Über Stock und Stein: Der Premiumwanderweg Belchensteig Freizeit | 10.11.2019 | Erika Weisser

Panoramabild Schwarzwald

Der Belchensteig bietet fast alles. Gut zu bewältigende Anstiege, leichtes Dahinschlendern, Bachgeplätscher, eine Gipfelbesteigung mit Rundsicht – und einen stellenweise höchst anspruchsvollen Abstieg zum Ausgangspunkt der Tour.

Schon die Anfahrt im voll besetzten Bus hat abenteuerliche Momente: Je weiter sich die schmale, steile Straße vom Münstertal hinauf zum Wiedener Eck  windet, desto öfter haben selbst absolut höhenangstfreie Passagiere Schwindelgefühle. Besonders in den engen Kehren und Kurven der aussichtsreichen Strecke – dort, wo jeder Gegenverkehr zur Herausforderung wird. Dort, wo der Straßenrand nur um Haaresbreite von den schroff abfallenden Abhängen entfernt scheint. Und dort, wo Absperrungen und Baumaschinen darauf hindeuten, dass auch ein Fels bröckeln kann.

Dank der Besonnenheit des Busfahrers kommen alle Fahrgäste wohlbehalten auf der Passhöhe beim Berghotel „Wiedener Eck“ an. Hier sind es von der Haltestelle zum Ausgangspunkt des Rundwanderwegs „Belchensteig“ nur wenige Schritte. Überblick über den Verlauf der Route, die man in beide Richtungen begehen kann, bietet eine Orientierungstafel. Faltblätter mit einer kleinen Karte und den wichtigsten Angaben zum Wegverlauf zum Mitnehmen liegen ebenfalls bereit – als Orientierungshilfe für unterwegs.

Die vorgeschlagene und dem Uhrzeigersinn folgende Richtung führt zunächst auf einem breiten, nur wenige Meter von der gut befahrenen Passstraße entfernten Wiesenpfad die ersten Höhenmeter hinauf. Bald biegt die Straße ab; zwischen solarstrombetriebenen Weidezäunen und üppig sprießenden Pilzen am Wegesrand geht es gemütlich und fast verkehrslärmfrei sanft bergan. Ein grandioser Ausblick eröffnet sich: über das Wiedener Tal hinweg zum Feldberg und zu anderen Schwarzwaldgipfeln. Viele Wanderer sind nicht unterwegs. Wo wohl all die anderen Busreisenden geblieben sind?

Bevor der Weg in ein kleines Waldstück führt, kommt es zu einer vermutlich auch auf dem Belchensteig nicht alltäglichen Begegnung: Ein prächtiger Uhu wird von einer jungen Frau mit armschützender Ledermanschette spazieren getragen. Er beobachtet die Umgebung – und vor allem die Passanten – mit größter Aufmerksamkeit. Seinem scharfen Blick entgeht sicherlich auch der andere Greifvogel nicht, der in großer Höhe und freier Wildbahn beuteausschauhaltend über die Wiesen kreist.

Uhu und Frau

Unverhofft kreuzt eine Frau mit Armmanschette und Uhu darauf den Wanderweg.

Beeindruckt von dem unverhofften Erlebnis geht es weiter auf dem Schotterweg zum Lückle, vorbei an vereinzelten Schwarzwaldhöfen, in den Wiesengrund des malerischen Hintergrundbachtals. Hier endet die Gesellschaft des plätschernden Bachlaufs und verwinkelte Wege über mehrere Grundstückgrenzen führen nach Untermulten, einem kleinen Weiler, der aus wenigen Häusern und zwei Gasthäusern besteht. Zwar laden diese mit ihren blumengeschmückten Terrassen und einer verlockenden Karte zum Verweilen ein. Doch es sind ja erst knapp vier Kilometer zurückgelegt; etwa zehn – plus die Besteigung des Belchengipfels – liegen noch vor dem Wanderer.

Eine halbe Stunde später, an der Talstation der Belchenbahn, ist die Versuchung schon groß, in einer Gondel einfach über die nächsten zwei Kilometer mit ihren 300 Höhenmetern zu schweben. Und die berühmten und anstrengenden „Donauwellen“ von oben zu betrachten. Doch der Wanderehrgeiz siegt.

Die Ausdauer wird belohnt. Beim Gasthaus „Belchenhaus“ angekommen, eröffnet sich ein Blick, der keineswegs nur wegen des strengen Windes atemberaubend ist: Der Blauen und die anderen Schwarzwaldberge, die Vogesen, der Schweizer Jura, die Alpenkette scheinen zu Füßen zu liegen – das Wiesental und die Oberrheinebene tun es wirklich. Endlich geht es zur Einkehr: Die sonnenbeschienene Terrasse vor dem Belchenhaus hat auch bei großem Andrang immer genügend Plätze, auf denen man bei herzhaftem Vesper oder köstlichem Kuchen eine Pause machen kann.  Der Aufbruch fällt schwer, so schön ist es hier.

Doch beim Gipfelkreuz ist es fast noch schöner: Hier fühlt man sich wie auf dem Dach Südbadens, kann sogar die Hochhäuser Freiburgs erkennen. Nun beginnt der anstrengendste und insbesondere nach Regentagen nicht ganz ungefährliche Teil der Rundwanderung. Über Stock und Stein führt ein extrem schmaler und steiler Pfad in engen Serpentinen hinunter zur Krinne – da hat man keinen Blick mehr für die Aussichten, die sich unterwegs auftun. Nach diesem Abstieg und auf dem vergleichsweise bequemen Weg über den Heidstein zum Wiedener Eck steht der Vorsatz für das nächste Mal fest: die Wanderstöcke nicht vergessen.

Info:
Vom Bahnhof Bad Krozingen aus gelangt man mit der Regionalbahn nach Münstertal. Dort geht es mit dem Bus 291 zum Wiedener Eck. Von Freiburg (bzw. Basel) aus ist man mit der alle zwei Stunden funktionierenden Verbindung etwa eine Stunde unterwegs.

Zu beachten ist, dass die Teilstrecke vom Belchengipfel zur Krinne (und umgekehrt) im Winter und bei regnerischem Wetter nicht zu empfehlen und auch oft gesperrt ist.

Dauer: 4 ½  Stunden
Länge: 14,3 Kilometer
Aufstieg: 312 Höhenmeter
Abstieg: 312 Höhenmeter

Belchenhaus

Das Belchenhaus ist nur dann geschlossen, wenn der Seilbahnbetrieb eingestellt ist. Ab 10 Uhr gibt es hier eine kleine, feine Auswahl an einfachen, schmackhaften Vespern sowie täglich wechselnde Eintöpfe und andere warme Speisen. Zu beachten ist auch das Kuchensortiment. An schönen Tagen ist der Andrang recht groß, da empfiehlt es sich, für das Anstehen in der Selbstbedienungs-Schlange genügend Zeit mitzubringen.

Belchenhaus

 

Info:
Belchen 1
79677 Schönenberg
Tel.: 07673/2 81
www.belchen-seilbahn.de

 

Fotos: © Erika Weisser