wir lebensmüde“, sagt Robert Wildenmann. Der 29-jährige Filmemacher betont: „Das Risiko ist abschätzbar.“ Mit seinen Kollegen springt er über meterhohe Zäune, durch Strommasten oder von Häuserdächern. Mal geht’s knapp zwischen zwei Bäumen hindurch – oder frontal dagegen. „Manchmal übertreibt man es, dann passiert auch mal was.“ Doch alle Fahrer wüssten, wo ihre Grenzen liegen. „Wir sind gottfroh, dass es bisher keine schlimmen Verletzungen gab“, sagt Wildenmann. Zweimal sei es beim Dreh zuletzt knapp gewesen, Brüche kämen hin und wieder vor. Meist blieben aber nur blaue Flecken, Schrammen und Verrenkungen.
Der Spaß macht das locker wett. Nur ein paar Minuten des 40-minütigen Streifens mit dem Titel „Potatoheads“ unterstreichen das: Es wird gejubelt, geschrien und gefeiert – gestandene Sprünge bekommen Szenenapplaus. Und der ist hart erarbeitet, wie Wildenmann berichtet. Die Crew fährt ausschließlich abseits von Pisten, aber ohne Helikopter oder Bullys wie in Profifilmen mit Riesenbudgets. Ihre Sets bieten dennoch spektakuläre Bilder. „Professionelle Amateure“ nennt sich die Crew.
„Von zehn Sprüngen landet man im Tiefschnee meist nur einen für die Kamera“, sagt Wildenmann. Der Zeitaufwand ist enorm: 35 Drehtage stecken im Film. Unzählige Stunden verbringen die Fahrer mit dem Suchen der Spots, dem Bauen von Kickern (Schanzen) und dem Immer-wieder-Raufsteigen – denn Lifte gibt’s nicht. Neben atemberaubenden Landschaften bietet „Potatoheads“ auch ungewöhnliche Drehorte: Die Fahrer schippen Schnee in einen Hausflur, holen Schwung mit einem Gummiseil und springen aus der Balkontüre raus.
Die meisten der rund zehn Fahrer kommen aus Freiburg und Umgebung. Dreh- und Angelpunkt ist Robert Wildenmann. „Er kennt sich mittlerweile verdammt gut aus“, lobt sein Bruder Max, der für Kamera und Schnitt zuständig ist. „Robert hat ein gutes Gespür, wo und wann wir Aufnahmen sammeln können. Er schaufelt auch mal wie ein Verrückter Spots, die er gar nicht fährt.“ Robert gibt das Lob zurück. Sein Bruder nehme sich zwei Wochen frei, um den Film zu schneiden.
Das Video zeigt eine eingeschworene Crew, die auch mal einen Joint rollt oder Bier trinkt. „Wir wollen keine Geld- und Materialschlacht“, betont Robert Wildenmann. Das größte Kompliment für ihn sei das Prädikat: Der Film ist oldschool. Lacher sind garantiert. Nicht nur wegen der vielen halbierten Kartoffeln im Video, sondern auch wegen der Kommandos: Ist der Fahrer ready, ruft er „Kartoffel“. Der Kameramann bestätigt mit einem schallenden „Salat“.
Den Film gibt’s kostenlos auf grtsq.com
Fotos: © Max Wildenmann, Markus Männle