Lesung mit Christophe Boltanski und seinem neuen Buch „Das Versteck“ Kultur | 05.06.2018 | Erika Weisser

Als großes Textgebäude errichtet Christophe Boltanski in seinem neuen Buch das Haus seiner Großeltern in der Pariser Rue Grenelle. Kapitel wie „Küche“, „Arbeitszimmer“ oder „Salon“ bilden die Architektur des Hauses nach – bis zu einem geheimnisvollen „Zwischenraum“.
In diesem Schlupfwinkel zwischen Bad und Schlafzimmer fand der Großvater Etienne, Nachkomme russisch-jüdischer Migranten, während des Zweiten Weltkrieges 18 Monate lang Schutz vor den Nazis. Seine Frau hütete das Geheimnis, indem sie sich offiziell scheiden ließ und nicht einmal ihren Kindern etwas von der List verriet.
Trotz dieser schmerzhaften Geschichte bleibt das Haus für Boltanski ein Ort großer Freiheit: „Dieser unglaubliche Lebenshunger, die Momente der Trunkenheit, ja der Euphorie. Das Licht trotz der Finsternis.“ Über die Familiengeschichte der „Bolts“ spricht der Autor mit seinem Übersetzer Tobias Scheffel.
Christophe Boltanski: Das Versteck
Centre Culturel Français, Freiburg
Mittwoch, 6. Juni, 19.30 Uhr
Foto: © Julien Falsimagne