Wie wählen Betriebe ihre Azubis aus? Eine Analyse des BIBB KARRIERE & CAMPUS | 17.05.2018 | Volker Huber/BZ

Welche Anforderungen stellen Betriebe an Bewerber mit mittlerem Schulabschluss? Eine Befragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigt: Schulnoten, Bewertungen des Sozialverhaltens und unentschuldigte Fehltage beeinflussen die Bewertung.

Gleichzeitig wird deutlich, dass Betriebe mit Rekrutierungsschwierigkeiten eher bereit sind, schwächere Bewerber zu berücksichtigen, als Betriebe in günstigerer Ausgangslage.
Für die Studie sollten Betriebe anhand fiktiver Profile von Bewerbern angeben, wie wahrscheinlich es ist, dass diese im weiteren Auswahlverfahren berücksichtigt werden. Dabei zeigte sich:

  • Bei Bewerbern mit mittlerem Schulabschluss bleiben die schulischen Leistungen in Form von Schulnoten sowie Arbeits- und Sozialverhalten (unentschuldigte Fehltage und Kopfnoten) wichtige Kriterien.
  • Betriebe mit wenig Bewerbern sind eher bereit, Kandidaten mit etwas schlechteren Voraussetzungen in Erwägung zu ziehen.
  • Dass Betriebe in solchen Situationen grundsätzlich Abstriche bei ihren Auswahlkriterien machen, zeigt sich nicht.
  • Offensichtlich sind diese Kriterien nach Einschätzung der Betriebe auch bei Problemen auf dem Ausbildungsstellenmarkt unverzichtbar für das erfolgreiche Absolvieren einer betrieblichen Ausbildung. Die Studie liefert damit einen Erklärungsbaustein für die nach wie vor hohe Zahl unbesetzt bleibender Ausbildungsstellen.

BIBB-Präsident Professor Friedrich Hubert Esser appelliert an beide Seiten: „Alle Beteiligten sollten sich an ihre eigenen beruflichen Anfänge erinnern und sich vergegenwärtigen, mit welchen Fähigkeiten und Kenntnissen sie selbst ins Berufsleben gestartet sind.“ Betriebe sollten mehr Ausbildungssuchenden die Möglichkeit zum persönlichen Kennenlernen einräumen.

Die jungen Leute könnten zudem regional mobiler sein. Für Bewerber stiegen die Chancen, in einem Auswahlverfahren weiterzukommen, wenn sie eine Region in Betracht zögen, in der Betriebe händeringend Auszubildende suchen, so Esser weiter.

Aus Sicht von WZB-Direktorin Professor Heike Solga zeigen die Ergebnisse, dass es keine absolut gesetzten Ausbildungsanforderungen gibt und die Betriebe grundsätzlich in schwierigen Situationen auch schlechtere Bewerber berücksichtigen. „Diese Flexibilität sollte mehr genutzt werden, um unbesetzte Ausbildungsplätze zu öffnen“, so Solga. 

Die Studie

Für die Studie im Rahmen des „BIBB-Betriebspanels zu Qualifizierung und Kompetenzentwicklung“ wurden über 500 Betriebe anhand von knapp 3000 fiktiven Profilen von Ausbildungsstellenbewerberinnen und -bewerbern befragt. Weitere Informationen im BIBB-Report, Heft 2/2017: „Welche Anforderungen stellen Betriebe an zukünftige Auszubildende mit mittlerem Schulabschluss?“ Die Ausgabe steht als Download kostenlos im Internet zur Verfügung unter bibb.de/bibbreport

Foto: © dpa/Friso Gentsch