So ein Käse! – Die Käseroute in der REGIO Kultur | 07.10.2024 | Marianne Ambs

Käse Aus regionaler Herstellung und bester Qualität: Käsegenuss für jeden Geschmack.

Würziger Bergkäse, duftender Weichkäse, frischer Bibiliskäs. Die Käsevielfalt im Südschwarzwald können Genießer in 17 Hofkäsereien entdecken.

Im Schwarzwald ist gewiss nicht alles Käse, doch es gibt ihn dort in unerwartet großer Vielfalt. Im Südschwarzwald haben sich 17 Hofkäsereien zur „Käseroute“ zusammengetan. Zu erkennen sind die Hofkäsereien am grünblauen Logo des „Naturparks Südschwarzwald“. Wer alle Höfe der Käseroute besuchen will, der sollte eine gute Portion Hunger mitbringen und Urlaub einplanen, denn die Hofkäsereien liegen weit auseinander. Von der Schopfheimer Chäs-Chuchi im Süden bis zur Dorerhofkäserei in Elzach, von der Münstertäler Käserei Glocknerhof im Westen bis zu „Le Frombaar“ in Hüfingen reicht die Region, in der die Käsereien verstreut sind. Auf der Spur der Käseroute gibt es viel zu entdecken. Der Blick geht in die Weite – über Felder, Wiesen und dunkle Wälder. Im Spätsommer liegen die Höfe eingebettet in üppiges Grün, Wolkenberge türmen sich auf. Kühe, Ziegen und Schafe begleiten die Wandernden mit neugierigem Blick.

Köstliche Vielfalt

Die Hofkäsereien im Südschwarzwald bieten eine große Vielfalt an köstlichen Käsesorten. In den Hofläden finden sich Bibiliskäs, Weichkäse und würziger Bergkäse. Die Höfe verkaufen außerdem fast alles, was der Schwarzwald zu bieten hat: zum Beispiel Joghurt, Quark, Sahne und Butter, knuspriges Holzofenbrot, süße Marmeladen und Honig, Liköre, Schinken, Speck und Räucherwürste. Wer einfach vorbeischaut, trifft vielleicht niemanden an. Besser ist es, sich telefonisch anzukündigen oder beim geplanten Besuch die Öffnungszeiten der Hofläden zu berücksichtigen. Doch es gibt auch Höfe mit Selbstbedienungsläden und viele Höfe haben feste Stände auf Wochenmärkten in Freiburg und in der Regio.

Auf 1000 Metern Höhe

Mit Wanderschuhen sind die Hofkäsereien rund um Schluchsee und Hinterzarten gut zu erreichen. Im kleinen Weiler Äule, einem Ortsteil von Schluchsee, liegt der Hof Till nicht weit von der Straße entfernt. Auf dem Bergbauernhof auf 1000 Metern Höhe ist die Bewirtschaftung beschwerlich. Die mageren Böden und steilen Lagen verlangen Anne-Kathrin Till-Spatz und Johannes Till einiges ab. Das Paar bewirtschaftet seit 2021 in zweiter ­Generation den Demeter-Hof mit Käserei. Auf der Bergweide über dem Schluchsee grasen Mutterkühe, Kälber und Milchziegen. Die Tills haben ein Faible für alte Rassen. Neben Hinterwälder Mutterkühen weiden auf den Bergwiesen Thüringer Waldziegen; sie gehören der letzten einheimischen Ziegenrasse in Deutschland an. Die artenreichen Bergwiesen mit ihren würzigen Kräutern sind die Basis für die gehaltvolle Milch für die Käserei. Hier stellt Anne-Kathrin Till-Spatz Demeter-Berg­se, Frischkäse und Ziegen­käse her. Der Hof Till bietet auch Wurstwaren und Fleisch an. Was die Tills auf 1000 Metern Höhe produzieren, kann auf dem Loretto­markt und auf dem Wochenmarkt St. Georgen in Freiburg eingekauft werden.

Hof Till
Wo: Äule 9, 79859 Schluchsee
Hofladen geöffnet täglich
(außer Mittwoch und Sonntag)
von 15 – 18 Uhr
www.hof-till.de

Käseauswahl

Kerzenleuchter im Kirschbaum

Auf der nordwestlichen Seite des Schluchsees liegt im Ortsteil Fischbach am Ende des Talmattenwegs der Talmattenhof. Einer Schatzsuche gleicht der Fußmarsch den Weg hinunter. Unterwegs lädt eine Ruhebank mit Ausblick in das malerische Fischbachtal zur Rast ein. Gesellschaft leisten den Wandernden rostige Milchkannen – kopfüber auf Stecken aufgepflanzt – und ein Vogel­käfig, der im knorrigen Baum neben der Bank platziert wurde. Den Weg zum Hof säumen zudem ein Kerzenleuchter im Apfelbaum, Kunstwerke aus Ästen und neugierige Ziegen. Der typische Schwarzwaldhof der Familie Baier gleicht einem mit kunstvoller Hand gestalteten Museum. Da gibt es Schaukästen mit alten Kaffeetassen, ein lauschiges Plätzchen unter Bäumen und ein bunter Bauern­garten. Die Bäuerin hat ihrer Kreativität freien Lauf gelassen.

