Suche nach Symbiose: Der Freiburger Frederik Heisler tanzt auf vielen Hochzeiten Kultur | 11.01.2020 | Till Neumann

Frederik Heisler

Medizinstudent, Schlagzeuger, Familienvater. Der Freiburger Frederik Heisler wandelt zwischen vielen Welten. Sein Werdegang ist geprägt von überraschenden Wendungen. Am 13. Januar tritt der 31-Jährige beim Jazzkongress Freiburg auf.

Frederik Heisler

Frederik „Fred“ Heisler

Die Tage sind eng getaktet bei Frederik Heisler. Gerade kommt er von der Uni. Fürs Interview hat er nicht viel Zeit – die Familie wartet. Am Abend hätte er im Waldsee spielen sollen. Doch das hat er ausnahmsweise abgesagt. Wegen einer Erkältung. Ersatz am Schlagzeug ist gefunden.

Ein Medizinstudium und das Leben als Berufsmusiker, geht das zusammen? „Meine Familie hält mir den Rücken frei“, erzählt Heisler. Das Studium sei „voll machbar“. Der große Kerl mit der kleinen roten Mütze auf dem Kopf hat gerade Windeln gekauft. Jetzt sitzt er in seiner Altbauwohnung im Stühlinger, Frau und Kinder sind nebenan.

Der Wandel zwischen den Welten wurde ihm in die Wiege gelegt. Mutter Antje Hecker-Heisler ist Musikerin, Vater Alexander Arzt und ZMF-Gründer. „In unserem Haus war immer Musik“, erzählt der gebürtige Köndringer. Als Knirps war er bei den Soundchecks der ZMF-Stars dabei, turnte bei Konzerten unter den Tribünen durch.

Mit 11 Jahren hatte er seine erste Band. Als 13-Jähriger spielte er Konzerte in Jugendzentren. Mit 15 begleitete er den Saxofonisten von James Brown. Nach dem Abi schrieb er sich für ein Medizinstudium an der Berliner Charité ein – und wurde genommen. Kurzerhand entschied er sich aber dennoch für ein Jazz-Studium in Basel.

Beim Auslandsjahr in Barcelona lernte er ein Wort, das ihn bis heute prägt: disfrutar. Genießen. „Es ist weniger wichtig, ob ich alle Kicks treffe, viel wichtiger ist es, den Moment zu leben“, sagt Heisler. Kunst ist daher eine Suche nach Flow: „Ich versuche, alle Bremsen zu lösen.“ Als Drummer möchte er andere Musiker glänzen lassen: „Ich will ihnen was providen.“ 2012 gründete er „Mama Magnet“. Ein Ensemble aus rund 15 Musikern. Dazu gibt’s die kleineren Ableger Mini.Magnet und Neo Magnet. Außerdem spielt er in zwei Jazz-Trios.

Nur Musik reicht ihm dennoch nicht. Ein Jahr nach dem Abschluss in Basel schrieb sich Heisler an der Uni Freiburg ein: Hier studiert er im 10. Semester Medizin. Er möchte – wie sein Vater – Landarzt werden. Der sei „ein großes Vorbild“. Nicht weil er das ZMF gegründet habe oder Arzt ist, sondern weil er ihn als Mensch und Freund bei allem unterstütze. Support kann Heisler gebrauchen. Sein zweites Baby ist gerade zur Welt gekommen. „Die Familie steht vor allem.“ Dann kommen die Jobs. „Musik ist mein kleiner heiliger Ort“, sagt Heisler. Nur das Business sieht er kritisch. Da gehe es zu viel um Klicks und Likes statt um guten Sound.

Für „Fred“ Heisler ist der beste Instrumentalist nicht gleich der spannendste. Wichtiger sei die Symbiose in einer Band. „Ich will Kumpels spielen sehen, die keine Angst vor Risiko haben, die ihre Insider haben, die gemeinsam auf der Couch pennen.“ So sei das bei Mama Magnet. Und so ist es in seinem Leben. Als Vater, Student und Musiker. „Ein Tanz auf der Rasierklinge“, wie Heisler sagt. Aber ­einer, der ihn mit Sinn erfüllt.

Live

Frederik Heisler ist am Montag, 13. Januar, mit seinem Trio Amster im Gasthaus/Hotel Schützen in Feiburg zu sehen. Start ist um 20.30 Uhr. Der Eintritt kostet 15 Euro, ermäßigt 12 Euro. Schüler und Studenten zahlen 10 Euro. Mehr Infos auf www.jazzkongress.de/frederik-heislers-amster und www.fredheisler.com.

Foto: © Felix Groteloh & Juli Richter