Freiburger Start-up "fairjeans" verkauft fair hergestellte Hosen STADTGEPLAUDER | 06.12.2016
Hoher Wasserverbrauch, unmenschliche Produktion, giftige Stoffe: Blue Jeans werden oftmals unter fragwürdigen Umständen produziert. Zwei Freiburger haben das satt. Vor etwa einem Jahr gründeten Walter Blauth und Miriam Henninger fairjeans. Ein Start-up für in Europa produzierte Hosen. Bisher verkaufen sie ein einziges Modell – und das mit großem Erfolg.
Etwa 8000 Liter Wasser braucht man für eine Jeans. Stone-Washed-Modelle sind besonders schlimm: Fast zwei Kilo Chemikalien werden benötigt, um die blaue Hose zu bleichen. „Es ist bitter, dass darüber nicht ausreichend berichtet wird“, sagt fairjeans-Chef Blauth. Mit seiner Geschäftsidee will der 58-Jährige wachrütteln.
Der gelernte Fotograf bietet gemeinsam mit Miriam Henninger (36) eine Alternative an. Die fairjeans. Sie wird in Europa produziert, um die Transportwege kurz zu halten. Alle Produzenten sind den beiden persönlich bekannt. Verwendet wird Bio-Baumwolle, bezahlt werden faire Löhne. Die Hosen sind GOTS-zertifiziert, müssen damit strenge ökologische Kriterien einhalten.
„Die, die von uns hören, sind begeistert“, berichtet Blauth im fairjeans-Laden in der Vauban. Auf mehreren Stangen hängen die Hosen. Ein einziges Modell. In drei Farben: Mittelblau, Dunkelblau, Businessblau. Die kleine Auswahl sei sogar ein Vorteil, sagt Blauth: „Die Männer sagen, es sei noch nie so einfach gewesen, eine Hose zu kaufen.“
Dirk W. kann das bestätigen. Der 43-jährige Oberbayer hat den Laden bei einem Freiburgbesuch entdeckt. „Ich habe eine Hose probiert und sie hat gepasst“, erinnert er sich. Etwa fünf Minuten habe das gedauert. Im Geschäft sei er länger geblieben: „Meine Frau hat noch 30 Minuten gequatscht.“ Das Modell hat die beiden überzeugt. Der Stoff sei weich, das Gefühl gut.
600 Hosen habe man bisher verkauft, berichtet Blauth. Bis Ende 2017 soll sich die Zahl verdoppeln. In etwa zwei Jahren wollen Blauth und Henninger fairjeans hauptberuflich betreiben. Bisher machen sie das nebenher.
Während des Interviews am Freitagnachmittag kommt kein Kunde. Das kann auch am Online-Verkauf liegen. Rund die Hälfte der Ware wird über den digitalen Shop vertrieben. Nach Hamburg, Berlin, Dresden – bundesweit. Das nötige Quäntchen Glück hatte Blauth mehrfach: Über eine Crowdfunding-Kampagne sammelte er rund 10.000 Euro. Henninger, früher als Produktentwicklerin für große Modelabels tätig, entwarf ein Modell und landete einen Volltreffer: „Die Hose passt fast jedem.“ Acht von zehn Kunden, die sie anprobierten, kauften sie auch. Sogar Frauen entschieden sich hin und wieder dafür.
Zwischen 99 und 119 Euro kostet die fairjeans. „Wir wollen zeigen, dass auch in der Preisklasse eine faire Jeans angeboten werden kann“, sagt Blauth. Würde er ausschließlich in Deutschland produzieren, stiege der Preis auf 180 Euro. Keine Option. Für Kunden wie Dirk W. ist der Preis „absolut gerechtfertigt“. Jede Markenjeans koste ihn dasselbe.
Der studierte Philosoph Blauth nennt sich selbst Visionär: „Mir ist wichtig, wie es der nächsten Generation geht.“ Kürzlich war er mit Henninger in Polen, um die Manufaktur zu besichtigen, die ihre Hosen herstellt. Dabei haben sie ein Video gedreht, das Mitte November erscheinen soll. Im Frühjahr wollen sie ein Damenmodell an den Start bringen. Das zu entwerfen und zu produzieren koste jedoch mehrere Tausend Euro. Dafür suchen sie einen Investor.
Glaubt Blauth seinem Konfektionierer, hat er nicht ewig Zeit, um sein Start-up zu etablieren. In drei, vier Jahren sei die fairjeans kein Nischenpodukt mehr, sagt dieser. Blauth macht das keine Sorgen. „Wir sind sicher, dass das Konzept gut ist.“ Wirtschaftlich obendrein. Was soll da in die Hose gehen?
Text: Till Neumann / Fotos: © Walter Blauth/fairjeans