Geschmackspolizei: Der SoundDreck … zum neuen Jahr 4Musik | 03.03.2023

Sounddreck

Die Freiburger Geschmackspolizei ermittelt schon seit 20 Jahren gegen Geschmacksverbrechen – nicht nur, aber vor allem in der Musik. Für die cultur.zeit verhaftet Ralf Welteroth fragwürdige Werke von Künstlern, die das geschmackliche Sicherheitsgefühl der Bevölkerung empfindlich beeinträchtigen.

Neues Jahr, alter Dreck oder neuer Dreck in alten Schläuchen? Egal, was immer auch kommen mag, es wird nicht besser. Früher, ja, da war noch alles besser. Außer das Schlechte. Bevor es jetzt zu philosophisch wird, biegen wir hier ab und beschäftigen uns wieder mit dem harten Alltag eines Geschmackspolizisten und dem gemeinen Audioverbrechen. Der Thrill und die Herausforderung sind weiter allgegenwärtig. Ein Beispiel? Wincent Weiss, Popbarde der seichten Sorte, mit einem dringlichen Statement (zum Berliner Silvester-Feuerwerk?), seinem „Feuerwerk“.

Wir hören da mal rein, so rein textlich:

Lass uns leben wie ein Feuerwerk, Feuerwerk, oh oh
Als wenn es nur für heute wär‘, oh oh
Denn dieser Augenblick kommt nie zurück
Lass uns leben wie ein Feuerwerk, Feuerwerk, oh oh
Die ganze Welt kann uns gehör’n, oh oh
Verbrenn’n wie Raketen Stück für Stück
Und leben wie ein Feuerwerk, Feuerwerk, Feuerwerk
Die Augen brenn’n, doch ich hör‘ auf mein
Gefühl
Geh‘ noch nicht heim, weil ich nichts verpassen will
Du weiß auch genau, wir hab’n das alles nur einmal

Das Lied ist schon etwas älter, aber unfreiwillig brandaktuell. Musikalisch so aufregend wie ein nasser Knallfrosch, zündet es textlich gewaltig, aber letztlich doch fehl. Einweg-Metaphern treffen auf Bilder, die sich ins Gedächtnis brennen und dort schwere Schäden anrichten. Berlin lässt grüßen.

Ergo: Finger weg von nicht von amtlichen Stellen zertifiziertem Feuerwerk als auch Liedgut.

Feurig grüßt, Ralf Welteroth