Das schönste Fest der Welt: Freiburger trommelt bei Basler Fasnacht Freizeit | 24.02.2020 | Stella Schewe

Trommler

Joachim Kepplinger aus Freiburg lebt zwei Leben. In einem leitet er das Psychosoziale Gesundheitsmanagement an der Hochschule für Polizei in Villingen-Schwenningen. Im anderen ist er, als einer von wenigen Deutschen, Tambour bei der Basler Fasnacht.

Wie man als Deutscher zur Basler Fasnacht kommt? Joachim Kepplinger wurde sie quasi in die Wiege gelegt. Geboren wurde er nämlich am 16. Februar 1959 um 4.15 Uhr – in jenem Jahr der Montag nach dem Rosenmontag, wo in Basel gerade der Morgenstreich startete. „Ein Geburtsdatum, um das mich so mancher Basler beneidet“, erzählt er lachend. 1991 dann, während seines Studiums in Freiburg, erlebte er zum ersten Mal den Morgenstreich. „Ich war sofort entflammt. Beglückt und begeistert“, erinnert er sich. „Dieses Abtauchen in etwas komplett Anderes hat großen Eindruck auf mich gemacht.“

Joachim Kepplinger

Für Joachim Kepplinger ging ein Traum in Erfüllung.

 

Zehn Jahre lang besuchte er „als Zivilist“ die Basler Fasnacht, jeweils drei Tage und Nächte lang, bis zum „Endstreich“ am Donnerstag um vier Uhr. Dann spielte ihm der Zufall das Anmeldeformular einer Clique – also einer Basler Narrenzunft – in die Hände. Er füllte es aus, und wenige Tage später war er Mitglied der „Giftschnaigge“ (Giftspritzen). Zunächst nur als „Vorträbler“, was bedeutet, der Clique vorauszulaufen und Zettel mit satirischen Texten zum jeweiligen „Sujet“ zu verteilen, dem jährlich wechselnden Fasnachts-Motto.

 

„Selten so gekämpft“

 

Aber Kepplinger wollte mehr, er wollte Trommler werden: „Ich war damals 42 und hatte immer den Wunsch gehabt, ein Instrument zu lernen. Jetzt war mir klar, wofür ich diese Mühe auf mich nehme.“ Ab sofort übte er täglich. „Selbst im Urlaub, in Asien, hatte ich meinen Trommelbock dabei.“ Hinzu kam Unterricht in der Clique und privat, mehrmals pro Woche fuhr er dafür nach Basel. „Ich habe selten so um etwas gekämpft“, blickt der heute 60-Jährige zurück. „Ich wollte unbedingt dabei sein – das half mir, die harte Zeit des Lernens zu überstehen.“

25 Märsche galt es auswendig zu lernen – so gut, dass sich beim Laufen im Dunkeln kein Fehler einschleicht. 2007, nach sechs Jahren und Tausenden Stunden des Übens, war es schließlich so weit: Kepplinger durfte „ins Spiel“ wechseln – für einen Deutschen eine große Ehre. Bei den Guggenmusikern gebe es einige, erzählt er, bei den Tambouren und Pfyffern dagegen nur wenige. Dennoch erlebe er die Fasnächtler als offen. „Wenn man sich dafür ehrlich interessiert und einsetzt, dann ist man gerne gesehen“, sagt er. Schließlich mangele es so mancher Basler Clique, wie vielen anderen Vereinen auch, an Nachwuchs.

Manchmal stelle er sich schon die Sinnfrage, räumt der Psychologe ein. Das Hobby sei aufwendig: Bis auf zwei Pausen nach Fasnacht und im Sommer „wird das ganze Jahr über getrommelt“. Und die „drey scheenschte Dääg“ selbst seien auch gesundheitlich eine Herausforderung, mit „wenig Schlaf, fettem Essen und Alkohol“. Doch im Gegensatz zur hiesigen Fasnacht spiele der Alkohol eine deutlich geringere Rolle – die Basler Fasnacht habe einen ganz anderen Charakter. „Sie geht mehr nach innen als nach außen“, beschreibt es Kepplinger. „Wir sind mit ganz viel Inbrunst bei der Sache. Für mich ist sie das schönste Fest der Welt.“

 

Fotos: © Richard Dietrich,  Rainer Wilkening