Freiburgs Tracks des Jahres 2021 Kultur | 30.12.2021 | Liliane Herzberg, Pascal Lienhard, Till Neumann, Philip Thomas

Tracks des Jahres 2021

Jan Delay sang schon vor 20 Jahren „Und die Welt steht still“. Für Musiker·innen waren die vergangenen zwölf Monate genau das: abgesagte Konzerte, keine Gagen, erschwerte Proben. Doch wahre Leidenschaft kennt kein Stoppschild. Viele Freiburger Acts haben fleißig weiter produziert. Die chilli-Redaktion hat ihre zwölf Lieblinge ausgewählt. Vom einfühlsamen Folk über den Corona-Albtraum bis zum Rap-Actionfilm.

Von Welt » Unendlichkeit

Ein Song wie gemacht fürs Stadion. Mit der Single „Unendlichkeit“ vom Debütalbum „Schwarz“ bewerben sich „Von Welt“ um einen Platz in den Arenen der Nation. Die Nummer scheint auch bei SC-Kapitän Christian Günter gut anzukommen: Er spielt die Hauptrolle im Musikvideo.

The Deadnotes » Easy Summer

Die „Deadnotes“ überraschen immer wieder. Nach zwei Studioalben veröffentlicht das zum Duo geschrumpfte Projekt die Single „Easy Summer“. Der Track ist ungewohnt poppig und hakt sich schon nach dem ersten Durchgang im Gehörgang fest. Das Retro-Musikvideo tut sein Übriges für eine gediegene und sommerliche Atmosphäre.

Lambs & Wolves » What If I

Es ist zwar schon einige Monate her, dass die Folk-Musiker von „Lambs & Wolves“ mit „Not a party at all“ ihr neues Album veröffentlicht haben. Dennoch sind Songs wie „What If I“ wie gemacht für den Winter. Eine leise melancholische Stimme, eine dezente Instrumentierung und fertig ist der wärmende Soundtrack für kurze und kalte Tage.

Fatcat » Without You

Tanzen, feiern, mitsingen. Das geht bei den Freiburger Funkern von Fatcat wunderbar. Im neuen Video „Without You” versuchen sie sich an einer Retro-Bandchoreo und scheitern mit Stil. Kenny Joyner drückt dem Sound mit seiner Stimme den Stempel auf. Wer die Band live gesehen hat, weiß aber: Die Jungs hintendran liefern genauso ab.

Al Jawala » Stronger

Ganze 20 Jahre sind die Jawals schon am Start. Mit „Stronger” haben die Balkan-Brass-Beat-Pioniere im April einen mitreißenden Powertrack rausgehauen, Autotune-Gesang inklusive. Es geht um „Togetherness” schreiben sie. Um das Gefühl, gemeinsam stärker zu sein. In einer Zeit ohne Konzerte ein Liebeslied für ihre Fans.

Unojah » Lockdown

Multi-Kulti-Reggae und World Music mischen die Unojahs. Und Sprachen. In „Lockdown” singt Chaldun auf Englisch, Deutsch und Arabisch. „Spread the Love” ist das Motto. Entspannter Vibe, smoother Beat, saubere Produktion. Wer lässige Vielfalt sucht, sollte hier reinhören – auch wegen des Gitarrensolos. Macht das Pandemie-Schlamassel irgendwie erträglicher.

Zweierpasch » La Vida (feat. El Flecha Negra)

Mit Wut im Bauch und dem Mic in der Hand machen Zweierpasch ihrem Ärger Luft. Ins Wasser gefallene Auftritte, verschobene Touren und geplatzte Proben nach einem Jahr Kulturstopp verarbeitet die HipHop-Band um die Zwillinge Till und Felix auf gewohnt lyrische Weise. Gerappt wird nicht nur auf Deutsch und Französisch, Tatán von Flecha Negra bringt Spanisch in den Mix. Laut statt lethargisch, optimistisch, nicht ohnmächtig – c’est la vida.

Chabezo » Actionfilm

Die Liebeserklärung an Actionfilme trifft ins Herz: Rasant, eingängig und so kurzweilig wie gutes Popcornkino rappt sich Chabezo alias Peter Stöcklin durch Parts voller Explosionen, Kugelhagel und holden Jungfern in Not. Durch die Hook kurvt der Frontsänger von Otto Normal stilecht im schwarzen Mustang und ballert seinen Hörer·innen die Klassiker von Arnie, Stallone und Co. um die Ohren.

El Flecha Negra » Quitapena (feat. Tiano Bless)

Kifferhymne, die selbst umnebelte Couch-Potatoes auf die Tanzflächen treibt. Pünktlich zum grünen Licht für die Legalisierung in Deutschland haben die fünf farbenfrohen Pfeile ein Video in Chile abgedreht: Neben Reggae-Beats und einer großen Portion Lebensfreude gibt’s Bau- und Konsumtipps vom Profi. Geraucht wird nur feinste Ware, die Samen stammen schließlich von Oma.

Quintin Copper & Nas Mellow » Breathe easy

Gute-Laune-Garantie: „Breathe easy“ nimmt Zuhörer·innen mit auf einen beschwingten Trip zurück in den Sommer. Laue Luft, leichte Laune, das Leben plätschert vor sich hin – so auch die Single der jungen Freiburger und Tübinger Musiker. Wer gerade am berühmt-berüchtigten Winter-Blues leidet, darf die Lautstärke voll aufdrehen und in Erinnerungen schwelgen.

Willman » Berg

Mine und Enno Bunger – wer die Musik von Willman hört, erkennt schnell, von wem sie inspiriert ist. Deutsche Texte, poppige Melodien und inspirierende Denkanstöße lautet die Devise. „Sich mal doof zu finden gehört irgendwie auch dazu“, schreibt das Duo auf YouTube etwa zu „Berg“. Die Message hinter dem deutschen Track: Jede·r ist gut so, wie er oder sie ist. Die eingängige Melodie überzeugt durch Willman-Sängerin Julia Laubers zarte Stimme.

Max Buettner Collective » Bad Dream (feat. Kenny Joyner)

„Bad Dream“ ist gerade den Füllfedern des Schlagzeugers und Producers Max Büttner entsprungen. Der Freiburger spielt hier auch Piano. Gefeatured ist Fatcat-Frontman Kenny Joyner. Thema sind die negativen Auswirkungen der Pandemie: „social Distance as a new Obsession“. Zwar ist Corona ein Motiv, das uns allen zum Hals raushängt. Aber ja, die 4. Welle fühlt sich an wie ein schlechter Traum. Ein bisschen jazzige Wehmut für uns alle.

Anhören
» Alle Songs Freiburger Tracks des Jahres findet ihr auch in den Spotify-Playlists „Freiburgs Tracks des Jahres“

Die Jury

Name: Till Neumann
Jobs: chilli-Redakteur und Musiker
Hört gerne: HipHop, Soul, Urbanes
Ist allergisch auf: Schlager und schlechte Texte

Name: Philip Thomas
Jobs: chilli-Redakteur
Hört gerne: Elektro und Techno
Ist allergisch auf: Deutsch-Pop und Nazis

Name: Liliane Herzberg
Jobs: chilli-Volontärin
Hört gerne: Indie, Techno, Weltmusik
Ist allergisch auf: Arien und Warteschleifen-Gedudel

Name: Pascal Lienhard
Jobs: chilli-Volontär
Hört gerne: Punkrock, Singer-Songwriter, Indie
Ist allergisch auf: Remixe einstmals guter Songs

Das sind Freiburgs Tracks des Jahres 2019