Neue Räume für die Freiburger Kunstszene – Stadt Freiburg kauft das Gebäude des Morat-Instituts Kultur | 17.04.2024 | Jennifer Patrias

zwei Weiße hallen Viel Platz: Die drei Hallen mit den hohen Decken bieten gerade für Künstler optimalen Platz, während die Bibliothek in Zukunft in neuem Glanz erstrahlt.

Freiburgs Kunstszene hat ein Platzproblem. Die städtische Galerie L6 muss Ende Juni aus der Lameystraße ausziehen. Eine Zusammenarbeit mit dem Morat-Institut bringt der Stadt nun neue Möglichkeiten: Das Gebäude an der Lörracher Straße 31 mit knapp 2000 Quadratmetern soll in Zukunft nicht nur die städtische Galerie L6, sondern auch andere Künstler·innen unterbringen. Ein Glücksfall.

Von außen lässt das gelbe Haus mit den Graffitibemalungen nicht darauf schließen, dass sich im hinteren Teil drei riesige Hallen und ein kleinerer Raum befinden. Und auch das eher unscheinbare, renovierungsbedürftige Foyer und die großen Papierstapel am Treppenabgang in den Keller zeigen nicht, dass hier in den letzten 40 Jahren Kunstgeschichte geschrieben wurde. Und doch erfüllt es einen beim Eintreten in die gewaltigen Hallen mit Ehrfurcht. Links vom Foyer sind in einem Raum Bilder in dicken Glaskästen ausgestellt. Durch eine rahmenlose Tür geht es in die erste Halle. An den Wänden hängen Kunstwerke. Die Deckenhöhe ist gewaltig, das Dach abgeschrägt, durch große Dachflächenfenster kommt viel Licht herein. Auch die beiden anderen Hallen, die durch Türen übers Foyer betretbar sind, sind bis auf einige spektakuläre Bilder und zwei Skulpturen leer.

 Bibliothek

Hinter einer unscheinbaren Tür, die von weitem wie ein Teil der Wand aussieht, befindet sich die Bibliothek, in der rund 50.000 (!) Bücher gelagert sind. Die Bücherregale ächzen unter dem Gewicht, der typische Duft der alten Raritäten hat sich festgesetzt. Auch mehrere Werke von Dürer sind dort untergebracht, fein säuberlich aufgereiht. Im Gebäude sind zudem rund 7500 Grafiken, 500 Gemälde und Skulpturen, die die Besucher in den vergangenen 40 Jahren bestaunen konnten.

Im November sind die Institutsgründer Eva-Maria und Franz Armin Morat in den Ruhestand gegangen – und haben die Sammlung und das Gebäude ihren Söhnen Daniel und Robert übergeben. Damit die Kunstwerke in Freiburg verbleiben und das Rathaus das Gebäude als Ort der Kunst und Kultur bewahren kann, haben Stadt und die Familie Morat eine Kooperation beschlossen, die auch den Kauf der Hallen beinhaltet.

„Attraktiven Ort der Kultur zukünftig sichern und erhalten“

Am 19. März hat der Gemeinderat dem Erwerb der Liegenschaft für 1,61 Millionen Euro zugestimmt. Aktuell beschäftigt sich das Rathaus mit dem Kaufvertragsentwurf, zeitnah soll ein Notartermin vereinbart werden. „Sobald das geschehen ist, geht die Immobilie an die Stadt über“, sagt Pressesprecher Kolja Mälicke. Finanziert wird das Projekt maßgeblich durch eine „hohe“, aber nicht konkret genannte Summe der Mäzenin Gertraud Hurrle. „Mit ihrer außergewöhnlichen und sehr großzügigen Spende möchte sie diesen ganz besonderen Ort mit seinen einzigartigen Ausstellungshallen als attraktiven Ort der Kultur zukünftig sichern und erhalten“, sagt Mälicke. Die Südhalle, die Bibliothek und die Lagerflächen sollen unter anderem für wissenschaftliche Aufarbeitungen und die Inventarisierung der Sammlung dienen. In Halle zwei wird die städtische Galerie L6 umziehen. Zudem sollen Initiativen und Vereine aus der Freiburger Kunstszene, vor allem diejenigen, die keine festen Räumlichkeiten haben, die Hallen mitbenutzen können.

Gebäude mit großer Geschichte: 40 Jahre stellte die Morat-Stiftung ihre Werke der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Gebäude mit großer Geschichte: 40 Jahre stellte die Morat-Stiftung ihre Werke der Öffentlichkeit zur Verfügung.

„Dazu entwickeln wir ein tragfähiges Nutzungskonzept, sind aber noch in der Planungsphase“, sagt Mälicke. Dabei immer im Blick: die verschiedenen Akteure der Bildenden Kunst und deren Rahmenbedingungen. Proberäume soll es keine geben, denn das Gebäude soll auf ausdrücklichen Wunsch der Familie und der Mäzenin vor allem der Bildenden Kunst zur Verfügung stehen.

Für die nötige Sanierung stehen, unter anderem durch die Spende von Hurrle, zunächst 580.000 Euro zur Verfügung. Sie sollen vor allem für den Brandschutz, für die Barrierefreiheit und die Erweiterung der Toilettenanlage genutzt werden. „Wir schaffen einen Ort für die Freiburger Kunstszene, an dem sich die unterschiedlichsten Initiativen und Vereine entfalten dürfen. Genau das brauchen wir, um unsere Stadt als lebendige Kulturstadt voranzubringen“, sagt Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach.

Fotos: © Jennifer Patrias