Spezialitäten im Hofladen des Talmattenhofs sind würziger Bergkäse sowie Schnitt-, Weich- und Frischkäse. Auch Hausmacher-Wurst und -Speck werden angeboten. Wer länger bleiben will, um rund um den Hof weitere erstaunliche Entdeckungen zu machen, der kann in die Ferienwohnung einziehen. Im Herbst locken die Wanderwege und im Winter kommen Skisportler auf ihre Kosten: ­Direkt neben dem Talmattenhof liegt der Skilift Fischbach.

Talmattenhof
Wo: Talmattenweg 3, 79859 Schluchsee, Ortsteil Fischbach
Hofladen geöffnet Donnerstag,
15–17 Uhr und nach Vereinbarung
www.talmattenhof-schluchsee.de

Fischbachtal

Der Talmattenhof im Fischbachtal mag es kreativ.

Hofladen mit Vesperbänken

Wanderwege und Fahrradpisten kreuzen sich beim Mathislehof auf der Oberzartener Höhe. Hier treffen sich Wanderer, Biker und Urlauber zum Einkaufen und Genießen. Der Mathislehof betreibt eine ammenbezogene Kälberaufzucht für seinen Partnerhof, den Untermühlbachhof in St. Georgen im Schwarzwald. Hier wie dort wird biologisch-dynamisch gewirtschaftet, der Käse kommt vom Untermühlbachhof. Der Hofladen in der ehemaligen Dreschtenne des Hofes ist reich bestückt. Die Käsetheke ist angefüllt mit allem, was der Käseliebhaber sich wünschen kann. Junger und reiferer Vorderwälder Bergkäse, verfeinert mit Wiesenkräutern und anderen Zutaten, Joghurt, Quark, Bibiliskäs und Frischkäse drängen sich in der Auslage. Frisches Brot, Mehl, Emmer­nudeln, Wurst vom Rind und vom Schwein, Schinken und Seitenspeck gibt es ebenso wie Leberwurst in der Konserve und frisches Fleisch.

Andere Produkte von Partnern kommen dazu – vom Speckbrettle über Schwarzwälder Brände und Honig bis zum Kaiserstühler Wein. Wer nach einer längeren Wanderung hungrig und durstig beim Mathislehof einkehrt, der kann sich von Donnerstag bis Sonntag an einen der rustikalen Tische vor dem Laden setzen. Frisch gebackener Zwetschgen- oder Apfelkuchen, ein Käsebrettle und ein kühles Getränk gibt es im Hofladen, der gleichzeitig auch eine Vesperstube ist. Manchmal heißt es warten, etwa wenn ein älterer Herr die halbe Käsetheke probieren will und schließlich mit einer prall gefüllten Einkaufstasche den Laden verlässt. Doch das ist kein Problem, denn wer hier einkehrt und einkauft, hat Zeit mitgebracht – genießt die familiäre Atmosphäre oder dreht eine Runde in der Umgebung.

Mathislehof
Wo: Oberzartener Weg 2, 79856 Hinterzarten
Hofladen und Vesperladen geöffnet Donnerstag
und Freitag, 13 – 18 Uhr sowie Samstag und
Sonntag, 10 – 18 Uhr
Erntedankfest am Sa., 5.10., ab 12 Uhr
www.waelder-gbr.de

 

Melkseminar gefällig?

Nicht weit hinter Freiburg im Dreisamtal, umgeben von den drei Schwarzwaldtausendern Feldberg, Schauinsland und Hinterwaldkopf, liegt der Jungbauernhof von Dorothea Mayer. Seit 2007 wird auf dem Jungbauernhof nach Bioland-Richtlinien gewirtschaftet. Die Kühe sind von März bis November jeden Tag auf der Weide, von Mai bis September sogar Tag und Nacht. Das Winterfutter besteht fast ausschließlich aus Heu, im Sommer bestimmt die Weide, was die Kühe genießen. Auf dem Jungbauernhof gibt es täglich frische Rohmilch – außer im Januar und Februar, wenn die Kühe ihre Kälber austragen.

Wer seine Flasche mitbringt, der kann seine Milch am Milchautomaten selbst zapfen, im Selbstbedienungsladen gibt es zudem die Erzeugnisse der hofeigenen Käserei. Es gibt Rohmilch-Frischkäse, Rohmilch-Quark und Naturjoghurt. Zudem werden Rinderwürste vom eigenen Vieh sowie Apfelsaft und Schnaps von den eigenen Streuobstbäumen angeboten. Nebenan weiden die Kühe unter knorrigen Bäumen. Dorothea Mayer gibt gerne Einblick in die bäuerliche Arbeit auf ihrem Hof. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Melkseminar? Nach Absprache dürfen Erwachsene und Kinder, gerne in Gruppen oder auch alleine, bei der täglichen Stallarbeit mitanpacken und die Hofbesitzer alles über Kühe, Kälber und Landwirtschaft fragen. Im Melkstand können Besucher beobachten, wie die Kühe gemolken werden und wer will, kann in der Melkergrube auch selbst Hand anlegen. Termine für die „Melkseminare“ können von Juni bis November vereinbart werden. Wer melken lernen will, der muss allerdings früh aufstehen; Schon um 6.30 Uhr geht es los – jeden Tag.

Jungbauernhof
Wo: Dietenbach 3
79199 Kirchzarten
Der Selbstbedienungsladen ist
immer geöffnet.
www.jungbauernhof-kirchzarten.de

 

Fotos: © Hof Till, mam, Hochschwarzwald Toursimus GmbH,