Auf zur Waldtraud: Tour zu Deutschlands höchstem Baum Freizeit | 12.06.2020 | Arwen Stock

Baum Waldtraud

Der Freiburger Stadtwald ist ein „Pantoffelwald“ erster Güte und wegen seiner guter Wege und der Vielfalt der Baumarten für verschiedenste Besucher attraktiv. Besonders reizvoll ist eine Tour vom Waldhaus zur „Waldtraud“, dem höchsten Baum Deutschlands.

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah: Wie wahr dieser Spruch ist, das können Wanderer im Freiburger Stadtwald erfahren. Neben dem Skulpturenpfad, dem Pilzlehrpfad und den Rundwegen im Arboretum, der wissenschaftlichen Baumsammlung dort, können Freunde der Superlative am Waldhaus eine schöne Tour zu Deutschlands höchstem Baum starten. „Waldtraud vom Mühlwald“ lautet der Name dieser Douglasie, die seit mehr als hundert Jahren oberhalb von Günterstal wächst. Bis dorthin sind es vom Parkplatz am Waldhaus gut vier Kilometer. Rund zwei Stunden Fußmarsch sollte man einplanen, denn unterwegs gibt es viel zu entdecken: Infotafeln an den Bäumen des Arboretums weisen auf die zahlreichen botanischen Besonderheiten hin, die fast den ganzen Weg bis dorthin säumen. Hier wachsen „Baumarten aus aller Welt“, genauer gesagt 1300 Arten aus fünf Kontinenten.

Mammutbäume und Buntspechte

Während das Waldhaus linker Hand zurückbleibt, geht der gut ausgebaute Wirtschaftsweg leicht ansteigend bergan. „Höchster Baum Deutschlands“ steht auf einem Schild aus Holz und weist den Weg. Vorbei an einem zersplitterten Baumstumpf zur Rechten führt die Tour weiter geradeaus und biegt vor der ersten Kurve nach links. Nun geht es stetig bergan. Wie Zwillinge stehen zwei stolze Mammutbäume am Wegesrand, eine Bank lädt schon hier zum Verweilen ein. Bis zur nächsten Weggabelung gibt es weitere botanische Schönheiten zu entdecken, beispielsweise eine exotische „Magnolia obovata“ aus Japan.

Ausblick Freiburg Günterstal

Idyllische Blicke auf dem Weg zum Riesenbaum.

Plötzlich flattert ein Waldbewohner in das Astloch eines Baumes rechts vom Weg: Ein Buntspechtpaar scheint dort sein Nest zu haben. Vermutlich sind die kleinen Piepmatze gerade hungrig, denn nachdem der farbenfrohe Vater wieder ausgeflogen ist, flattert das Weibchen vorsichtig von Ast zu Ast, immer näher ans Nest – als wollte es sagen: „Bitte nicht stören.“ Also weiter Richtung „Waldtraud“, beschattet von beeindruckend großen Buchen. Eine Bank zwischen den Riesen bietet Gelegenheit für eine Rast mit Ausblick auf Günters-
tal und das Kloster St. Lioba. In einer der nächsten Buchten am Wegesrand steht der „Stein der Liebe“, ein von der Witterung rund geschliffener Felsbrocken: Zwei Gesteine wurden in Urzeiten zu einem gepresst. Nur eine feine Linie verweist noch auf die einstige Getrenntheit. An der nächsten Gabelung dann ein Wegweiser mit dem Hinweis, dass die Hälfte geschafft ist: Zwei Kilometer sind es noch bis zum superlativen Ziel.

Arboretum weicht Buchenmischwald

Es geht weiter leicht bergan, nun aber in Kurven um die Bergfalten. Steil unterhalb des gut ausgebauten Wirtschaftswegs bleiben die Häuser Günterstals zurück. Bald geben größere Gruppen majestätischer Douglasien eine Vorahnung auf „Waldtraud“. Die botanische Exotik des Arboretums weicht immer mehr dem klassischen Bild der Vorbergzone des Schwarzwalds mit Buchen, Fichten, Tannen und Douglasien. Vor einer Holzhütte hält man sich links auf dem Hauptweg, und nach wenigen Kurven ist die letzte Weggabelung erreicht. Nur noch 500 Meter sind es zum Ziel, zu dem links ein Trampelpfad bergab führt.

Hier wächst sie, die berühmte Douglasie und das Ziel dieser Tour: „Waldtraud vom Mühlwald – höchster Baum Deutschland“ ist auf einer Holztafel zur Linken des mächtigen Stammes zu lesen. Zur Rechten ist aus einem anderen Stamm eine Art Liege gesägt, von der der Wanderer den Blick nach oben zur Krone richten kann. Was für ein mächtiger Baum! Bei der letzten Messung 2017 war er 66,58 Meter hoch. Trotz ihres hohen Alters von inzwischen 107 Jahren wächst die Riesin Jahr für Jahr etwa 30 Zentimeter.

Schild Waldtraud

Oberhalb des Freiburger Stadtteils Günterstal wächst die imposante Douglasie namens Waldtraut.

Für den Rückweg bieten sich verschiedene Varianten: Man kann den gleichen Weg zurücklaufen oder neue Pfade erkunden. Wer durch Günterstal wandern möchte, nimmt entweder den nächsten Wirtschaftsweg scharf rechts oder wählt eine Abkürzung über den ersten Trampelpfad, der kurz nach der Hütte rechts bergab führt. Vorsicht, an dieser Abzweigung gibt es kein Schild. Nach einer scharfen Kurve mündet dieser Pfad auf den Wirtschaftsweg und führt fast gegenüber weiter durch den Wald nach Günterstal.

Von Günterstal aus lässt es sich herrlich auf der einen oder der anderen Talseite zurückwandern. Die Wiesen laden zum Picknick ein. Bitte darauf achten, dass dabei nicht landwirtschaftliche Wiesenflächen beschädigt werden. Das Gras wird als Heu für die Kühe gebraucht, die die Milch für unsere Nahrung liefern.

Wer die Tour ganz bequem ausklingen lassen möchte, kann die Straßenbahn von Günterstal bis zur Haltestelle Wonnhalde nehmen und an der Wiese entlang zum Parkplatz laufen. Eine botanisch faszinierende Wanderung mit superlativem Höhepunkt, vielen Rückwegsoptionen und das Beste: Sie ist vor der Haustür, im „Pantoffelwald“.

Info
Länge: gut 4 km
Dauer: ca. 2 Stunden, Sanfte, kontinuierliche Steigung

Fotos: ©  Lars Bargmann, ars