Unruhe vor dem Sturm: 14. Juli von Eric Vuillard Kultur | 10.08.2019 | Ewei

Im Juli 1789 herrschten ähnlich brütende Temperaturen wie an den eben überstandenen letzten Juni- und ersten Julitagen 2019.  Doch anders als hier und heute brauten sich vor 230 Jahren im absolutistischen Frankreich nicht nur klimatische, sondern auch heftige gesellschaftspolitische Gewitter zusammen; sie sollten Europa für immer verändern.

Éric Vuillard lässt die Leser in seiner in mitreißend bildhafter Sprache verfassten Erzählung „14. Juli“ die erstickende Hitze, die fiebrige Unruhe des Pariser Revolutionssommers förmlich selbst spüren. Ebenso wie die nach langen, zunehmend existenzbedrohenden Entbehrungen entstandene Wut unter den namenlosen Angehörigen des dritten Stands. Wie auch deren verzweifelten Umsturzwillen, der sich im Aufstand gegen die Herrschaft von König, Adel und Klerus und dem Sturm auf die Bastille Bahn brach.

Er schreibt aus der Sicht der verarmten Tagelöhner, kleinen Bediensteten, niederen Soldaten und völlig Besitzlosen, verleiht ihnen zuweilen auch eine würdige Individualität. Etwa dann, als zwei namentlich genannte Geschwister ihren Bruder identifizieren, der bei der Plünderung des luxuriösen Anwesens eines Unternehmers erschlagen worden war.  Ein erhellendes fiktionales Stück realer Zeitgeschichte.

Info

Von: Eric Vuillard
Verlag: Matthes & Seitz 2019
135 Seiten, gebunden
Preis: 18 Euro