„Und morgen streiken die Wale“: packendes Theater im Klassenzimmer Kultur | 14.05.2024 | Till Neumann

Mel will die Wale retten. Schafft sie das?

Ein Klassenzimmer als Theatersaal – geht das? Ja, findet das Junge Theater des Theaters Freiburg. Es hat das 1-Personen-Stück „Und morgen streiken die Wale“ speziell mit und für Schulklassen konzipiert. Im April war Premiere am St. Ursula Gymnasium. chilli-Redakteur Till Neumann hat sich das angeschaut – und viele gebannte Gesichter gesehen.

Unfreiwillige Protagonistin

Viel braucht es nicht, um das Klassenzimmer an diesem Freitagvormittag in einen Theatersaal zu verwandeln: eine Schauspielerin, eine Musikbox, ein Projektor, ein paar Matten, etwas Sand und ein Megafon. Zum Start sitzt Mel (Clara Schulze-Wegener) nachdenklich auf dem Boden. Dann erreicht die 16-Jährige eine Nachricht, die alles ändert: Zehn Wale sind in der Nähe gestrandet. Sie eilt hin, macht sich ein Bild – und wird nach und nach immer tiefer in die Geschichte verwickelt – bis sie unfreiwillig in einem kleinen Boot zur Protagonistin des Dramas wird. Und dabei viel Risiko in Kauf nimmt.

Die Atmosphäre ist intim. Knapp 30 Schülerinnen des Mädchen-Gymnasiums sitzen auf dem Boden, lauschen konzentriert. Mel nimmt sie mit in ihre Welt – und stellt sich und dem Publikum Fragen: Wie viel kann eine Einzelne bewirken? Ist Aktivismus mehr Träumerei als Veränderung? Wie weit sollte man gehen für seine Ideale? 

Wilder Ritt: Mel macht sich alleine auf, um die Wale zu retten – und bringt sich selbst in Gefahr.

Schüler*innen entwickeln mit

Zeitungsschlagzeilen werden auf die Tafel projiziert. „Hoffnung“ hat die Schülerin da in Großbuchstaben draufgeschrieben. Und versucht mit einem Schwamm wegzuwischen, was gar nicht geht. Mit rot-weißem Flatterband hat sie eine Absperrung gebaut. Mit einem Megafon steht sie später auf dem Stuhl – oder springt wild über Tischreihen am Klassenzimmerrand und lässt ihren Emotionen freien Lauf. Packend ist das. Aber auch tiefgründig. Schulze-Wenger schafft es mit einem Mix aus ruhigen und energischen Phasen zu fesseln. Und erlebt am Ende eine Wendung der Geschichte, mit der Wohl kaum einer gerechnet hat. 

Dass das junge Menschen abholt, wundert nicht: Sterbende Wale, Umweltaktivismus, Social-Media-Reichweiten – das sind Themen aus ihrer Welt. Zumal das Stück unter Regie von Miriam Götz gemeinsam mit Schüler*innen entwickelt wurde. Dabei waren das Wentzinger Gymnasium Freiburg, eine Schule in Bötzingen und das St. Ursula Gymnasium Freiburg. 70 Minuten sind es am Schluss – und die fühlen sich viel kürzer an. 

Theater für die Schule

Das Junge Theater des Theater Freiburg bietet das Stück „Und morgen streiken die Wale“ für Gruppen ab 12 Jahren (Klasse 6) an. Das Klassenzimmerstück ist für Schulklassen buchbar. Eine Vorstellung kostet für eine Klasse (bis 35 Personen) 190 Euro. Zwei Klassen (bis 70 Personen) kosten 300 Euro. Mehr Infos gibt es auf  theater.freiburg.de/de_DE/wale. Buchungsanfragen gehen per E-Mail an junges@theater.freiburg.de.

Fotos: Theater Freiburg & Till Neumann

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