Subkultur im Aufwind: Jubel über Nachtmanager, Verein gründet sich Kultur | 18.04.2021 | Till Neumann

Mixing Endlich wieder aufdrehen: Das Nachtleben in Freiburg wartet auf einen Neustart. Aus dem Gemeinderat gibt‘s dafür eine Finanzspritze.

Paukenschlag in der Kulturkrise: Der Freiburger Gemeinderat gibt grünes Licht für eine deutliche Erhöhung des Budgets für das Popbüro. Damit soll Freiburg unter anderem eine(n) Nachtmanager·in bekommen. Getrom­melt dafür hatte auch die IG Subkultur, die zum Verein wird.

Kulturaktivist: Markus Schillberg

Kaum war die Nachricht da, begann das Spekulieren. Wer könnte die oder der Nachtmanager·in werden? Ein Freiburger Portal nannte zehn Namen. „Die Debatte ist eine Frechheit“, sagt Markus Schillberg von der IG Subkultur. Viel wichtiger sei, erst einmal das Stellenprofil zu erarbeiten.

Die Debatte zeigt: Der Jubel ist groß über die unverhoffte Stelle. Die IG Subkultur hatte 25.000 Euro für den Posten gefordert. Die JUPI-Fraktion erhöhte das Budget jedoch auf 70.000 Euro – und fand mit Grünen und SPD/Kulturliste eine Mehrheit. Damit gibt es zu den 25.000 Euro für den Popsupport Tilo Buchholz weitere 70.000 Euro obendrauf. JUPI beantragt, damit eine neue Stelle zu schaffen, die das Popbüro um Buchholz ergänzt.

Die IG Subkultur verbucht den Erfolg auch für sich. Zuletzt hatte die Interessengemeinschaft konkrete Forderungen erarbeitet und dafür ein Netzwerk aufgebaut: Gemeinsam mit den Initiativen „Kultur Rettung Freiburg“ und „Kulturgesichter0761“ haben sie die Kultur­agenda 2021 entwickelt. Darin fordern sie unter anderem vom Rathaus zusätzliche Freiflächen für Events, eine Plattform für Room-Sharing, die Stelle des Nachtmanagers und die Wiedereinrichtung der Stabsstelle Veranstaltungsmanagement. Letztere soll die Organisation von Veranstaltungen vereinfachen: „Das war bisher immer ein Dschungel, ein Hin- und Hergeschiebe zwischen den Ämtern“, sagt Johannes Lutz von der IG Subkultur. Es fehle eine Task Force mit festen Ansprechpartner·innen.

„Er ist kein Allheilmittel“

Ob der Nachtmanager den Trubel um den Späti hätte verhindern können? „Er ist kein Allheilmttel“, sagt Schillberg, der sich mit dem Thema intensiv befasst hat. Dennoch hätte eine solche Stelle etwas bewirken können.

Die IG Subkultur möchte wachsen: Für Juni steht eine Vereinsgründung an. Schillberg erhofft sich mehr Handlungsfähigkeit. Dank festem Personal, einem eigenen Konto und dem Vereinsstatus. Möglich seien beispielsweise Klagen gegen städtische Auflagen. Bisher hätten sie das nur als Privatpersonen machen können. „Die IG Subkultur war sehr lose“, sagt Johannes Lutz. Flache Hie­rarchien wolle man zwar beibehalten, aber mit dem Verein Leute und Initiativen zusammenbringen, die bisher eher nebeneinander als miteinander gearbeitet hätten.

Zugesagt ist ein runder Tisch mit dem Rathaus und Szenevertreter·innen am 23. April. Lutz und Schillberg hoffen auf Kulturevents im Sommer: „Corona kann für die Bewegung sogar eine Chance sein“, finden sie. Jetzt könne man Forderungen zu Freiflächen stellen, die vorher unmöglich gewesen seien.

Auch JUPI-Stadtrat Sergio Pax begrüßt die Bündelung von Kultur­initiativen: „Lange gab es nix, jetzt ganz viel, ich bin happy damit“, sagt Pax. Vielleicht könnte sich sogar ein Dachverband entwickeln.

Foto: © pixabay.com/Free-Photos

Kreativer Konter: IG Subkultur formiert sich