Hüte, Wembley und Harmonie: The Rehats setzen auf Teamgeist und Ohrwürmer Kultur | 05.05.2020 | Till Neumann

Band The Rehats

Das Timing ist denkbar ungünstig. Oder doch nicht? In Shutdown-Zeiten bringen The Rehats eine Platte raus. Die vier Freiburger droppen damit nach fünf Jahren ihr erstes Album. Mit Indie, Pop und Folk, der zum Träumen einlädt. Dem chilli verraten die Musiker, wofür ihr Herz schlägt.

Corona hat auch die Rehats durcheinandergewirbelt. Am 29. Mai soll ihr Debütalbum erscheinen. Diskussionen, das Release zu verschieben, habe es gegeben, erzählt Bandleader Johannes Stang (Zweiter von links). Doch der Entschluss steht Mitte März fest: durchziehen.

Zwölf Songs haben sie auf „Nothing but the Truth“ gepackt. Mit eingängigen Melodien, Wohlfühlgitarren und Mitsingrefrains. „Jede Menge Songs mit Ohrwurmcharakter“, sagt Stang. Sicher ist: Seine Stimme bleibt hängen, obwohl er nie Gesangsunterricht hatte. „Ich weiß nicht, was ich mache, ich mache es einfach“, berichtet der 31-jährige Grundschullehrer und lacht.

Das Quartett komplettieren Michael Simon am Schlagzeug, Maximilian Steffens an der Gitarre und Nadine Traoré am Bass. Die gebürtige Pariserin ist auch stimmlich dauerpräsent. Meist dezent im Hintergrund. Doch wer die Platte bis zum Schluss hört, entdeckt sie als Leadsängerin auf Französisch in „Monsieur Romantique“.

Als Referenzen nennen die Rehats Mumford & Sons, The Kocks oder auch AnnenMayKantereit. Ihre englischen Lieder erzählen von großen und kleinen Momenten: Es geht um Liebe, Freundschaft und Abschiede. Ein Eckpfeiler ist „Nothing but the Truth“. Die Single erscheint am 17. April, ist aber eigentlich ein alter Hut. Schon 2017 haben die Rehats den Song auf YouTube veröffentlicht. Auch ihre Debüt-EP hieß so. Jetzt gibt’s ihn in neuem Gewand zu hören.

Band The Rehats

Ziehen durch: Die vier Freiburger von The Rehats wollen sich von der Corona-Krise nicht vom Kurs abbringen lassen. Ihr Album „Nothing but the Truth“ erscheint wie geplant am 29. Mai.

Angefangen hat alles mit einem Facebook-Aufruf von Johannes Stang. Als Singer-Songwriter stellte er Solosachen ins Netz und suchte Mitstreiter. Bald war das Quartett zusammengestellt. Mehr als 100 Shows haben sie seit 2016 gespielt und waren unter anderem im Deutschlandfunk zu hören.

Das Album bringen sie über das Indie-Label Neil Grant Music Production raus. Fürs Recording haben sie in Köln Produzent Wolfgang Stach getroffen. „Der hat schon mit Bands wie Jupiter Jones gearbeitet“, erzählt Stang. An vielen Details sei dabei geschliffen worden. Ein aufwendiger Prozess, der sich gelohnt hat: „Gut Ding will Weile haben, wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, sagt Stang.

Gleiche Leidenschaft – in jeder Lebenslage

Die Releasetour startet im Herbst – wenn Corona das zulässt. Die Laune verderben lassen sie sich nicht: „Wir haben die Leidenschaft für ein und dieselbe Sache“, sagt Maximilian Steffens. „In jeder Lebenslage.“ Auch sein Bandkollege Michael Simon sieht das Kollektiv als Trumpf: „Jeder von uns hat eine besondere Stärke, die er in die Bandgemeinschaft einbringt.“ Das bestätigt Nadine Traoré. Sie findet: „Die Unterschiede fallen weg, wenn wir zusammenspielen.“

Eine eingefleischte Truppe also – mit Ambitionen. Stang hofft auf Festival-Shows und Radioairplays. Ihr fein produzierter Pop ist mainstream- tauglich. Kritiker könnten sagen: zu schmusig. Kanten und Ecken gibt’s kaum. Fans dürften die gefühlvollen Lieder aber in Dauerschleife hören. Denn die Rehats schaffen mit ihrem Debüt ein richtig rundes Ding.

Wo sie das am liebsten zeigen würden? Auf dem Southside Festival, sagen die drei Musiker. Traoré denkt schon weiter: „Das Wembley Stadium wäre doch mal ein Anfang.“

Fotos: © The Rehats, Marvin Mears