Dokumentarschauspiel „Die Ehemaligen“ Kultur | 15.02.2023 | Erika Weisser

Dokumentarschauspiel „Die Ehemaligen“: ein Mann mit Hirschmaske

Zwei Klöster prägen das frühere Dorf Günterstal am Fuß des Schauinslands: St. Lioba, bis heute Mutterhaus der Benediktinerinnen, am Sternwaldrand – und die ehemalige Zisterzienserinnenabtei in der Ortsmitte. In diesem Gebäude wurde 1894 ein Waisenhaus eingerichtet; bis ins Jahr 1975 betreuten Vinzentinerinnen hier nicht nur verwaiste, sondern auch uneheliche Kinder und Jugendliche.

Zwischen 1940 und 1978 lebten hier tausende Kinder – und die wenigsten von ihnen haben gute Erinnerungen an die Zeit. Gewaltsame und strafende „Erziehung“ war an der Tagesordnung, miserable Lebens- und Entwicklungsbedingungen nicht hinterfragte Norm. Viele verließen das Heim traumatisiert, trugen das Erlebte als Bürde durch ihr Leben, sprachen kaum darüber.

Bis der Historiker Dirk Schindelbeck im Auftrag der Waisenhausstiftung vor gut zehn Jahren zu recherchieren begann und schließlich Licht in ihre Geschichte brachte. Mit einer zweibändigen Dokumentation, in der etwa 90 „Ehemalige“ zu Wort kommen. Einige dieser Zeitzeugen haben sich jetzt aufgemacht, ihre Biografien gemeinsam mit dem Seniorentheaterensemble „Die Methusalems“ auf die Bühne zu bringen – und mit Menschen, die zwar der gleichen Generation angehören, die aber in ganz anderen Welten lebten, verspätete Freundschaften einzugehen. Seit 2020 haben die Akteure gemeinsam mit Regisseur Veit Arlt das Dokumentarschauspiel erarbeitet – man darf gespannt sein.

Die Methusalems: Dokumentarschauspiel „Die Ehemaligen“
Theater Freiburg, Kleines Haus
Premiere: Freitag, 17. Februar, 20 Uhr
www.theater.freiburg.de

Foto: © Herbert Pielmaier