Beharrlich und begeistert: Die Freiburgerin Cornelia Holfelder-von der Tann erhält Rebekka-Übersetzer-Preis Kultur | 29.10.2021 | Erika Weisser

Übersetzerin Cornelia Holfelder-von der Tann

Bei der Frage, ob sie es je bereut habe, als Übersetzerin zu arbeiten, zögert Cornelia Holfelder-von der Tann nur ganz kurz. „Nein“, antwortet sie dann, sie habe „in all den Jahren nie daran gedacht, etwas anderes zu machen“. Seit genau 45 Jahren übersetzt die 71-Jährige die Werke englischsprachiger Autoren ins Deutsche – und schreckt dabei vor keinem Genre zurück. Nun hat sie den vom „Freundeskreis zur Förderung literarischer und wissenschaftlicher Übersetzungen“ in diesem Jahr erstmals vergebenen Rebekka-Preis bekommen.

Mehrere Stifterinnen, die anonym bleiben wollen, haben diesen mit mindestens 5000 Euro dotierten Preis ins Leben gerufen; er wird von nun an jährlich verliehen – an Menschen, die seit vielen Jahren beharrlich, begeistert, besonders gut – und häufig schlecht bezahlt – Belletristik und Sachbücher übersetzen. Bei der Entscheidung der Jury für Holfelder-von der Tann, betonte Freundeskreis-Präsidentin Karen Nölle bei der Preisübergabe im Literaturhaus Freiburg, habe auch ihre „enorme Kollegialität“ eine große Rolle gespielt.

Die so Geehrte freut sich natürlich über Preis und Lob. Einige der preisrelevanten Eigenschaften, sagt sie, habe sie tatsächlich, etwa Beharrlichkeit und Neugier, sonst hätte sie „diesen Job gar nicht machen können“. Und Kollegialität in Form von Weitergabe von Aufträgen an junge Kolleg·innen, themenbezogenen Handreichungen oder konkreter Unterstützung bei schwierigen Texten sei für sie „eine Selbstverständlichkeit“. Allerdings würde sie als Kriterium für gute Übersetzungen auch noch Redlichkeit anfügen. Freilich nicht im Sinne von „sie hat sich redlich bemüht“, sondern im Sinne von Loyalität zum Originaltext, der den Lesern eines anderen Sprachraums mit all seinen historischen und kulturellen Dimensionen verständlich gemacht werden und dennoch seine Eigenheiten behalten müsse.

Das gelte insbesondere bei belletristischen Werken, in denen bestimmte orts-, zeit-, klassen- oder bevölkerungsgruppenspezifische Umgangssprachen verwendet werden, wie etwa das Black American English. Hier müsse eine spezielle Sprache gefunden werden, die „den dialekttypischen Eigenschaften des Originals entspricht und hierzulande dennoch keiner Gegend zugeordnet werden kann“: Mississippi-Englisch könne man nicht einfach in den Soziolekt eines Schwarzwaldtals übertragen.

Die Dialektübersetzung sei zwar schwierig, mache aber großen Spaß, sagt Holfelder-von der Tann, die nach ihrem Zweiten Staatsexamen lieber Übersetzerin als Lehrerin werden wollte. Nur leider bleibe viel zu selten Zeit für das spielerische Suchen-und-Finden des passenden Ausdrucks: Um „einigermaßen über die Runden zu kommen“, arbeite man immer an mehreren Übersetzungsaufträgen gleichzeitig. Da sei das Internet eine große Hilfe, es ermögliche eine schnelle und tiefgehende Recherche, dadurch werden die Übersetzungen genauer. Davon habe sie auch bei der eben abgeschlossenen Neuübersetzung von Alice Walkers in den 1930er-Jahren spielenden Klassikers „Die Farbe Lila“ profitiert.

Cover "Die Farbe Lila"

Die Farbe Lila
von Alice Walker
Neuübersetzung: Cornelia Holfelder-von der Tann
Verlag: Ecco Verlag 2021
288 Seiten, gebunden
Preis: 20 Euro
Erscheint am 23. November